© 2019 Carl Hanser Verlag GmbH & Co. KG, München
Ein neues Buch von Rüdiger Safranski, dem Titanen der deutschen biografischen Literatur. Aus seiner Feder stammen Erzählungen über Leben und Werk von Schiller, Goethe, E. T. A. Hoffmann, Schopenhauer, Nietzsche, Heidegger und vor einigen Monaten kam eben auch Friedrich Hölderlin hinzu. Anlässlich des 250. Geburtstags eines der größten Dichter deutscher Sprache haben wir eine bündige, gut komponierte und interessant erzählte Biografie des Schriftstellers bekommen. In ihr ist beinahe alles: eine packende Erzählung über Friedrichs Jugendjahre, kompetente Bemerkungen zu den philosophischen Spekulationen des Autors des Hyperion (der schließlich mit Schelling und Hegel befreundet war), Analysen seiner Hauptwerke, Überlegungen über die Quellen und die Chronologie der geistigen Erkrankung des Dichters und sogar eine zusammengefasste Rezeptionsgeschichte Hölderlins in Deutschland.
Unter den zahlreichen Attributen dieser Jubiläumsbiografie scheinen mir zwei am wichtigsten: zum ersten die große Sensibilität Safranskis für die psychologischen und sozialen Kontexte von Hölderlins Schaffen, zum zweiten die sehr klar und schön formulierte, zum Nachdenken anregende Botschaft. Der Autor behauptet unter Bezugnahme auf Hölderlins Metapher von einer „Götterdämmerung“, die das Ende der Epoche des universalen Geistes ankündigt, dass jene Dämmerung bereits eingetreten ist. „Deshalb ist Hölderlin uns so fern geworden (…). Gelangt er noch zu uns oder werden wir zu ihm gelangen? Wenn dem so wäre, wäre es schön“, konkludiert Safranski.
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