Nichts für Sitzenbleiber
Deutsch Plus
Sollte man Bewegungselemente in den Deutschunterricht einbauen? Und wie kann man das schaffen?
In Zusammenarbeit mit Prof. Dr. Sambanis und Dr. Ludwig der Freien Universität finden Sie hier einen praktischen Leitfaden mit theoretischem Input, wieso und wie man Bewegungselemente in den Unterricht einführen kann. Neun Videosequenzen zeigen dazu, wie das praktisch auch mit Schüler*innen funktionieren kann.
Hier finden Sie die Handreichung zum Download:
© Goethe-Institut Warschau
Spiele
Aussprache üben ohne Überforderung durch Zerlegen von Wörtern/chunks in Silben – dadurch wird das Übungsmaterial überschaubar; Fangen und Werfen als Bewegungskomponente und für spielerische Atmosphäre
Material:
Stofftier oder weicher Ball, Wortkarten oder Ähnliches
Vorgehen:
Bereiten Sie eine Liste von Wörtern/chunks/Sätzen vor oder, als besondere Herausforderung, mit Zungenbrechern (z.B. ein braver Hai isst Haferbrei), und zwar so, dass Sie und die Lernenden das Sprachmaterial als visuelle Unterstützung vor Augen haben (z.B. Tafel, Wortkarten, Projektion/PPT). Wählen Sie Sprachmaterial, bei dem sich Ausspracheprobleme im Unterricht gezeigt haben oder konzentrieren Sie sich auf ein oder zwei Laute/Lautfolgen.
Lesen Sie in der Klasse jedes Wort/chunk vor, das Sie ausgewählt haben. Sprechen Sie es dann Silbe für Silbe, z.B. ein bra-ver Hai isst Ha-fer-brei. Unterstreichen Sie die Silben jeweils mit einem kleinen Bogen, um die Sichtbarkeit zu erhöhen und den Lernenden die nötige Orientierung zu geben. Wiederholen Sie die silbierte Sprechweise zusammen mit den Lernenden und klopfen dabei gemeinsam im Takt der Silben. Wenn das gesamte Übungsmaterial so bearbeitet und für das eigentliche Spiel Silben fangen vorbereitet wurde, empfiehlt es sich, alle Wörter zu wiederholen (Chorsprechen) und beim Silbieren weiter zu den Silben klopfen zu lassen. Folgendes Vorgehen hat sich beim chorischen Wiederholen bewährt (illustriert am Beispiel des Zungenbrechers von oben):
ein bra-ver Hai isst Ha-fer-brei (dazu Klopfen zu jeder Silbe)
ein braver Hai isst Haferbrei (1x flüssig gesprochen, ohne Klopfen, ohne Silbieren).
Nun schließt sich das eigentliche Spiel Silben fangen an. Am besten ist es, im Kreis zu stehen, notfalls (bei Raumproblemen) bleiben die Kinder an ihren Plätzen, stehen auf und schieben ihren Stuhl an den Tisch.
Nehmen Sie ein Stofftier oder einen weichen Ball. Sprechen Sie deutlich die erste Silbe des ersten Wortes, z.B. ein, wobei Sie den Ball/das Stofftier einem der Lernenden zuwerfen oder, bei engen Raumverhältnissen, übergeben. Der Lernende fängt Ihre Silbe symbolisch auf und spricht die nächste, z.B. bra-, während sie/er den Ball/das Stofftier weiterreicht oder wirft. Das setzt sich fort, bis das Wort/der chunk komplett silbiert ist. Das Kind, das die letzte Silbe, z.B. -brei, ausspricht, sagt auch das ganze Wort/den ganzen chunk (daran können sich alle im Chor beteiligen): ein braver Hai isst Haferbrei. Mit der Weitergabe von Ball/Plüschtier wird zum nächsten Wort in der Liste übergegangen usw.
