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18:00 Uhr
Zwei zu eins
Filmaufführung|Montagskino bei Goethe
-
Bibliothek Goethe-Institut Warschau, Warszawa
- Sprache Auf Deutsch mit deutschen Untertiteln
- Preis Eintritt frei
Montagskino bei Goethe: Zwei zu eins
Im Rahmen unseres Montagskinos zeigen wir den Film „Zwei zu eins“ von Natja Brunckhorst aus dem Jahr 2024 auf Deutsch mit deutschen Untertiteln.
Den Sommer 1990 und eine wahre Geschichte wählt Regisseurin Natja Brunckhorst, um eine lässige Komödie über die DDR zu machen - nach dem Mauerfall 1989, aber noch vor dem offiziellen Beitritt zur BRD. Ob das ostdeutsche Bewusstsein sich schon verändert, welchen Erfindergeist der Kapitalismus weckt, wie ein paar Nachbarn die noch recht verwirrte Lage zur persönlichen Bereicherung nutzen, all das erzählt dieser Film anhand einer ziemlich amüsanten Räubergeschichte. Politische Seitenhiebe sind durchaus inbegriffen, treffsicher ausgeteilt von einem Staraufgebot deutscher Schauspieler, die sichtlich Spaß an ihrer Arbeit haben.
Im Sommer 1990 sitzt Sandra Hüller im Arbeitsamt von Halberstadt, oder besser, es ist eine junge Frau namens Maren, die dort sitzt, gespielt von der Schauspielerin Sandra Hüller. Hüller, in der DDR geboren, ist in all ihren Rollen sehenswert, aber diesmal zeigt sie eine Herzlichkeit, die man bei ihr selten sieht. Grund dafür ist vielleicht, dass Maren in Halberstadt lebt. Das liegt in der DDR, und die löst sich gerade auf - alle Arbeitgeber machen dicht, viele Menschen wandern ab in die seit November 1989 zugängliche BRD. Mit Maren lernt man ihren Wohnblock kennen. Die Nachbarn sitzen vor dem Plattenbau und trinken Kaffee, ihr Mann Robert macht ein Tänzchen, die Kinder Unfug. Eine sommerliche Idylle wird beschworen, ein ungewohnt kuscheliges DDR-Bild, das dem herannahenden westdeutschen Kapitalismus größte Entspannung entgegensetzt. Dann taucht Marens Ex-Lover Volker auf, der war vor Jahren über die Grenze verschwunden, jetzt kehrt er zurück, was bei ihr für gemischte Gefühle sorgt. Aber mit Volker beginnt auch das Abenteuer. Er sieht eine endlose Abfolge von Armee-Lastern vorbeifahren und wundert sich, was die wohl transportieren. Also besucht er mit Robert und Maren den alten Markowitz, der seinen Job beim Militär nicht allzu ernst nimmt. Er führt sie heimlich in einen ehemaligen Bunker, durch riesige Betongänge, in unterirdische Stauräume. Was darin liegt, versetzt alle erst in Staunen, dann in Euphorie: Da liegt das Geld der DDR. Die Währungsreform läuft, die Banktresore müssen leer sein für die D-Mark, deshalb kommt das demnächst wertlose Ostgeld in diese "Komplexlager". Es gibt nur noch drei Tage, in denen die Bürger der DDR ihr Geld auf der Bank in D-Mark umtauschen können. Das weckt kriminelle Energie, erst bei Robert, Maren und Volker, dann bei ihren Nachbarn, die schnell eingeweiht