Film Sonne und Beton

Sonne und Beton Foto: © Constantin Film Verleih

Di, 11.06.2024

20:30 Uhr

Palermo, Cinema Rouge et Noir

Im Rahmen von Altre Rive 2024

Deutschland 2023 / 119 Min. / Originalfassung mit italienischen und englischen Untertiteln / Sizilianische Erstaufführung

Regisseur David Wnendt wird anwesend sein.
Einführung durch Carlo Chatrian, ehemaliger künstlerischer Leiter der Berliner Filmfestspiele


Sommer 2003, Neukölln, ein heruntergekommener Stadtteil im Süden Berlins. In diesem Teil der Stadt, wo in den heißen Jahreszeiten die Sonne den Beton der Schulen, Krankenhäuser und Sozialwohnungen aufbricht, verbringt Lukas seine Tage mit seinen drei gleichaltrigen Freunden Julius, Gino und Sanchez. Gemeinsam versuchen sie, der Gewalt der Gangs, der Sprachlosigkeit mit ihren Eltern und älteren Geschwistern und der Gleichgültigkeit einer Welt zu entkommen, die nicht zu kommunizieren weiß, sondern nur schlägt und schießt. Als Lukas in einen Konflikt zwischen zwei Gangs gerät und eine der Gruppen droht, ihm und seiner Familie Schaden zuzufügen, falls er eine Schuld von 500 Euro nicht begleichen kann, sieht er sich gezwungen, drastische Entscheidungen zu treffen und seine drei Freunde in einen äußerst riskanten Diebstahl zu verwickeln.

Die Familien der vier Jugendlichen sind entweder weit weg oder abwesend. Lukas' Vater hat wieder geheiratet und möchte seine beiden Söhne, Lukas und Marco, verleugnen, um mit Karin ein neues Leben zu beginnen. Sanchez' Mutter macht Überstunden, um das Nötigste für ihren draufgängerischen Sohn zu verdienen. Julius' älterer Bruder hat sein Zuhause in einen Zufluchtsort für Kokainabhängige verwandelt. Ginos Vater ist gewalttätig, schlägt seinen Sohn und seine Frau und ist völlig blind für die emotionalen Bedürfnisse des Jungen.

Mit Sonne und Beton, seinem fünften Spielfilm, wählt David Wnendt eine empathische Perspektive und begleitet die Wege der Jugendlichen, ohne zu urteilen. Er findet ein Gleichgewicht zwischen ihrer kindlichen Unschuld und der zerstörerischen Tendenz der Welt, sie gewaltsam zu Erwachsenen zu machen. Im blendenden Gelb einer drückenden Hitze wird der Film zu einem generationellen Porträt, zu einer anthropologischen und urbanistischen Frage über die Zukunft eines sich selbst überlassenen Mikrokosmos, der nicht nur ghettoisiert, sondern auch von innen heraus gebrochen ist. Die Figuren scheinen voneinander zu parasitieren, und Wnendts Blick wird zu einer Karte, um die menschlichsten und ehrlichsten Beziehungen aufzuspüren und zu zeigen, wo Verrat, die häufigste Währung, vermieden werden kann.

Basierend auf dem Bestseller von Felix Lobrecht, ist Sonne und Beton ein Coming-of-Age-Film über Jugendkriminalität, ein jugendliches Ringen zwischen Kindheit und Erwachsensein. Der Film dramatisiert nicht nur potenziell wahre Geschichten, sondern belebt mit neorealistischer Verve eine moralische Parabel aus der Vorstadt und spricht im Präsens, auch wenn Lukas ein Nokia-Handy benutzt und soziale Netzwerke nicht thematisiert werden. Eine kriminelle Erziehung, die versteht, zuhört, ihre jungen Protagonisten begleitet und deren Freuden und Verzweiflungen mit einem aufrichtigen Blick einfängt.


David Wnendt, geboren 1977, stammt aus Gelsenkirchen. Aufgrund der diplomatischen Tätigkeit seines Vaters Werner wächst er in Islamabad, Miami, Brüssel, Prag, Bonn und Meckenheim auf. Mit 18 Jahren studiert er ein Jahr an der FAMU in Prag, bevor er nach Berlin zieht, wo er seit Ende der 1990er Jahre als Techniker, Regisseur, Produktionsassistent und Cutter im Filmgeschäft tätig ist. 2011 schließt er sein Studium an der Hochschule für Film und Fernsehen "Konrad Wolf" in Potsdam mit dem Film Kriegerin ab, nachdem er während des Studiums weitere Kurzfilme gedreht hat, die ihm mit California Dreams (2005) bereits wichtige Auszeichnungen wie den Preis für den besten Kurzfilm beim Interfilm Berlin einbrachten. Kriegerin gewinnt den Drehbuchpreis bei den Deutschen Filmpreisen und die beste Regie – Young Film bei den Bayerischen Filmpreisen, während der große Erfolg von Feuchtgebiete (2013) ihn zum Festival von Locarno und zu einem Millionenpublikum in Deutschland bringt. Sein bekanntester Film Er ist wieder da (2015) wird weltweit vertrieben. 2018 gründete er die Produktionsfirma Seven Elephants, mit der er Sonne und Beton produzierte, der bei der Berlinale 2023 in der Sektion Special Gala präsentiert wurde.


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Regie: David Wnendt
Drehbuch: David Wnendt, Felix Lobrecht
Kamera: Jieun Yi
Schnitt: Andreas Wodraschke
Musik: Enis Rotthoff, Konstantin „Djorkaeff“ Scherer, Phil The Beat
Ton: Paul Rischer
Besetzung: Levy Rico Arcos, Rafael Luis Klein-Heßling, Vincent Wiemer, Aaron Maldonado-Morales, Luvre47, Wael Alkhatib, Lucio101, Jörg Hartmann, Imran Chaaban, Franziska Wulf
Produktion: Fabian Gasmia, David Wnendt
Produktionsfirma: Seven Elephants

Webseite des Verleihs: www.seven-elephants.de
E-Mail des Verleihs: info@seven-elephants.de


Altre rive ist eine Initiative der Deutschen Botschaft Rom und des Goethe-Institut Palermo.

In Zusammenarbeit mit den 
Internationalen Filmfestspiele Berlin, dem Harun Farocki Institut Berlin und dem Cinema Rouge et Noir

Unter Schirmherrschaft der Stadt Palermo

Mit Unterstützung von Flixbus

Organsation von SudTitles

Eintritt 3,50 Euro, wenn nicht anders angegeben

Info: altrerivefestival@gmail.com
Cinema Rouge et Noir, Tel. +39 091 6613507

Altre rive 2024 - Partner Graphik: © Goethe-Institut Palermo

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