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Der Roman spielt in Deutschland und Rumänien und verfolgt verschiedene Erzählstränge. Einerseits wird in einem brutalen Mordfall an einem jungen Mädchen in Rumänien ermittelt, auf den noch weitere Gewaltverbrechen folgen. Andererseits werden das Leben der Hauptfiguren und der traumatische Einfluss von Ereignissen aus der Vergangenheit auf das Schicksal einzelner Menschen beleuchtet. Die Zusammenarbeit mit dem autoritären System, der Widerstand gegen die Machthaber, der Verlust geliebter Menschen und die traumatische Erfahrung einer lieblosen Kindheit haben Spuren im weiteren Leben der Protagonisten hinterlassen. Diese Herausforderungen im Leben, die der Leser aus der Perspektive der jeweiligen Figur kennenlernt, verbinden alle Romanhelden in einem Gefühl der schmerzhaften Einsamkeit und Entfremdung, das jeden von ihnen zu einer anderen Einstellung gegenüber seinen Mitmenschen motiviert.
Der Konflikt im Roman beruht auf der ungerechten Privatisierung von Grundstücken nach dem Zusammenbruch des Sozialismus in Ostdeutschland und Rumänien, die eine Reihe von Problemen in der Landwirtschaft hervorgerufen hat. Vor diesem Hintergrund und unter Einfluss der Globalisierung geschieht etwas Absurdes: Deutsche können es sich nicht mehr leisten, Landwirtschaft in ihrer Heimat zu betreiben, deshalb ziehen sie weg und erwerben Grundstücke in Rumänien, wo sie mit Dänen, Österreichern und Arabern konkurrieren müssen. Die Rumänen, die ihr Land verkauft haben, sehen sich wiederum gezwungen, nach Deutschland zu gehen und dort in schweren und schlecht bezahlten Berufen zu arbeiten. Die Situation wird vom organisierten Verbrechen ausgenutzt, gesteuert und reguliert, wobei es unter anderem durch Korruption, Erpressung und Mord auch Einfluss auf die politischen Machthaber nimmt. Dem Leser fällt es zunächst schwer, sich in die vielen verschiedenen Figuren und Handlungsorte hineinzuversetzen, aber die Mühe lohnt sich! Mit jedem Kapitel lernt man diese sehr unterschiedlichen Menschen besser kennen, versetzt sich in ihre Gedanken hinein und erfährt viel über Probleme, die uns vielleicht im Alltag nicht direkt betreffen, aber doch ganz in unserer Nähe existieren.
Oliver Bottini gilt als einer der besten deutschen Krimiautoren. Er wurde 1965 in Nürnberg geboren, hat in München Abitur gemacht und sein Magisterstudium abgeschlossen, seit 2008 lebt er in Berlin. Das umfassende Wissen und die vielseitigen Interessen des Autors spiegeln sich in seinen Romanen und Erzählungen wider. Besonders beliebt ist seine Kriminalromanreihe um die Kommissarin Louise Bonì, die sehr erfolgreich für das deutsche Fernsehen verfilmt worden ist. Fünf von Bottinis Romanen belegten hohe Plätze bei verschiedenen deutschen Krimipreisen. „Der Tod in den stillen Winkeln des Lebens” schaffte es 2018 auf den 1. Platz des Deutschen Krimi Preises.