Ziele:
Die Lernenden üben bzw. wiederholen die Präpositionen im Deutschen mithilfe eines Bewegungsspiels.
Material:
Hula-Hoop-Reifen oder ähnlicher Gegenstand, den die Lernenden vielfältig einsetzen können
Vorgehen:
Die Lernenden stehen so verteilt, dass um sie herum genügend Platz zur Bewegung ist (eventuell Hof oder Turnhalle nutzen bzw. bei wenig Platz die Klasse in Agierende und Zuschauende/Kommentator*innen einteilen). Neben ihnen liegt ein Hula-Hoop-Reifen oder ähnliches. Die Lehrkraft ruft nun nacheinander verschiedene Präpositionen des Ortes (lokale Präpositionen) auf: Du stehst vor, hinter, neben, in, unter, auf dem Reifen, zwischen zwei Reifen. Die Anweisungen können auch nacheinander von Lernenden gerufen werden, (z.B. derjenige, der zuletzt die Position wechselt, am schnellsten ist oder falsch steht). Danach fragt die Lehrkraft eine* Schüler*in: „Wo stehst du?“ Antwort: „Ich stehe vor dem Reifen.“
Zur anspruchsvolleren Gestaltung der Übungen können Adverbien hinzugefügt werden (Ich gehe langsam durch den Kreis.) oder auch andere Aufgaben hinzugenommen werden (Ich stehe auf einem Bein vor dem Kreis.). Nach einigen Runden werden nur noch die Präpositionen gerufen. Auch die Geschwindigkeit des Spiels kann variiert werden.
Ziele:
Hör-Seh-Verstehen schulen, durch Verkörperung sprachliche Mittel darstellen, Erzählstrukturen sichtbar machen, Sprechanlässe schaffen
Material:
Ein Text, der sich in mehrere Schritte untergliedern lässt
Vorgehen:
Die Aktivität nutzt das klassische Standbild auf neue, dynamische Weise. Für die Diashow wird zunächst ein Text gewählt, z.B. aus dem Lehrwerk oder eine Erzählung, eine Geschichte usw. Wichtig ist, dass sich der Text in mehrere Erzählschritte untergliedern lässt, denn eine Person übernimmt die Rolle der Vorleserin oder des Vorlesers – meist zunächst die Lehrkraft – und tut beim Vorlesen so, als würde sie in einer imaginären PPT von Folie zu Folie weiterklicken: Die Folien zeigen angeblich Bilder, die den Text abschnittsweise darstellen. Um die Illusion einer solchen Diashow im Klassenzimmer zu erzeugen, stellen ausgewählte Schüler*innen die Textinhalte durch Standbilder dar und sorgen so für die passenden Illustrationen zum Text. Mit einfachen Texten kann die Aktivität schon im Anfangsunterricht eingesetzt werden, mit anspruchsvolleren Texten sowohl bei jüngeren als auch bei älteren bzw. fortgeschrittenen Lernenden.
1) Die Lernenden orientieren: Was ist bei der Diashow zu tun?
2) Freiwillige für die Standbilder gewinnen.
3) Die Darstellenden an den Seiten der Präsentationsfläche aufstellen.
4) Mit dem Vorlesevorgang beginnen, nach dem ersten Sinnesabschnitt innehalten und durch „Klick“ das erste Standbild von den Darstellenden anfordern.
5) Standbild aufbauen lassen und die Klasse zum Sprechen anregen, d.h. einige Kommentare der Zuschauenden einholen oder Fragen zum Standbild stellen, die jene Schüler*innen zu beantworten haben, die nicht an den Standbildern mitwirken.
6) Standbild auflösen, d.h. die Darstellenden gehen ein paar Schritte zur Seite.
7) Der Text wird weiter vorgelesen, nach dem nächsten Sinnesabschnitt folgt wieder ein „Klick“, die Darstellenden setzen auch diese Szene wieder zügig in ein Standbild um.
