Linguistic Landscaping

Für das Projekt „Linguistic Landscape“ kamen Lehramtsstudierende der Europa-Universität Flensburg für eine Woche mit Warschauer Schülerinnen und Schülern zusammen, um gemeinsam Mehrsprachigkeit in der polnischen Hauptstadt zu erforschen.

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Die Methode Linguistic Landscaping

Bei dieser vor allem in Soziolinguistik, Soziologie und Geographie genutzten (Forschungs-)Methode geht es darum, schriftliche Sprache im öffentlichen Raum zu dokumentieren, sowie die Verbreitung und Funktion von Sprachen zu reflektieren. "Linguistic Landscaping" ist ein Verfahren, um Sprache oder auch Mehrsprachigkeit zu erfassen und sichtbar zu machen, indem man beispielsweise Fotos von Schildern macht und sie dann auswertet.

Über das Projekt und Ziele

Für das Projekt „Linguistic Landscape“ kamen Lehramtsstudierende der Europa-Universität Flensburg für eine Woche mit Warschauer Schülerinnen und Schülern zusammen, um gemeinsam Mehrsprachigkeit in der polnischen Hauptstadt zu erforschen.

Die Studierenden sammelten während des Projektes erste praktische Erfahrungen in der Unterrichtsplanung sowie im Unterrichten von Deutsch als Fremdsprache. Im Vorfeld entwickelten die Studierenden gemeinsam eine Didaktisierung, durch die sie den Schülerinnen und Schülern die Methode des „Linguistic Landscapings“ näher bringen konnten. Die jungen Deutschlerner hatten unterdessen die Möglichkeit, ihre Heimatstadt aus einem neuen, womöglich ungewöhnlichen, Blickwinkel zu betrachten. Durch die Gelegenheit mit Muttersprachlern auf Deutsch zu kommunizieren, konnten sie gleichzeitig ihre eigene Mehrsprachigkeit aktiv erproben. Das Projekt konfrontierte sie mit der Frage, welche Bedeutung Mehrsprachigkeit für sie selbst, ihren Alltag und ihre Zukunft hat.
Die im Rahmen des Projektes durchgeführten Exkursionen boten für die Teilnehmer die Möglichkeit, Warschau als mehrsprachige Stadt zu erleben. Durch die Methode konnte nicht nur analysiert werden, welche Sprachen gegenwärtig wichtig für die polnische Hauptstadt sind, sondern auch welche Nationen und Kulturen ihre Vergangenheit geprägt haben.

Projektwoche in Warschau

Zu Beginn der Projektwoche in Warschau, die vom 6. Bis 9. Juni 2017 im Goethe-Institut Warschau stattfand, führten die Studierenden die Schülerinnen und Schüler in die Thematik und die wissenschaftliche Methode ein und konfrontierten sie gleichzeitig mit persönlichen Fragen nach Mehrsprachigkeit: Was bedeutet Mehrsprachigkeit für dich? Bist du selbst mehrsprachig? Was bringt es uns, mehrere Sprachen zu sprechen?

Anschließend begaben sie sich in Gruppen auf Spurensuche. Bei den Exkursionen, die die Gruppen in verschiedene Stadtteile Warschaus führten, wurde gemeinsam nach Schildern, Inschriften oder Werbung in anderen Sprachen Ausschau gehalten. Durch die fremdsprachigen Fundstücke wurden die Schülerinnen und Schüler dazu angeregt darüber nachzudenken, welche verschiedenen Nationen und Kulturen die Entwicklung ihrer Heimatstadt geprägt haben und ihre Gegenwart mitgestalten.
Die Exkursionen basierten auf Routen, die von Mariusz Prządak aus Praska Ferajna für das Projekt ausgearbeitet wurden. So wurde zum Beispiel nach Spuren jüdischen Lebens in Warschau gesucht. Rund um das Museum für die Geschichte der Polnischen Juden (POLIN) fanden sich zahlreiche Inschriften in Hebräisch und Jiddisch. Die Präsenz dieser beiden Sprachen deutet auf die einst große jüdische Gemeinschaft in Warschau hin, die vor dem Zweiten Weltkrieg über 30% der Bevölkerung der polnischen Hauptstadt ausmachte. An den jüdischen Friedhof angrenzend liegt mit dem Powązki Friedhof ein wahrer Schmelztiegel der Kulturen und Religionen, der neben Katholiken auch Protestanten sowie Muslimen aus dem Kaukasus und Tataren als letzte Ruhestätte dient.

Auch der Stadtteil Saska Kępa – zu Deutsch Sächsischer Werder – blickt auf eine multikulturelle Vergangenheit zurück. Vor religiöser Verfolgung aus ihrer Heimat geflohen, suchten hier Holländer, Flamen und Friesen eine neue Heimat. Die Namen anderer Warschauer Stadtteile weisen ebenfalls einen sprachlichen Einfluss aus anderen Ländern auf. Mariensztat (Marienstadt), Żoliborz (Joli Bord) und Marymont (Marie Mont) haben ihren Ursprung in der deutschen oder französischen Sprache, wurden mit der Zeit jedoch „eingepolnischt“. Doch nicht nur aus Westeuropa kamen Menschen nach Warschau. In Praga lässt sich auch der Einfluss russischer Einwanderer feststellen. Auf der östlichen Seite der Weichsel wurden zudem die Relikte des multikulturellen „Jahrmarkts Europa“ besucht, an dem verschiedene Einwanderergruppen zusammen kommen und ihre Waren anbieten. Hier wurde Multikulturalität zur Alltäglichkeit.

Die auf den Exkursionen gemachten Fotos dienten schließlich als Inspiration für eine künstlerische Umsetzung. Unter Anleitung der Berliner Künstlerin Patricia Thoma gestalteten die Schülerinnen und Schüler in Gruppen bunte Collagen in die sie ihre Eindrücke kreativ einarbeiteten. Entstanden sind dabei spannende Werke, die die kulturelle, sprachliche und architektonische Vielfalt Warschaus aus Sicht der Schülerinnen und Schüler zeigen.

Material zum Projekt

Zum Projekt ist eine Publikation erschienen. Dieses Buch richtet sich an Schülerinnen und Schüler sowie Lehrkräfte, die sich mit der sprachlichen und kulturellen Vielfalt Warschaus auseinander setzen möchten.
Ebenso sind alle Warschauer und an der Stadt Interessierten eingeladen, die Perspektive der Schülerinnen und Schüler einzunehmen und sich ein Bild von der vielfältigen Sprachlandschaft Warschaus zu machen.
 

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