Lebensstil
Nachhaltige Alltagshelfer
Die meisten Menschen möchten ein Leben führen, das im Einklang mit ihrer Umwelt steht – es sollte aber möglichst bequem und ohne große Einschränkungen sein. Ideen dafür gibt es tatsächlich: Kleine alltägliche Hilfsmittel, die einen großen Einfluss auf die Umwelt haben.
Von Petra Schönhöfer
Pfandsystem: Umweltfreundlich bechern
Jedes Jahr werden in Deutschland rund 2,8 Milliarden Einwegbecher für Coffee-to-go weggeworfen. Das sind 320.000 Becher pro Stunde. Inklusive Deckel, Strohhalm und Rührstab lassen sie den Müllberg jährlich um rund 55.000 Tonnen wachsen. Hier setzt RECUP an, ein deutschlandweites Pfandbechersystem: In vielen Läden kann man den Kaffee im RECUP statt im Einwegbecher bestellen, einen Euro Pfand bezahlen und den leeren Becher anschließend bei jedem beliebigen RECUP-Partner wieder einlösen. Das System funktioniert bundesweit, von München bis an die Ostsee an über 2.400 Standorten. Die pastellfarbigen Becher aus 100 Prozent recyclebarem Kunststoff gibt es auch als Skyline-Edition für jede teilnehmende Stadt – zum Sammeln!
Unverpackt: Die hippe Enkelin von Tante Emma
Früher war weniger Verpackung! In den guten alten Tante-Emma-Läden wurde Ware in Zeitung eingeschlagen, es gab Fässer und Gläser für lose Lebensmittel. Für Tante Emma war das eine Notwendigkeit, heute aber versuchen Unverpacktläden in Deutschland ganz bewusst, die Müllflut im Lebensmittelhandel einzudämmen. Neben dem Pionier Original Unverpackt aus Berlin gibt es zum Beispiel Tante Olga in Köln. Der Laden von Olga Witt hat ein zeitgemäßes Sortiment aus fairen, biologischen und veganen Nahrungsmitteln – und das alles so unverpackt wie zu Omas Zeiten. Wer in einem Unverpacktladen einkauft, sollte allerdings eigene Gefäße zum Abfüllen mitbringen.
Online Shopping: Plastikfrei einkaufen
In deiner Stadt gibt es noch keinen Unverpacktladen oder du wohnst auf dem Land? Kein Problem! Auch der Versandhandel denkt um und es gibt immer mehr Möglichkeiten zum plastikfreien Einkauf im Internet. Das Sortiment reicht von Lebensmitteln und Dingen des täglichen Bedarfs über Babyartikel und Bürobedarf bis zu Küchenutensilien und Wohnaccessoires: Da gibt es beispielsweise Greenhall aus Thüringen oder Laguna aus Sachsen. Monomeer mit Sitz in Konstanz wirbt vor allem im Bereich Körperpflege mit einem Zero-Waste-Konzept und My little Steps aus Köln bietet gleich komplette Starter-Sets zum Einstieg in ein plastikfreies Leben – etwa für das Bad oder für die Küche.
Mobilität: Jetzt Mietradeln
Bei nachhaltiger Mobilität in der Stadt denkt man sofort ans Fahrrad. Tatsächlich gibt es mittlerweile viele kluge Lösungen zum Thema öffentlicher Fahrradverleih in Deutschland. Eine davon kommt aus Mainz und heißt meinRad: App herunterladen, auf der Karte nach der passenden Radstation suchen und einfach den QR-Code des Wunschrades einscannen – schon kann es losgehen. Ausleihe und Abrechnung erfolgen automatisiert und bargeldlos, Zwischenparken ist dank elektronischem Schlüssel kein Problem und was besonders praktisch ist: Die Radtarife und die Ausleihstandorte sind mit dem ÖPNV synchronisiert. Ähnliche Konzepte gibt es auch in vielen anderen Städten und sogar auf der Insel Usedom.
Upcycling: Lang lebe die Kaffeemaschine
Die beste Möglichkeit, das Leben nachhaltiger zu gestalten, ist die längere Nutzung von Alltagsgegenständen. Das bedeutet aber auch: reparieren statt wegwerfen. Aber was mache ich mit der defekten Kaffeemaschine, wenn ich einen Schaltkreis nicht von einem Mandala unterscheiden kann? Wie nähe ich einen neuen Reißverschluss in den Daunenmantel, ohne schneidern zu können? Ganz einfach: gar nicht. Ich suche stattdessen jemanden, der sich damit auskennt, und treffe ihn in entspannter Atmosphäre in einem Repair Café. Von diesen temporären Reparaturwerkstätten gibt es in Deutschland mittlerweile über 2000. Man findet sie auf www.repaircafe.org oder meldet dort selbst eines an.
Replace Plastic: Bitte melden
Wir alle haben uns beim Einkauf schon über Produkte geärgert, die eigentlich gar keine Verpackung bräuchten. Viele Dinge hat die Natur bereits gut verpackt, eine Zwiebel beispielsweise, oder einen Apfel. Eine Kokosnuss eingeschweißt in Plastikhaut? Nicht wirklich sinnvoll. Ein häufig angeführtes Argument der Hersteller lautet aber: Die Kund*innen möchten das so. Deshalb gibt es die App Replace Plastic von Jennifer Timrott und ihrer Initiative Küste gegen Plastik: Einfach downloaden und die Barcodes von unnötigen Plastikverpackungen scannen. Die Initiative meldet dem Handel dann, dass wir uns für diese Produkte umweltfreundlichere Verpackungen wünschen.
CodeCheck: Wissen, was drinsteckt
Nachhaltige Lebensstile haben viele Gesichter: Manche Menschen leben komplett vegan, andere meiden bestimmte Inhaltsstoffe wie Palmöl. Wieder andere haben die Nase voll, ihren Körper mit Mikroplastik zu belasten. Für alle Fälle gibt es die App CodeCheck: Produkt-Barcode scannen, Informationen über Inhaltsstoffe auf Basis wissenschaftlicher Quellen erhalten und gesündere, nachhaltigere Alternativen kennenlernen. Das alles ist personalisierbar auf die eigenen Bedürfnisse. Die Community ist so begeistert, dass CodeCheck in einschlägigen App-Stores zeitweise sogar WhatsApp und Konsorten überholte.