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Kinder- und Jugendliteratur in Polen
Reiches Angebot für klein und groß

Kinderliteratur
Quelle: unsplash.com; Foto: Ben White

Die Literatur für Kinder und Jugendliche ermöglicht es nicht nur, Wissen zu erwerben und zu vertiefen, sondern auch die Einstellungen junger Menschen zu prägen. Das Lesen von Büchern in der Kindheit hat einen direkten Einfluss auf das Lesen bei Erwachsenen. Deshalb versuchen polnische Autoren und Illustratoren, die diese Art von Literatur erstellen, ihre Werke sowohl hinsichtlich der Erziehung als auch des Lernens wertvoll zu machen.

Von Barbara Gawryluk

Seit zehn, fünfzehn Jahren geht es der Kinderliteratur in Polen durchaus gut. Nach Jahren der Krise und der Turbulenzen auf dem Buchmarkt, Insolvenzen und Gründungen von Kinderbuchverlagen, hat sich die Situation stabilisiert, auch wenn die Verleger über die sinkende Zahl der Leserschaft klagen. Interessanterweise wird die zurückgehende Zahl der lesefreudigen Kinder von einem immer reichhaltigeren Bücherangebot begleitet; die Ergebnisse der Arbeit von Autoren und Illustratoren auf der Suche nach attraktiven Themen und Methoden, der Lesemüdigkeit Einhalt zu gebieten, ist deutlich erkennbar.

Kinderbücher werden in Polen nicht nur von spezialisierten Verlagen wie Nasza Księgarnia, Dwie Siostry, Media Rodzina, Zakamarki, Zielona Sowa und Literatura herausgegeben, sondern auch von großen Verlagshäusern, für die Kinderliteratur nur einen Teil ihres Angebots darstellt. Bei Wydawnictwo Literackie, Znak oder Agora erscheinen ausgezeichnete und populäre Titel einiger der besten Autoren.

Bekanntlich sollten so viele Bücher wie möglich die Kinder erreichen. An die Tradition der größten polnischen Schöpfer von Kindergedichten – Julian Tuwim und Jan Brzechwa – knüpfen heutige Autoren an. Sehr beliebt sind etwa die Gedichte von Michał Rusinek, Dorota Gellner, Małgorzata Strzałkowska und Agnieszka Frączek. Aber auch eigene Werke von Grafikern, Bilderbücher mit einem minimalen Textanteil, sind sehr präsent. Auch das ist ein Phänomen der letzten Jahre, da solche Titel in Polen bislang vor allem aus ausländischen Verlagen bekannt waren. Eine Vorläuferin hierzulande war Iwona Chmielewski, eine außergewöhnliche Künstlerin, die bei internationalen Messen und Ausstellungen Lorbeeren errang.

Seit Jahren beobachten wir in Polen eine größere Sorgfalt bei der grafischen Gestaltung der Kinderbücher. Das ist das Verdienst einer Vielzahl von Illustratoren, die immer häufiger auch internationale Anerkennung finden. Bücher mit Bildern von Piotr Socha, Emilia Diabas oder Aleksandra und Daniel Mizieliński sind in zahlreichen Ländern erschienen.

Marcin Pałasz, Rafał Kosik, Andrzej Maleszka, Katarzyna Ryrych, Paweł Beręsewicz, Roksana Jędrzejewska-Wróbel, Agnieszka Stelmaszyk, Marcin Szczygielski, Grzegorz Kasdepke - zu ihren Büchern greifen die etwas älteren, schon selbstständigen Leser. Ein charakteristisches Merkmal der des heutigen Jugendbuchmarkts ist die Serienhaftigkeit, und deshalb erfreuen sich Autoren, die Reihen mit Abenteuerliteratur herausbringen, größter Beliebtheit.

Unter den ins Polnische übersetzten Büchern dominiert die angelsächsische Literatur. Großen Erfolg hat beispielsweise der amerikanische Fantasy-Autor Brandon Mull, denn diese Gattung wird von Teenagern am liebsten gelesen – eine Nachwirkung des Harry-Potter-Effekts. Auch die schwedische Literatur nimmt an Bedeutung zu. Es scheint, dass in den letzten Jahren jeder polnische Verlag „seinen“ schwedischen Autor haben möchte. Diesen Trend hat vor über einem Jahrzehnt der Posener Verlag Zakamarki eingeleitet, der auch die Erziehungsberechtigten der jungen Leser für schwierige Themen und die Art und Weise, mit Kindern über Probleme zu sprechen, sensibilisiert. Schwedische Bücher erscheinen auch bei Media Rodzinie, Ene Due Rabe, Wydawnictwo Literackie, Dwie Siostry und anderen. Der Mode für schwedische Titel folgten auch Übersetzungen aus dem Norwegischen. Die jungen Leser haben zudem immer häufiger die Gelegenheit der Begegnung mit deutscher Literatur. In Polen erscheinen Übersetzungen bekannter Serien, etwa über den Bären Dr. Brumm von Daniel Napp oder Die Schule der magischen Tiere von Margit Auer.

Am meisten mangelt es allerdings an Übersetzungen von Büchern aus „kleinen Sprachen“ – und zwar nicht nur aus exotischen Gegenden, sondern sogar den nächsten Nachbarländern. Einige estnische und litauische Titel sind der Effekt einer engen Zusammenarbeit kleinerer Verleger. Jedoch ist es ihnen bisher nicht gelungen, sich im überaus reichen Angebot der Verlagsgiganten durchzusetzen.

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