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Was wir zur Heilung brauchen
Ein Kunstprojekt, das das Thema Gender inkludiert, im Rahmen einer Pandemie durchzuführen, hat das therapeutische Potenzial, das Zusammensein ausmacht, erneut unter Beweis gestellt.
Von Tilsa Otta
Am Labor „XY? Kunst-Labor Neue Maskulinitäten" teilzunehmen und zusammen mit Germa Machuca, Venuca Evanán, Cathy de Haan und Héctor Gálvez die Teilnehmer*innen des Residenzprograms auszuwählen, ermöglichte es, Künstler*innen kennenzulernen, die selbst tiefgründige Geschichten verkörpern. Ebenso bedeutete es, den Boden für ihre Begegnung zu bereiten und ihnen mit Verstand und Herz zuzuhören, um die verantwortungsvolle Aufgabe ausüben zu können, einer Person den Vorzug vor einer anderen zu geben.
Ein Kunstprojekt, das das Thema Gender inkludiert, im Rahmen einer Pandemie durchzuführen, hat das therapeutische Potenzial, das Zusammensein ausmacht, erneut unter Beweis gestellt. Das Dasein vor Ort wird gefeiert, um damit unsere Körper, unsere Art der Anwesenheit und die damit einhergehende Veränderung von Räumen, Umwelt, Kultur und Geschichte zu feiern. Als Dissidenten und Minderheiten können wir es uns nicht leisten, keine Räume neu zu gewinnen, noch weniger können wir uns leisten, sie wieder zu verlieren. Die Ausstellung ermöglichte es mir, die Teilnehmer*innen jener Zoom-Calls auf Distanz als eine vereinte Familie wiederzusehen, die stolz auf die Unterschiede ist, die sie einen.
In einer Zeit, in der es die offizielle Empfehlung zu sein scheint, sich vor den anderen in Acht zu nehmen, erinnerte uns „XY? Kunst-Labor Neue Maskulinitäten" daran, dass wir uns vielmehr umeinander kümmern müssen, um als Gemeinschaft heilen zu können. Die Überwindung der kastrierenden Verpflichtungen, die mit unseren Genitalien verbunden sind, die Infragestellung der durch das Patriarchat aufrechterhaltenen und aufgezwungenen Bräuche, gegenseitige gleichberechtigte Liebe, die Anerkennung von Identitäten – das sind Vorsorgevorkehrungen und Praktiken, die für die Menschheit nicht weniger dringend sind.