Ziele:
Formen des non-verbalen Ausdrucks (mimisch, gestisch usw.) entdecken, deuten und nutzen; Reaktivierung und Festigung von Gedächtnisinhalten auf spielerische Weise unter Nutzung sensomotorischer Zugänge, Sprechimpuls
Material:
Wortschatz oder z.B. Verben als Wortkarten
Vorgehen:
Bei diesem Impuls werden Mittel des körperlichen Ausdrucks genutzt, um Sprachliches darzustellen. Er kann in Form eines Ratespiels immer eingesetzt werden, wenn z.B. neue Vokabeln gelernt wurden oder wenn Verben und deren Konjugation geübt werden sollen. An die Stelle eines klassischen Übens oder Abfragens bzw. ergänzend dazu tritt diese Übung, die durch das Darstellen und Erraten zum gedanklichen Aktivieren und Wiederholen anregt.
Ein Lernender zieht eine Wortkarte und stellt das Wort dar, indem Mimik, Körperhaltung, Gesten oder auch eine kleine Pantomime genutzt wird.
Die anderen Lernenden versuchen das Wort zu erraten.
Die Aktivität kann auch eingesetzt werden, um das Wortfeld Emotionen zu erweitern und die Wortschatzkenntnisse zu stabilisieren. Wortkarten mit Adjektiven wie froh, traurig, gelangweilt, überrascht usw. werden vorbereitet. Sie können, einmal vorbereitet, immer wieder verwendet werden. Bei der Darstellung von Emotionen liegt der Schwerpunkt auf Mimik und Körperhaltung, bei Bedarf ergänzt durch Gestik. Das Vorgehen ist sonst dasselbe wie oben geschildert. Diese Variante der Übung trägt nicht nur zur Wortschatzfestigung bei, sondern auch dazu, „Emotionen zuzulassen sowie, von außen betrachtet, deuten zu lernen. Übungen wie diese sollen die Entwicklung hin zu guter Deutungsfähigkeit und Akzeptanz von Gefühlen unterstützen. Zugleich sorgt die Übung, im Fremdsprachenunterricht eingesetzt, methodisch für Abwechslung.“
Ziele:
Pantomime als Form des non-verbalen Ausdrucks (mimisch, gestisch usw.) entdecken, deuten und nutzen; Reaktivierung und Festigung von Gedächtnisinhalten auf spielerische Weise unter Nutzung sensomotorischer Zugänge, Stärkung der Achtsamkeit und des bewussten Erlebens eines Moments ohne Ablenkung
Material:
Wortkarten mit Tätigkeiten, die zu einem Themenfeld gehören
Vorgehen:
Zu Beginn der Übung sammelt die Lehrkraft zusammen mit den Lernenden alle die Tätigkeiten, die ihnen zu einem bestimmten Themenfeld, einfallen, z.B. Hobbies, im Haushalt, in der Schule, usw. Danach kommen die Lernenden in Zweier- bzw. Kleingruppen zusammen. Jede Gruppe erhält ein Set mit Wortkarten (alternativ können die Tätigkeiten auch auf dem Smartboard gezeigt werden). Alle Lernenden bekommen die Aufgabe, jene Tätigkeiten, die sie nicht gerne machen (z.B. das Geschirr abwaschen, das Zimmer aufräumen, Fahrrad fahren) zu identifizieren.
Schüler*in 1 stellt die erste Tätigkeit pantomimisch dar, Schüler*in 2 bzw. die anderen Lernenden in der Gruppe raten, welche Tätigkeit gemeint sein könnte. Die Herausforderung ist, die Tätigkeit so auszuführen, als ob es die absolute Lieblingsbeschäftigung wäre. Dabei erspüren die Lernenden, wie es sich anfühlt, eine ungeliebte Tätigkeit mit positiver Energie anzugehen und erfahren, dass ungeliebte Aufgaben, mit positiver Energie erledigt, viel leichter von der Hand gehen. Durch die pantomimische Darstellung führen sie die Tätigkeiten mit mehr Beachtung und ganz bewusst aus, sodass das bewusste Erleben des Moments im Vordergrund steht (Achtsamkeit).
