Gewalt gegen Frauen bekämpfen
Angst haben wir keine, trotz alledem
Am 26. November 2020 findet auf der Plattform Zoom „Angst haben wir keine, trotz alledem!“ statt, eine wichtige Veranstaltung, die bedeutende italienische und deutsche Institutionen im Kampf gegen geschlechtsspezifische Gewalt zusammenführt. Medienpartner ist das Goethe-Institut. Hervorgegangen ist die Initiative aus den gemeinsamen Bemühungen der Italienischen Botschaft in Berlin, der UIM Germania, des Comites Berlin und des Online-Magazins „Il Mitte“, das sich an Italiener*innen in Deutschland richtet.
Ziel ist es, konkrete Hilfe für Frauen anzubieten, die häusliche Gewalt erleiden und nicht wissen, was sie in ihrer Problemlage tun sollen – besonders in einer von der Pandemie beherrschten Zeit, in der Isolation und Einsamkeitsgefühle zunehmen.
Bei den italienischen Migrantinnen wird all das durch ein Gefühl der Entwurzelung verstärkt, und manchmal auch durch Probleme, die mit mangelnder Kenntnis der Sprache und der örtlichen Institutionen zusammenhängen. Verschärfend kommt ein Klima hinzu, in dem der gesundheitliche Notstand und eine drohende Wirtschaftskrise die gesamte Aufmerksamkeit vereinnahmen. Daraus erwuchs die Notwendigkeit einer Veranstaltung, die das gemeinschaftliche Engagement gegen geschlechtsspezifische Gewalt unterstreichen soll.
Die Antwort der deutschen Institutionen und die Liste der Teilnehmenden
Eine sofortige Reaktion kam vom Berliner Senat. Dieser wird vertreten durch Barbara König, Staatssekretärin in der Senatsverwaltung für Gesundheit, Pflege und Gleichstellung, und durch Karin Hautmann, Leiterin des ebenfalls in der Senatsverwaltung für Gesundheit, Pflege und Gleichstellung angesiedelten Referats „Frauen in besonderen Konflikt-/Lebenslagen“. Dem Publikum Rede und Antwort stehen wird auch Michael Bendix-Kaden von der Zentralstelle Prävention des LKA Berlin. Teilnehmen werden außerdem die bekannte Rechtsanwältin und Bürgerrechtsaktivistin Seyran Ateş und Alessandra Menelao, Leiterin der italienischen Beratungsstellen „Gegen jegliche Form von Gewalt“ des Gewerkschaftsbundes UIL. Letztere wird einen Einblick in den Umgang mit der Problematik in Italien geben.Durch eine Reihe von praxisbezogenen Ratschlägen erfährt das Publikum, was bei Fällen von häuslicher Gewalt zu tun ist. Die Beteiligten möchten das Thema nicht theoretisch behandeln, sondern konkrete Informationen liefern: zu Opferhilfeprogrammen in Berlin, Schutzangeboten der örtlichen Polizei, einem Netz von nützlichen Nummern und Kontaktstellen sowie zur Möglichkeit, psychologische Unterstützung beim schwierigen Emanzipations- und Befreiungsprozess zu erhalten.
Im zweiten Teil der Veranstaltung kann das Publikum sich mit Fragen direkt an die Redner*innen wenden.
Ausführlich zur Sprache kommen auch Vorschläge zur Verbesserung bestehender Dienste, etwa durch eine Erweiterung des italienischsprachigen Beratungsangebots in Berlin. In diesem Sinne wird die Zusammenarbeit zwischen Italien und Deutschland noch wichtiger: Die beiden Länder können einander durch konstruktiven Austausch und eine Mobilisierung von Ressourcen viel Unterstützung bieten.
Prävention statt Gedenken, und ein gemeinsamer Kampf zur Verbesserung des Systems
So lautet das Ziel der beteiligten Akteure, Symbol zweier Länder, die hier zusammenkommen, um eine nur scheinbar mit Berlin zusammenhängende Problematik zu beschreiben. Eigentlich spiegelt sich darin ein globales gesellschaftliches Übel, das weltweit Millionen Opfer verursacht und eine breit angelegte, systembezogene Antwort erfordert.Es ist kein Zufall, dass sich viele Regierungen, und so auch die italienische, für die Bekämpfung geschlechtsspezifischer Gewalt einsetzen. Mit Blick auf den G20-Vorsitz im kommenden Jahr hat Italien diesen Kampf zum vorrangigen Ziel ernannt. In Berlin wiederum hat Saskia Etzold, Vizechefin der Gewaltschutzambulanz, im Mai gegenüber der Berliner Zeitung alarmierende Daten genannt, die mit einer Verschlechterung der Situation in der pandemiebedingten Krise zusammenhängen.
Am 26. November möchten Italien und Deutschland mit Angst haben wir nicht, trotz alledem! für erhöhte Wachsamkeit sorgen und den richtigen Weg weisen. Einen Weg, auf dem keine Frau zurückgelassen werden darf und vermehrte Kooperation und Koordination umso effizientere Ergebnisse erzielen können. Auch und vor allem in schwierigen Zeiten wie diesen.
Eröffnet wird die Veranstaltung durch Luigi Mattiolo, Botschafter Italiens in Deutschland; es moderiert Lucia Conti, Chefredakteurin von Il Mitte. Die Veranstaltung findet in italienischer und deutscher Sprache mit Simultanübersetzung statt.
Die Veranstalter hoffen auf eine rege Beteiligung. Selbstverständlich sind auch Männer angesprochen, als überaus wichtige Verbündete bei der Neugestaltung einer Kultur des Respekts und der Bekämpfung geschlechtsspezifischer Gewalt.
Denn das Problem betrifft alle, nicht nur die Opfer beziehungsweise die Frauen.
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