werden. Sie klauen im Bunker Scheine, soviel sie tragen können, verteilen den Mammon, dann tauschen alle, was sich unauffällig tauschen lässt. Mit dem Rest kaufen sie Waren deutscher Vertreter, die mit Autos voll Mikrowellen, Weingläsern, Kassettenrekordern angefahren kommen. Da liegt die Umrechnung von Ost- gegen Westgeld im besten Fall bei zwei zu eins, aber das ist egal, der Gewinn ist klar: diese Ware lässt sich prima weiterverkaufen, natürlich gegen D-Mark. Die Vermischung der zwei Währungen und die allmählich einsetzende Gier führt zu immer verrückteren Plänen, das alte Geld doch noch in neues zu verwandeln. Dazwischen mischt sich die dreieckige Liebesgeschichte der Hauptfiguren, bei der es Heimlichkeiten gibt, die mal auffliegen, mal tief begraben werden. So ähnlich läuft es nebenher mit allerlei wirtschaftlichen Geheimnissen, die in den jetzt stillgelegten, volkseigenen Betrieben der DDR an die Oberfläche driften. Mit Empörung und Herzeleid entdeckt dort die ganze Nachbarschaft, wie sie über Jahre vom Realsozialismus verschaukelt wurde. Das alles wird von Natja Brunckhorst so inszeniert, dass immer wieder eine leise Tristesse aufblitzt, genauso wie ein Zynismus, der oft nur in Halbsätzen, in Gesten, letztlich in der surrealen Überführung der Diebe erkenntlich wird. Insgesamt aber hat diese Räubergeschichte einen hinreißenden komödiantischen Charme, der von den Schauspielern ausgeht, aber genauso vom Wissen, dass es sich dabei um einen wahren, tatsächlich bis heute nicht aufgeklärten Kriminalfall handelt. Einen, in dem die Bürger der DDR denen der BRD in Witz und Raffinesse haushoch überlegen waren.
Doris Kuhn (28.11.2024)
Zwei zu eins
Deutschland 2024, 116 Minuten
Regie: Natja Brunckhorst
Drehbuch: Natja Brunckhorst
Kamera: Martin Langer
Schnitt: Ramin Sabeti
Musik: Hannah von Hübbenet, Amaury Bernier
Produzent*innen: Susanne Mann, Karsten Stöter, Paul Zischler, Martin Rehbock
Darsteller*innen: Sandra Hüller, Max Riemelt, Ronald Zehrfeld, Ursula Werner, Peter Kurth, Martin Brambach und Andere
Nach der Aufführung laden wir zu einem Gläschen Wein ein.
Im Rahmen unseres Montagskinos zeigen wir den Film „Zwei zu eins“ von Natja Brunckhorst aus dem Jahr 2024 auf Deutsch mit deutschen Untertiteln.
Den Sommer 1990 und eine wahre Geschichte wählt Regisseurin Natja Brunckhorst, um eine lässige Komödie über die DDR zu machen - nach dem Mauerfall 1989, aber noch vor dem offiziellen Beitritt zur BRD. Ob das ostdeutsche Bewusstsein sich schon verändert, welchen Erfindergeist der Kapitalismus weckt, wie ein paar Nachbarn die noch recht verwirrte Lage zur persönlichen Bereicherung nutzen, all das erzählt dieser Film anhand einer ziemlich amüsanten Räubergeschichte. Politische Seitenhiebe sind durchaus inbegriffen, treffsicher ausgeteilt von einem Staraufgebot deutscher Schauspieler, die sichtlich Spaß an ihrer Arbeit haben.