Die Aktivität kann durch den Zeitlupe-Modus erweitert bzw. variiert werden, in dem die Lernenden die Aufgaben in Zeitlupe erledigen. Bei Partnerarbeit erfolgt ein regelmäßiger Wechsel, in Kleingruppen geht es reihum.
Ziele:
Verknüpfung von Gesten mit Wörtern, starke und schwache Verben, Erweiterung: starke und schwachen Verben in unterschiedlichen Zeiten
Material:
Wortkarten mit möglichen Tätigkeiten zur differenzierten Unterstützung
Vorgehen:
Die Lernenden finden sich jeweils mit einem Partner/einer Partnerin zusammen (S1, S2) zusammen. S1 beginnt mit „Lass uns …“ und schlägt eine Handlung vor. S2 antwortet euphorisch (sprachlicher Ausdruck, Gestik, Mimik): „Ja, lass uns…“ Beispiel: S1: „Lass uns austrinken…“. B: „Ja, lass uns austrinken.“ Die Handlung wird so lange pantomimisch dargestellt, bis S2 eine neue Handlung vorschlägt: „Lass uns in die Stadt fahren.“ S1 antwortet wieder mit übertriebener Freude.
Nach 3 Runden ruft die Lehrkraft: „Lass uns einen neuen Partner/eine neue Partnerin finden.“ Alle Lernenden zeigen ihre Freude (z.B. springen, lachen, lächeln, klatschen, usw.)
Erweiterung
Die Lernenden finden sich in Vierergruppen zusammen.
S1 ruft: „Lass uns in die Stadt gehen.“ Alle Lernenden führen die Aktivität aus.
S2 fragt: „Und dann…?“
S3 sagt: „Dann trinken wir eine Cola.“
S4 fragt: „Und dann…?“
Anschlussaufgabe: Die Geschichte wird erzählt (Sprachaufnahme) oder aufgeschrieben, je nach Niveau im Präsens oder in der Vergangenheit (Übung starker oder schwacher Verben).
Ziele:
Darstellung der deutschen Syntax (Perfekt, aber auch mit Präteritum oder Futur möglich) in Form eines Standbildes, Reaktivierung und Festigung von Gedächtnisinhalten auf kreative Weise
Material:
Laminierte Karten mit Satzteilen bzw. ein Blatt mit Sätzen, eine Schnur, je nach Bedarf ein Stuhl oder andere Hilfsmittel, welche die Lernenden für ihre Standbilder verwenden möchten
Vorgehen:
Gerade beim Grammatikunterricht kommt es oft zu Frontalunterricht oder der Arbeit mit Arbeitsblättern und Lückentexten, da die grammatischen Strukturen erklärt und eingeübt werden müssen. Zur Verdeutlichung und zum Einüben von Satzgliedern eignen sich aber auch bewegungsorientierte Aufgaben, wie z.B. die körperliche Darstellung einfacher Sätze und Satzteile. Diese Aktivität ist von gängigen Standbildtechniken aus dem Theaterbereich inspiriert.
Zu Beginn können die Satzglieder und ihre Funktionen im Deutschen noch einmal kurz wiederholt werden. Danach wird die Lerngruppe in Kleingruppen unterteilt. Jeder Lernende bekommt einen Satzteil (eine Rolle) zugewiesen. Zur Erhöhung des Schwierigkeitsgrades kann die Rolle nach einigen Runden (oder jeder Runde) wechseln.
Mögliche Rollen (je nach Lernstand) sind Subjekt, Prädikat, Akkusativobjekt, Dativobjekt, Genitivobjekt, Präpositionalobjekt, adverbiale Bestimmung der Zeit. Die Lernenden überlegen sich, welche Mittel der Gestik, Mimik, Körperhaltung (Sitzen, Stehen) und Hilfsmittel sich besonders für ihren Satzteil eignen.
