Haben Sie noch diese Erinnerungen an Freibäder, Strände, Seen im Sommer? Oder an die sensationelle Skipiste, den zugefrorenen Teich im Winter? Außerhalb der Saison zeigen sich diese Orte ganz anders.
Von Michael Krell, Erdmuthe Hacken
Die Zeit scheint stehengeblieben, das bunte Treiben tatsächlich nur noch eine ferne Erinnerung. Stillstand. In diesem für einige Monate verpuppten Zustand entwickeln diese magischen Orte einen vom Rest der Welt unbemerkten Charme der Ruhe und Kontemplation. Das war uns eine Bildergalerie wert. Hier kommen unsere aus der Zeit gefallenen Orte in Quebec, Goa, Kashmir und Kerala.
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© Linda Rutenberg
Quay de Percé: Fährt man vom kanadischen Montreal in Richtung Nord-Ost am südlichen Ufer des St-Lorenz-Stroms entlang, führt der Weg nach etwa einem halben Tag auf eine wunderschöne, wilde Halbinsel, die Gaspésie. Der Name Gaspésie ist abgeleitet aus dem Namen der früher hier beheimateten Stammesgruppe Kespek der First Nation der Mi’kmaq. In Quebec gilt die Gaspésie als einer der schönsten Ferienziele überhaupt. Hier gibt es einfach alles: saftige Felder, unberührte Wälder und steile Berge, eine schroffe Steilküste und malerische Strände. Alles im Wechsel und gut zu erreichen. Es ist ein Quebecer Urlaubsklassiker, die Halbinsel einmal zu umrunden. Nahe dem östlichen Ende der Halbinsel befindet sich das Örtchen Percé. Im Sommer ein Paradies für Kajakfahren, Vogelbeobachtung und Wandern, steht die Zeit im Winter still. Unser Bild zeigt den Kai am Strand des Ortes, im Sommer Zentrum des Wassersportgeschehens.
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© Linda Rutenberg
Boote in Paspébiac: Die Gaspésie ist der ideale Ort für aktive Urlaubende. Da Halbinseln von Natur aus hauptsächlich aus Küste bestehen, ist besonders der Wassersport eine beliebte Aktivität. Das gilt auch für den an der Baie des chaleurs (Bucht der Wärme) gelegenen Ort Paspébiac. Den Meereswinden ausgesetzt, wird es in der Gaspésie – und in Paspébiac – im Winter so kalt, dass selbst das fließende Gewässer des St. Lorenz-Stroms teilweise zufriert. Von Wassersport wird daher in der kalten Jahreszeit eher abgeraten. Während die meisten Sportgeräte im Keller überwintern, ist das bei Booten schwieriger. Aber es fand sich auch hier eine gute Lösung – man stellt sie einfach an der Küste ab. Das Motiv wirkt allerdings in den Wintermonaten gespenstisch. Es ist kaum vorstellbar, dass hier in ein paar Monaten wieder Tourist*innen mit Schwimmwesten auf kleine oder große Fahrt gehen.
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© Linda Rutenberg
Der Friedhof in Sainte-Anne-des-Monts: Am nördlichen Teil der Gaspésie-Halbinsel liegt der Fischerort Sainte-Anne-des-Monts. Er befindet sich am Fuße der Chic-Choc-Mountains am Eingang zu einem Nationalpark. Zu den beliebtesten Aktivitäten in der Gegend gehört das Wandern zum Gipfel des Mont Jacques-Cartier, benannt nach dem ersten Europäer, der das Land im 16. Jahrhundert für Frankreich „in Besitz“ nahm. Unser Motiv zeigt aber einen Ort, der auch sonst eher durch Stille gekennzeichnet ist: den lokalen Friedhof, der aber durchaus noch in Betrieb ist. Zumindest im Sommer, denn im Winter, wie auch die Unberührtheit der Schneedecke zeigt, kann man den Stillstand geradezu spüren.
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© Amjed
Dal Lake in Kashmir: Als „Juwel in der Krone von Kashmir“ oder Paradies im Herzen von Kashmir hat er sich einen Namen gemacht: der Dal-See. Eine Nacht auf einem der mehr als tausend Hausboote gehört zu den romantischen Highlights für Touristen aus dem In- und Ausland. Im Gegensatz zu Kerala liegen die Hausboote fest verankert am Ufer des 21 Quadratkilometer großen Sees. Man erreicht die schwimmenden Luxusunterkünfte nur mit Shikaras, hübsch verzierten, lokalen Ruderbooten. In der Hochsaison bestimmen sie das pulsierende Bild des Sees. Im Winter sind sie verschwunden, und der Dal Lake zeigt sich von seiner stillen, herben Seite. Das Leben kommt nahezu zum Stillstand. Die Hausboote eingemottet, die Shikaras nur noch zum Fischfang im Einsatz. Friert der See zu, sieht man nahezu keine Menschenseele mehr.
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© Storm Is Me
Backwaters in Kerala: Kerala ist ein beliebtes Reiseziel in Südindien. In der Hochsaison wimmelt es von einheimischen und ausländischen Touristen. Vor allem durch die malerischen Backwaters schippert ein Hausboot hinter dem anderen. Sobald der Monsun und mit ihm das kühlere Wetter einsetzt, kehren Stille und Geruhsamkeit ein. Sie lösen das quirlige Treiben auf dem Wasser ab. Ruhe senkt sich über die Seen, Kanäle und Lagunen. Kähne dümpeln gemütlich in einem Dschungel aus Palmwäldern, Reisfeldern oder einfach undurchdringlichem Buschwerk und freuen sich über ihre wohlverdiente Pause. Die Natur übernimmt das Ruder. In der Nebensaison schimmert sie in Kerala übrigens besonders bezaubernd.
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© Anatoli Styf
Küste in Goa: Zwischen Mai und September fängt im Paradies Goas eine andere Zeitrechnung an. Die feuchte Hitze, die der Monsun im Gepäck hat, vereitelt den Touristen eine entspannte Urlaubsstimmung. Auch das Meer lädt nicht unbedingt zum Schwimmen ein. Das Wasser ist kabbelig. Es flutet bis in die Beachbars und verschlingt zum Teil komplette Strände. Deshalb sind viele Hotelanlagen, Restaurants und Geschäfte – vor allem in Strandnähe – geschlossen. Vor allem im äußeren Norden und im Süden Goas herrscht gähnende Leere. Die heiligen Kühe freut es, haben sie die breiten Sandstreifen doch endlich für sich.