Im Sommer 1990 sitzt Sandra Hüller im Arbeitsamt von Halberstadt, oder besser, es ist eine junge Frau namens Maren, die dort sitzt, gespielt von der Schauspielerin Sandra Hüller. Hüller, in der DDR geboren, ist in all ihren Rollen sehenswert, aber diesmal zeigt sie eine Herzlichkeit, die man bei ihr selten sieht. Grund dafür ist vielleicht, dass Maren in Halberstadt lebt. Das liegt in der DDR, und die löst sich gerade auf - alle Arbeitgeber machen dicht, viele Menschen wandern ab in die seit November 1989 zugängliche BRD. Mit Maren lernt man ihren Wohnblock kennen. Die Nachbarn sitzen vor dem Plattenbau und trinken Kaffee, ihr Mann Robert macht ein Tänzchen, die Kinder Unfug. Eine sommerliche Idylle wird beschworen, ein ungewohnt kuscheliges DDR-Bild, das dem herannahenden westdeutschen Kapitalismus größte Entspannung entgegensetzt. Dann taucht Marens Ex-Lover Volker auf, der war vor Jahren über die Grenze verschwunden, jetzt kehrt er zurück, was bei ihr für gemischte Gefühle sorgt. Aber mit Volker beginnt auch das Abenteuer. Er sieht eine endlose Abfolge von Armee-Lastern vorbeifahren und wundert sich, was die wohl transportieren. Also besucht er mit Robert und Maren den alten Markowitz, der seinen Job beim Militär nicht allzu ernst nimmt. Er führt sie heimlich in einen ehemaligen Bunker, durch riesige Betongänge, in unterirdische Stauräume. Was darin liegt, versetzt alle erst in Staunen, dann in Euphorie: Da liegt das Geld der DDR. Die Währungsreform läuft, die Banktresore müssen leer sein für die D-Mark, deshalb kommt das demnächst wertlose Ostgeld in diese "Komplexlager". Es gibt nur noch drei Tage, in denen die Bürger der DDR ihr Geld auf der Bank in D-Mark umtauschen können. Das weckt kriminelle Energie, erst bei Robert, Maren und Volker, dann bei ihren Nachbarn, die schnell eingeweiht werden. Sie klauen im Bunker Scheine, soviel sie tragen können, verteilen den Mammon, dann tauschen alle, was sich unauffällig tauschen lässt. Mit dem Rest kaufen sie Waren deutscher Vertreter, die mit Autos voll Mikrowellen, Weingläsern, Kassettenrekordern angefahren kommen. Da liegt die Umrechnung von Ost- gegen Westgeld im besten Fall bei zwei zu eins, aber das ist egal, der Gewinn ist klar: diese Ware lässt sich prima weiterverkaufen, natürlich gegen D-Mark. Die Vermischung der zwei Währungen und die allmählich einsetzende Gier führt zu immer verrückteren Plänen, das alte Geld doch noch in neues zu verwandeln. Dazwischen mischt sich die dreieckige Liebesgeschichte der Hauptfiguren, bei der es Heimlichkeiten gibt, die mal auffliegen, mal tief begraben werden. So ähnlich läuft es nebenher mit allerlei wirtschaftlichen Geheimnissen, die in den jetzt stillgelegten, volkseigenen Betrieben der DDR an die Oberfläche driften. Mit Empörung und Herzeleid entdeckt dort die ganze Nachbarschaft, wie sie über Jahre vom Realsozialismus verschaukelt wurde. Das alles wird von Natja Brunckhorst so inszeniert, dass immer wieder eine leise Tristesse aufblitzt, genauso wie ein Zynismus, der oft nur in Halbsätzen, in Gesten, letztlich in der surrealen Überführung der Diebe erkenntlich wird. Insgesamt aber hat diese Räubergeschichte einen hinreißenden komödiantischen Charme, der von den Schauspielern ausgeht, aber genauso vom Wissen, dass es sich dabei um einen wahren, tatsächlich bis heute nicht aufgeklärten Kriminalfall handelt. Einen, in dem die Bürger der DDR denen der BRD in Witz und Raffinesse haushoch überlegen waren.
Doris Kuhn (28.11.2024)
Zwei zu eins
Deutschland 2024, 116 Minuten
Regie: Natja Brunckhorst
Drehbuch: Natja Brunckhorst
Kamera: Martin Langer
Schnitt: Ramin Sabeti
Musik: Hannah von Hübbenet, Amaury Bernier
Produzent*innen: Susanne Mann, Karsten Stöter, Paul Zischler, Martin Rehbock
Darsteller*innen: Sandra Hüller, Max Riemelt, Ronald Zehrfeld, Ursula Werner, Peter Kurth, Martin Brambach und Andere
Nach der Aufführung laden wir zu einem Gläschen Wein ein.
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Ort
Bibliothek Goethe-Institut Warschau
ul. Chmielna 13A
Zugang ul. Chmielna 11
00-021 Warszawa
Polen
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