Nun bekommt die Lerngruppe einen Satz, für den sie gemeinsam die einzelnen Satzteile bestimmen, z.B.
© Goethe-Institut Warschau
Da Hilfsverb und Partizip II an unterschiedlichen Stellen im Satz stehen (Verbendstellung) bietet es sich an, die beiden Teile bei der Standbilddarstellung durch eine Schnur, welche die Lernenden halten, zu verbinden.
Erweiterung: Als Erweiterung bietet es sich an, dass die Lernenden
- den Satz in eine Frage umformulieren (Hat mein Bruder unser Auto gestern schnell in die Werkstatt gebracht?).
- sich Fragen stellen, sodass immer ein Satzteil hervortreten muss (Wann hat dein Bruder das Auto schnell in die Werkstatt gebracht?; Was hat dein Bruder gestern in die Werkstatt gebracht?)
Ziele:
Achtsamkeitstraining mit einfachen Bewegungen, Förderung der Vorstellungskraft, Erleben der Fremdsprache in einem realen Anwendungskontext, Sprachverstehen schulen, aufmerksames Zuhören
Material:
Keins
Vorgehen:
Die Lernenden nehmen eine aufrechte, aber dennoch bequeme Sitzposition ein. Sie werden gebeten, die Augen zu schließen. Im analogen Unterricht schließen manche Schüler*innen nicht gerne die Augen. Da es aber Ziel ist, Ablenkungen zu minimieren und das Richten der Aufmerksamkeit nach innen zu erleichtern, bittet man sie, ersatzweise einen festen Punkt auf dem Boden zu fixieren. Dann beginnt das eigentliche Achtsamkeitstraining:
„Stell dir einen Aufzug vor. Der Aufzug ist ganz oben in deinem Kopf. Jetzt schickst du ihn nach unten. Dafür atmest du tief durch die Nase ein und schickst die Luft runter in deinen Bauch. Der Aufzug ist unten angekommen. Atme durch den Mund aus. Lass dir Zeit. Atme nun wieder durch die Nase ein und schicke die Luft in deine Lungen. Der Aufzug fährt mit dem Luftstrom hoch. Er ist oben angekommen. Atme langsam durch den Mund aus.“
Der Aufzug kann noch zwei- oder dreimal nach unten in den Bauch und wieder nach oben in den Brustkorb geschickt werden, dann endet die Reise mit einem letzten Stopp ganz oben im Kopf.
„Drücke den Knopf, mit dem du die Türen des Aufzugs öffnen kannst. Die Türen öffnen sich und aus dem Aufzug strömen angenehme Klänge und Düfte; es fühlt sich gut an. Du siehst dich um und nimmst wahr, dass du dich an deinem Lieblingsort befindest. Denke an deinen happy place, einen Ort, an dem du dich ganz wohl fühlst. Stell ihn dir genau vor: Was siehst du? Wie riecht es dort? Welche Geräusche hörst du? Wie fühlt es sich an? Tauche ganz in deinen Lieblingsort ein. Atme tief ein und aus. Genieße deinen happy place noch für ein paar Atemzüge. Öffne die Augen wieder und strecke dich.“
Wenn möglich, sollte sich eine kleine Reflexionsrunde anschließen: „Wie hat sich das Atmen in den Bauch, wie das Atmen in die Brust angefühlt? In welchen Alltagssituationen könnte dir der Gedanke an deinen happy place guttun? Wie kannst du die Übung allein durchführen? Wann könnte sie in Lernsituationen passen (beispielsweise beim Hausaufgabenmachen, in Prüfungsphasen)?“ (adaptiert von Sambanis & Walter 2022: 81-82)
Achtsamkeitstraining mit einfachen Bewegungen, Förderung der Vorstellungskraft, Erleben der Fremdsprache in einem realen Anwendungskontext, Sprachverstehen schulen, aufmerksames Zuhören
Material:
Keins
Vorgehen:
