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Grüne Zukunft
Die mit den Visionen

Diese Sieben wollen die Welt verbessern.
Diese Sieben wollen die Welt verbessern. | Foto (Detail): © Adobe

Von Leuten, die sich anschickten, die Welt zu verändern: Diese sieben Wissenschaftler*innen, Unternehmer*innen und Aktivist*innen setzen sich in Deutschland für eine nachhaltigere Welt ein und arbeiten aktiv an der Gestaltung ihrer Zukunftsträume.
 

Von Johannes Zeller

Heike Freund: Die mit der Fusionsenergie

Die Wirtschaftsingenieurin und Expertin für Lasertechnologie Heike Freund verfolgt eine altbekannte und immer noch hochaktuelle Vision für die Zukunft der CO2-freien Energieerzeugung: den Traum der Fusionsenergie. Das Münchner Start-Up Marvel Fusion, dessen Geschäftsführerin Freund ist, hat kein geringeres Ziel als die Stromerzeugung zu revolutionieren. Ein internationales Team aus Fusionswissenschaftler*innen und Expert*innen aus dem Bereich Laser- und Nanotechnologie bereitet derzeit einen Testreaktor vor. Der dafür angedachte Brennstoff – Wasserstoff-1 und Bor-11 – soll keinen radioaktiven Müll verursachen. „Fusionsenergie kann die Welt verändern. Es ist eine sichere und saubere Energiequelle, die den Energiebedarf der Welt decken könnte“, erklärt Freund ihre Faszination für diese Form der Energiegewinnung. Die Stromerzeugung kann revolutioniert werden, davon ist Wissenschaftlerin und Unternehmerin Heike Freund überzeugt. Die Stromerzeugung kann revolutioniert werden, davon ist Wissenschaftlerin und Unternehmerin Heike Freund überzeugt. | Foto (Detail): picture alliance/SZ Photo/Friedrich Bungert

Harald Welzer: Der mit den Gegenmodellen

In den letzten 120 Jahren hat sich die Masse der Mensch-gemachten Objekte etwa alle 20 Jahre verdoppelt. „Die Welt wird in immer noch wachsender Geschwindigkeit von einer natürlichen in eine künstliche oder besser: von einer lebendigen in eine tote umgewandelt“, kommentiert der Soziologe und Professor für Transformationsdesign Harald Welzer diesen Trend. Seit Jahrzehnten kritisiert der Bestsellerautor die Verschwendungssucht unserer Gesellschaft. Zugleich sucht Welzer unnachgiebig nach positiven Zukunftsvisionen: Seine Stiftung Futurzwei sammelt Beispiele für kleinere und größere Utopien und real existierende Gegenmodelle zum Wegwerf-Kapitalismus. Eine „Karte des Gelingens“ lädt dazu ein, hunderte nachhaltige Projekte im ganzen deutschsprachigen Raum kennenzulernen – von der Erdöl-freien Chemiefabrik bis zur fair gehandelten Computermaus. Soziologe Welzer ist auch gern gesehener Gast in Talkshows, wie hier 2020 bei Markus Lanz. Soziologe Welzer ist auch gern gesehener Gast in Talkshows, wie hier 2020 bei Markus Lanz. | Foto (Detail): © picture alliance/Geisler-Fotopress/gbrci

