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Zu weit weg

Zu weit weg
Foto: Unión Europea en Perú

Regie: Sarah Winkenstette, Farbe, 92 Min., 2018/19

Goethe-Institut Peru

Ein letztes Tor kann der elfjährige Ben noch für seinen Fußballverein schießen und damit das Spiel entscheiden, dann ist es vorbei. Denn bald wird ein Energiekonzern Bens Heimatdorf im Westrheinischen Braunkohlerevier mitsamt dem Fußballplatz wegbaggern, die Familie wird umgesiedelt. Die Familie des gleichaltrigen Tariq stammt aus Aleppo und ist vor dem Bürgerkrieg in Syrien nach Deutschland geflüchtet. Für die Jungen ist es ein Neuanfang in einer fremden Stadt: Beide sind nun die misstrauisch beäugten „Neuen“ in der Klasse; beide spielen gerne Fußball und im Verein sind sie Konkurrenten um die Sturmspitze. Doch aus der anfänglichen Rivalität erwächst nach und nach eine enge Freundschaft – und ein Abenteuer-Ausflug in Bens mittlerweile menschenleeres Heimatdorf am Rande der Grube schweißt umso mehr zusammen!
 
Die „großen“ Themen Klimawandel und Migration bilden dabei den Hintergrund für die von Regiedebütantin Sarah Winkenstette feinfühlig, spannend und unterhaltsam erzählte Geschichte, die davon handelt, wie es ist, sich an einem zunächst fremden Ort zurechtzufinden. Eine universelle Erzählung über Entwurzelung, Freundschaft und die Schwierigkeiten und Chancen von Neuanfängen.
 
Pressestimmen:
 
„Die Filmemacherin Sarah Winkenstette nähert sich dem Thema Flucht, Vertreibung und Integration mit angenehmer Unaufgeregtheit. Sie wiegt die Schwere der Schicksale der beiden Jungen nicht gegeneinander auf, sondern begegnet ihnen mit gleicher Ernsthaftigkeit und auf Augenhöhe. Nimmt die Gefühle ernst. Langsam lässt sie sich die Jungen annähern und trifft damit genau den Ton und die Art, wie sich Jugendliche eben kennenlernen. Sie fragen sich nicht unmittelbar neugierig aus, reagieren nicht mit Betroffenheit etwa auf die Flüchtlingsgeschichte Tariqs, der seine Eltern in Syrien zurücklassen musste und auf der Flucht auch noch von seinem Bruder getrennt wurde.
Monika Plura fängt mit ihrer Kamera Gesichter und Szenen ein, die mehr über die beiden Jungen verraten als Dialoge es können, lässt insbesondere einige Fußballszenen in Zeitlupe laufen und erzeugt damit eine ungeheure Spannung. Einmal beobachtet sie, wie Tariq Bens Legobauten zertrümmert. Ben schaut völlig verstört zu. Schließlich sagt Tariq: ‚So sieht es in Aleppo aus.’ Szenen und Sätze erzielen ganz subtil ihre Wirkung auch bei jungen Zuschauern. (…)
Es ist ein ungewöhnlicher Mix aus Sozialdrama, Komödie und Best-Buddy-Movie, in dem Winkenstette angenehm unaufgeregt für ein junges Publikum aufzeigt, wie sich Menschen in der Fremde fühlen – egal ob im nächsten Dorf oder in einem weit entfernten Land. Und es ist ein Plädoyer für Offenheit und Toleranz.“ (Britta Schmeis, epd-film, 21.2.2020)
 
„Gedreht wurde unter anderem in Köln und drumherum, auch am Rand des Hambacher Forsts. Das war schon ein mulmiges Gefühl, in direkter Nachbarschaft zum Polizei-Basislager zu arbeiten', beschreibt Winkenstette ihre Eindrücke der letzten Auseinandersetzungen zwischen RWE-Gegnern und räumenden Polizisten. 'Wir haben das hautnah mitbekommen. Ebenso wie die Verzweiflung umgesiedelter Dörfler, deren Heimat wegen des Braunkohleabbaus ausradiert wurde. Das macht betroffen.' (…) Die Geschichte stammt von Susanne Funken und verbindet zeitgemäße Themen wie Heimatverlust, Integration, Vorurteile und Toleranz auf packende, zielgruppenorientierte Weise. (…) 'Wir hatten zudem Glück mit der Besetzung', lobt sie [Winkenstette] die Spielfreudigkeit ihrer beiden Helden. Sobthi Awad war zu Drehbeginn erst neun Monate in Deutschland und konnte kein bisschen Fußballspielen. 'Er spielte ein halbes Jahr richtig im Dorfverein mit, um alles zu lernen. Da hat nicht nur vor, sondern auch hinter der Kamera Integration stattgefunden', freut sich Winkenstette. Damit die Kinder nicht überfordert wurden, war immer eine medienpädagogische Fachkraft dabei. Sie achtete darauf, dass die Jungen nicht mehr als drei Stunden vor der Kamera standen. Was mit Blick auf Wetterbedingungen und Drehplan schon mal schwierig war.“ (Die Glocke, 20.10.2018)
 
Laudatio: Kinder- und Jugendfilmpreis des Goethe-Instituts 2019:
 
„Das Goethe-Institut vergibt den Kinder- und Jugendfilmpreis in diesem Jahr an eine Produktion, die sich mit den Herausforderungen des Neubeginns auseinandersetzt. In Sarah Winkenstettes Zu weit weg begegnen sich zwei Jungen, Tariq und Ben, deren ungleiche Schicksale das kriegszerstörte Aleppo auf der einen Seite und ein für den Braunkohletagebau geräumtes Dorf auf der anderen Seite verbinden. Die einfühlsame schauspielerische Leistung der beiden Hauptdarsteller (Sohbi Awad und Yoran Leicher) und die vielschichtigen Dialoge ermöglichen die sensible Annäherung an eine komplexe Situation zwischen Entwurzelung und der Suche nach Heimat – in gleichem Maße für Kinder wie für Jugendliche und Erwachsene. Im Film wird sichtbar, was sich entwickeln kann, wenn wir Gefühle der Verunsicherung überwinden und uns mit ehrlichem Interesse für unsere Mitmenschen einsetzen.“
 
Eine Filmkritik von Frederik Lang (03.12.2019)
 
Rahmenveranstaltung zum Film „Zu weit weg“.

Eingeladen ist die Filmproduzentin des Films, Yvonne Wellie. Sie wird mit dem peruanischen Filmemacher Miguel Barreda sich zum Thema Herausforderungen der Filmproduktion unterhalten.

FCE Charla con Yvonne Wellie Yvonne Wellie (Zu weit weg) in Lima
 
 
Wie kann ich den Film sehen?
Der kostenlose Zugang zu allen Filmen und Veranstaltungen geht über die offizielle Webseite des Europäischen Filmfestivals   nach einer Registrierung. Die Anzahl der virtuellen Zuschauer ist begrenzt. Die Reservierungen und Ansicht der Filme erfolgen ab dem 6. November ebenso über die offizielle Webseite des Filmfestivals. Zugang zu den Rahmenveranstaltungen  sowie aktuelle Informationen finden sie immer auf der Facebookseite des Festivals

Details

Goethe-Institut Peru

Jirón Nazca 722
Jesús María
Lima 15072

Sprache: Dt. mit sp. UT
Preis: Zugang ist kostenlos, aber begrenzt


Diese Veranstaltung ist Teil der Veranstaltungsreihe 32° Europäischer Filmfestival in Lima.

Festival Scope