Die Lernenden nehmen eine aufrechte, aber dennoch bequeme Sitzposition ein. Sie werden gebeten, die Augen zu schließen. Im analogen Unterricht schließen manche Schüler*innen nicht gerne die Augen. Da es aber Ziel ist, Ablenkungen zu minimieren und das Richten der Aufmerksamkeit nach innen zu erleichtern, bittet man sie, ersatzweise einen festen Punkt auf dem Boden zu fixieren. Dann beginnt das eigentliche Achtsamkeitstraining:
„Stell dir einen Aufzug vor. Der Aufzug ist ganz oben in deinem Kopf. Jetzt schickst du ihn nach unten. Dafür atmest du tief durch die Nase ein und schickst die Luft runter in deinen Bauch. Der Aufzug ist unten angekommen. Atme durch den Mund aus. Lass dir Zeit. Atme nun wieder durch die Nase ein und schicke die Luft in deine Lungen. Der Aufzug fährt mit dem Luftstrom hoch. Er ist oben angekommen. Atme langsam durch den Mund aus.“
Der Aufzug kann noch zwei- oder dreimal nach unten in den Bauch und wieder nach oben in den Brustkorb geschickt werden, dann endet die Reise mit einem letzten Stopp ganz oben im Kopf.
„Drücke den Knopf, mit dem du die Türen des Aufzugs öffnen kannst. Die Türen öffnen sich und aus dem Aufzug strömen angenehme Klänge und Düfte; es fühlt sich gut an. Du siehst dich um und nimmst wahr, dass du dich an deinem Lieblingsort befindest. Denke an deinen happy place, einen Ort, an dem du dich ganz wohl fühlst. Stell ihn dir genau vor: Was siehst du? Wie riecht es dort? Welche Geräusche hörst du? Wie fühlt es sich an? Tauche ganz in deinen Lieblingsort ein. Atme tief ein und aus. Genieße deinen happy place noch für ein paar Atemzüge. Öffne die Augen wieder und strecke dich.“
Wenn möglich, sollte sich eine kleine Reflexionsrunde anschließen: „Wie hat sich das Atmen in den Bauch, wie das Atmen in die Brust angefühlt? In welchen Alltagssituationen könnte dir der Gedanke an deinen happy place guttun? Wie kannst du die Übung allein durchführen? Wann könnte sie in Lernsituationen passen (beispielsweise beim Hausaufgabenmachen, in Prüfungsphasen)?“ (adaptiert von Sambanis & Walter 2022: 81-82)
Ziele:
Fokussierung der Schreibbewegung zum Verarbeiten von Inhalten bzw. Einüben korrekter Schreibweisen
Material:
Im Vorfeld Wörter sammeln, die geübt werden sollen und auf Wortkarten notieren (alternativ: PPT o. Ä.); adaptiert man den Ablauf, kann Luftschrift auch spontan eingesetzt werden unter Nutzung des Vorkabelteils des Lehrwerks
Vorgehen:
Stufe 1:
Die Lehrkraft ruft Wörter auf, die die Lernenden auf Deutsch kennen. Alle schreiben sie mit dem Zeigerfinger ihrer dominanten Hand/Schreibhand in die Luft. Die Übung eignet sich zur Reaktivierung von Wortschatzkenntnissen sowie zum Einprägen der Schreibweisen von Wörtern. Wortkarten helfen bei der Kontrolle:
1. Nennen Sie ein Wort. Die Lernenden versuchen, es zu schreiben.
2. Zeigen Sie die Wortkarte oder verwenden Sie Ihre PPT.
3. Lassen Sie das Wort erneut in die Luft schreiben.
Stufe 2:
Ein Lernender nimmt eine Wortkarte von Ihrem Stapel an Karten (oder sucht ein Wort aus dem Vokabelteil aus), dreht sich mit dem Rücken zur Klasse und schreibt das Wort über seinem Kopf in die Luft, so dass alle es sehen können. Die Lernenden in der Klasse versuchen, es zu lesen und zu benennen.