Oliver Riedel: Der Recycling-Recycler

Als „Chief Executive Optimist“ bezeichnet Oliver Riedel, Gründer der Biofabrik in Dresden, seinen Beruf. Seit 2011 verfolgt sein Unternehmen keine geringere Mission als die Wiederverwertung von Rohstoffen zu revolutionieren: die Biofabrik-Gruppe entwickelt nachhaltige Technologien zur Energieerzeugung, Nahrungsmittelproduktion und Abfallentsorgung. Seinen Aha-Moment hatte Riedel, als ihm auf einer Motorradtour in Indien bewusst wurde, wie in Entwicklungsländern mit Plastik umgegangen wird: „Dort hatte ich die Idee, dass wir das Ganze dezentralisiert machen müssen. Weg von großen Fabriken, hin zu kleinen Containern, die neben dem Dorf stehen, wo Menschen Geld dafür bekommen, Plastikmüll zu bringen und aus dem gebrachten Plastik dann Produkte entstehen.“ Mit ihren Containerlösungen für Entwicklungsländer wollen Riedel und seine Mitstreiter*innen mehrere Fliegen mit einer Klappe schlagen: Verminderung des Mülls, Re- und Upcycling von Abfallstoffen in Energie und Kraftstoff und ein sicheres Einkommen für Müllsammler*innen. Und um die Verwendung von fossilen Rohstoffen zu verringern, hat die Biofabrik nebenbei auch noch einen zu 100 Prozent biologischen Flüssigdünger aus Weidegras entwickelt. Biofabrik-Gründer Riedel steht in einer „WastX Plastic“-Anlage, in der Plastikabfall zu Öl verarbeitet wird. Biofabrik-Gründer Riedel steht in einer „WastX Plastic“-Anlage, in der Plastikabfall zu Öl verarbeitet wird. | Foto (Detail): © picture alliance/dpa/dpa-Zentralbild/Robert Michael

Christoph Meinel: Der mit der Cloud

Christoph Meinel ist eigentlich Informatiker und Professor für IT. Als Direktor des Hasso-Plattner-Instituts in Potsdam fasziniert ihn aber vor allem das Potenzial moderner Kommunikationstechnologien für digitale Bildung: „Dieses Potenzial zu nutzen, ist ein wichtiger gesellschaftlicher Auftrag.“ Die von seinem Institut entwickelte Plattform openHPI bietet kostenlosen Zugang zu sogenannten MOOCs (Massive Open Online Courses –– „riesige offene Onlinekure“), in denen sich bereits hunderttausende Teilnehmende verständlich-vermitteltes Hochschulwissen online aneignen. Digitale Allgemeinbildung für alle – und zwar gratis – das ist die Vision, die Meinel und openHPI verfolgen. Digitale Allgemeinbildung für alle: Mit diesem Ziel gründete Christoph Meinel, Dekan an der Universität Potsdam, die Bildungsplattform openHPI. Digitale Allgemeinbildung für alle: Mit diesem Ziel gründete Christoph Meinel, Dekan an der Universität Potsdam, die Bildungsplattform openHPI. | Foto (Detail): © HPI / Kay Herschelmann

Aida Schreiber: Die Elektrisierte

Viel unterwegs, vor allem in Mali und Niger: Die Solarcontainer von Aida Schreiber und ihrem Mann  Torsten versorgen Dutzende Dörfer mit grüner Energie.  Viel unterwegs, vor allem in Mali und Niger: Die Solarcontainer von Aida Schreiber und ihrem Mann Torsten versorgen Dutzende Dörfer mit grüner Energie. | Foto: © Africa GreenTec 2014 reisten Aida Schreiber und ihr Ehemann Torsten durch Aidas Geburtsland Mali. Als sie dort beobachteten, wie viel Strom mit verschwenderischen Erdöl-Generatoren produziert wurde, wurde dem klimabewussten Ehepaar klar: Der Einsatz für den Klimaschutz beginnt in Subsahara-Afrika. Hier, wo mehr als die Hälfte der Bevölkerung keinen Anschluss an das Elektrizitätsnetzwerk hat. Dabei ist klimafreundlicher Strom eine Grundvoraussetzung, um der Bevölkerung vor Ort eine Perspektive zu bieten. Dort, wo Strom fließt, verbessert sich das Leben der Menschen, es entstehen kleine Betriebe und Arbeitsplätze. Aida Schreiber und ihr Ehemann ergriffen die Initiative und gründeten Africa GreenTec. Das Unternehmen produziert mobile Solarcontainer, die sich in nur zwei Tagen aufbauen lassen und günstig in der Anschaffung sind. Mittlerweile werden so Dutzende Dörfer vor allem in Mali und Niger mit Energie versorgt. Die Vision von Africa GreenTec ist es, nachhaltig produzierte Energie selbst in den entlegensten Gebieten zugänglich zu machen.



