Maike Albath spricht mit Helena Janeczek
Das
Goethe-Institut Mailand präsentiert
Helena Janeczek mit ihrem Roman
Das Mädchen mit der Leica (Berlin Verlag 2020).
Mit der Autorin spricht
Maike Albath.
"
Helena Janeczek hat einen grandiosen Roman über die Fotografin
Gerda Taro geschrieben. …
… Janeczeks Buch verknüpft historische Zeugnisse mit Fiktion und nimmt die betörende junge Frau aus drei Perspektiven in den Blick. Im ersten Teil liefert der Erfinder des Herzschrittmachers Willy Chardack, Gerda haltlos verfallen und "Dackel" genannt, aus der Retrospektive seine Version der Geschehnisse. Der zweite Teil gehört Ruth Cerf, Gerdas Freundin, die ein stärkeres Gespür für ihre Ambivalenzen hat. Als dritter erinnert sich Georg Kuritzkes, mittlerweile in Rom beheimatet und Mitarbeiter der Vereinten Nationen, an seine Jugendliebe Gerda, die aus ihm einen Spanienkämpfer machte. Die Figuren, Schauplätze und Zeitebenen sind elegant miteinander verzahnt und eingerahmt von einem Vorspann und einem Epilog, in dem eine erzählende Stimme mit sich selbst in einen Dialog tritt, Fotografien beschreibt und über die Annäherung reflektiert. Ein Spiegelkabinett, bei dem Janeczek ihre Protagonistin immer wieder aus einem anderen Winkel einfängt. …"
Maike Albath – Süddeutsche Zeitung – 9.03.2020
Helena Janeczek (1964) ist als Kind einer Familie polnisch-jüdischer Abstammung in München geboren und lebt seit über dreißig Jahren in Italien. Ihren Debüt machte sie mit einem Gedichtband
Ins Freie, bei Suhrkamp 1989.
1997 hat sie bei Mondadori,
Lezioni di tenebra, ihr erstes narratives Werk in italienischer Sprache veröffentlicht. Das Buch ist heute bei Guanda in einer neuen Ausgabe erhältlich. Ausgehend von der autobiographischen Erfahrung, beschäftigt es sich mit dem Thema der Übertragung, von Mutter zu Tochter, eines Tabu-Gedächtnisses, das gekennzeichnet ist durch die Deportation ihrer Mutter nach Auschwitz. Das Werk gewinnt den
Premio Bagutta Opera Prima für das erste Werk und den
Premio Berto, und wird von renommierten Autoren wie Lalla Romano und Erri de Luca sehr gelobt. Es folgt
Cibo (Mondadori, 2002), ein romanhaftes Mosaik aus Geschichten um das glückliche oder unglückliche Verhältnis von Frauen (und Männern) zu den Themen Essen, Körper und Verlangen, und den Erinnerungen, die damit verbunden sind. 2012 ist
Bloody Cow (Il Saggiatore) wiederveröffentlicht worden. Ein visionäres Essays über den "Rinderwahn" und ein Tribut an Claire Atkinson, britische junge Vegetarierin, eine der ersten Opfer der Krankheit.
Le rondini di Montecassino (Guanda, 2010) ist ein Roman in dem sich Fiction und Non-Fiction ineinander verflechten. Er verbindet Kontinente miteinander und schwebt zwischen dem Heute und der Schlacht 1944, um die Hinterlassenschaft des Zweiten Weltkrieges anhand der Geschichten der Heimkehrer und deren Nachfahren auszuloten. Mit diesem Werk hat die Autorin die Preise
Premio Napoli,
Premio Pisa und
Premio Sandro Onofri gewonnen.
In den vergangenen Jahren hat Helena Janeczek bei vielen Publikationen mitgewirkt:
Nell'occhio di chi guarda; scrittori e registi di fronte all'immagine (Donzelli, 2014),
Festa del Perdono; Cronache dai decenni inutili (Bompiani, 2014);
Milano (Sellerio, 2015),
La formazione della scrittrice (Laurana, 2015),
Dylan Skyline; dodici racconti per Bob Dylan (Nutrimenti, 2015);
Il racconto onesto (Contrasto, 2015);
Con gli occhi aperti: 20 autori per 20 luoghi (Exorma, 2016) und
L'agenda ritrovata; Sette racconti per Paolo Borsellino (Feltrinelli, 2017).
Die Erzählungen
La minaccia fantasma (Sellerio) und
Pochi gradi di separazione (Feltrinelli) sind als E-Book erhältlich.
Helena Janeczek ist Mitbegründerin des Literaturblogs Nazione Indiana. Sie hat mit den Publikationen Nuovi Argomenti, Alfabeta2 und Lo Straniero zusammengearbeitet und für Zeitungen wie La Repubblica, L'Unità, il Sole 24Ore und Pagina 99 geschrieben.
Sie war als Lektorin für ausländische Literatur im Verlagswesen tätig. In Gallarate, wo sie mit ihrem Sohn und zwei Katzen lebt, organisiert sie das Literaturfestival SI Scrittrici Insieme (Autorinnen Zusammen).
La ragazza con la Leica (Guanda, 2017) ist ihr dritter Roman, der 2018 mit den wichtigsten italienischen Literaturpreis, dem Premio Strega, ausgezeichnet wurde.
In Deutschland ist der Roman,
Das Mädchen mit der Leica 2020 (aus dem Italienischen von Verena von Koskull) beim Berlin Verlag erschienen und wurde vom italienischen Ministerium für auswärtige Angelegenheiten und internationale Zusammenarbeit (MAECI) mit dem mit 5.000.— Euro dotierten „Preis für die Verbreitung des italienischen Buches und der Übersetzung literarischer Werke 2020“ ausgezeichnet.
Maike Albath, Journalistin, Literaturkritikerin, Autorin, geboren 1966 in Braunschweig, studierte Romanistik und Germanistik an der Freien Universität Berlin und der Università degli Studi di Padova (Italien). 1996 Promotion über den italienischen Lyriker Andrea Zanzotto. Seit 1993 arbeitet sie als Journalistin beim Deutschlandfunk. Literaturkritikerin und Autorin, u.a. für die Süddeutsche Zeitung und Die Zeit. Zahlreiche Veröffentlichungen zu Italien.
Auszeichnungen: 1998 Joachim-Tiburtius-Preis, 2002 Alfred-Kerr-Preis, 2006 Übersetzerbarke des Verbands deutschsprachiger Übersetzer.
Link zur Teilnahme an der Lesung (Zoom)
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