Die Bewegungsaktivität liegt bei Level 2 dieser Übung zunächst bei dem Lernenden, der ein Wort, das die anderen erraten sollen, mit dem Finger in die Luft schreibt. Die Zuschauenden müssen die Schreibbewegung genau beobachten und vor dem inneren Auge das unsichtbar in die Luft Geschriebene visualisieren. Auch bei ihnen werden dadurch motorische Areale im Gehirn aktiviert.
Möchte man als Lehrkraft die Stimmung in der Klasse heben oder stabilisieren, kann man ausschließlich positive Wörter, z.B. Freude, Sonnenlicht, Regenbogen, optimistisch, glücklich schreiben lassen (vorher einen Stapel mit Glückswörtern vorbereiten – man kann ihn immer wieder nutzen!). Tatsächlich kann das Befassen mit positiven Begriffen kleine positive Effekte auf die Lernenden und das Klassenklima haben. Positive Begriffe, Bilder oder Geschichten heben unsere Laune, sie wirken ansteckend – im positiven Sinn.
Ziele:
Phase 1: spontanes Sprechen üben, passende Bewegungen dazu nutzen, einander zuhören
Phase 2: Sprechen und exekutive Funktionen in Verbindung trainieren
Material:
Keins, es kann vor Spielbeginn eine Sammlung von Tätigkeiten erstellt werden, z.B. Aufgaben, die die Lernenden in der Klasse oder zu Hause erfüllen müssen, die notiert werden und bei Bedarf genutzt werden können (Differenzierungsangebot)
Vorgehen:
„Einer der Impro-Klassiker ist die folgende Übung, die in zwei Phasen und somit auch in zwei Unterrichtseinheiten aufbauend eingesetzt werden kann. Spielwütige Schülerinnen und Schüler können auch die erste Phase überspringen und sozusagen ihr Hirn gleich besonders herausfordern.
[Phase 1:]
In der ersten Phase stehen zwei Lernende (S 1 und S 2) einander gegenüber und der oder die eine fragt die oder den anderen: „Was machst du da?“, was übrigens als Chunk übernommen und verwendet wird. Daraufhin nennt S2 eine Tätigkeit in der ersten Person Präsens, z.B. „Ich schreibe einen Brief.“ und stellt diese Tätigkeit pantomimisch dar. Dann wird die Frage an das Gegenüber gestellt: „Was machst du da?“ S1 benennt die Aktivität und führt die entsprechende Bewegung durch. Nach ca. 2 Minuten werden die Paare neu gemischt.
[Phase 2:]
Spannend wird nun die zweite Phase, in der das Gehirn deshalb besonders gefordert wird, da die Geste und der Satz nicht mehr zueinander passen. Es funktioniert wie folgt: S1 und S 2 stehen einander gegenüber, nehmen Augenkontakt auf, und S 1 fragt: „Was machst du da?“ S 2 antwortet und benennt eine Tätigkeit (z.B. „Ich spiele Tennis.“), die S1 dann pantomimisch darstellt. Daraufhin stellt S2 die bereits bekannte Frage „Was machst du da?“ und S 1, die oder der immer noch Tennis spielt – und das ist die Herausforderung –, antwortet gleichzeitig, indem sie oder er eine andere Tätigkeit benennt, z. B. „Ich koche eine Suppe.“ Beim ersten Mal wird die Hand von S 1 mit hoher Wahrscheinlichkeit beim Benennen dieser Tätigkeit zu einer Rührbewegung übergehen. Das ist aber nun die Aufgabe von S2: S2 gibt vor, eine Suppe zu kochen, während S1 fragt: „Was machst du da?“, und damit ist das Spiel im Gange.“ (Sambanis & Walter 2020: 24-25)