Felix Finkbeiner: Der Baumpflanzer

In der vierten Klasse hielt Felix Finkbeiner ein Schulreferat über den Klimawandel und versuchte seine Mitschüler*innen dazu zu motivieren, Bäume zu pflanzen. Gesagt, getan – die Initiative Plant-for-the-Planet war geboren, drei Jahre später wurde dank seinem Projekt bereits der millionste Baum gepflanzt. 2011 sprach der damals 14-Jährige vor der Generalversammlung der Vereinten Nationen: „Wir Kinder wissen, dass die Erwachsenen die Herausforderungen und die Lösungen kennen. Wir verstehen nicht, warum so wenig passiert“, sagte er damals und wurde damit zu einem wichtigen Vorredner der Fridays For Future-Bewegung. Plant-for-the-Planet ist weiterhin aktiv und wächst beständig, organisiert Workshops und motiviert Menschen auf der ganzen Welt, für neue Bäume zu spenden. Bis heute sollen es über 77 Millionen sein, die von Plant-for-the-Planet und Partnerorganisationen gepflanzt worden sind. Felix Finkbeiner ist mittlerweile einer der wichtigsten Vorredner der Fridays For Future-Bewegung. Felix Finkbeiner ist mittlerweile einer der wichtigsten Vorredner der Fridays For Future-Bewegung. | Foto (Detail): © picture alliance/dpa/Lino Mirgeler

Juliane Kronen: Die mit den Sachspenden

Die promovierte Betriebswirtin Juliane Kronen ist seit Jahrzehnten auf dem internationalen Wirtschaftsparkett präsent. Heute tritt sie jedoch vor allem als Gründerin und Geschäftsführerin von innatura auf – einem Unternehmen, das Sachspenden für wohltätige Zwecke vermittelt. Die Geschichte von innatura beginnt im Jahr 2011 mit 200.000 Flaschen falsch-beschriftetem Haarshampoo. Kronen, damals Unternehmensberaterin, bekam Wind davon, dass der Hersteller die Ware verzweifelt loszuwerden versuchte und ging auf verschiedene Hilfsorganisationen zu. Doch auch diese wussten mit solchen Unmengen an Shampoo nichts anzufangen. Kronen fand heraus, dass deutsche Firmen jährlich fabrikneue Waren im Wert von sieben Milliarden Euro wegwerfen. Die Gründe dafür wirken oft marginal: ein falsches Etikett, ein winziger Produktionsfehler, eine geringfügig abweichende Abfüllmenge. Kronen sah das wirtschaftliche, soziale und umweltschonende Potenzial darin, diese Produkte zu nutzen: Innatura sammelt solche Waren, lagert sie und gibt sie später gegen eine kleine Gebühr an gemeinnützige Organisationen weiter. Schon in den ersten beiden Jahren konnte innatura Sachspenden im Wert von knapp drei Millionen Euro an über 300 wohltätige Organisationen vermitteln. Kronens Motivation? „Ich dachte mir, da kann ich nochmal ganz andere Hebel ziehen, als nur zu versuchen, die Dividende eines DAX-Konzerns um weitere 0,03 Prozent zu erhöhen.“ Von der Unternehmensberaterin zur Sozialunternehmerin: Mit innatura vermittelt Juliane Kronen aussortierte Ware an gemeinnützige Organisationen. Von der Unternehmensberaterin zur Sozialunternehmerin: Mit innatura vermittelt Juliane Kronen aussortierte Ware an gemeinnützige Organisationen. | Foto (Detail): © Selina Pfrüner

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