© Suhrkamp 2018
Nach seinem vielbeachteten Roman „Im Frühling sterben“ setzt Ralf Rothmann die Handlung seines neuesten Romans „Der Gott jenes Sommers“ nach Norddeutschland in ein kleines Dorf in Schleswig-Holstein, wohin viele Leute aus Kiel vor Bombenangriffen geflohen sind. Man schreibt das Jahr 1945.
Im Vordergrund des Romans steht die zwölfjährige Luisa, die zusammen mit ihren Eltern, ihrer älteren Schwester und ihren Verwandten Zuflucht auf einem großen Gut findet. Auf den ersten Blick scheint es, dass sie auf dem idyllischen norddeutschen Land vor manchem verschont bleiben werden, was jedoch nicht so ist, und am Ende spricht Luisa trotz ihres zarten Alters den Schlüsselsatz des Romans aus: „Ich hab alles erlebt.“ Ralf Rothmann schildert die Szenen aus den letzten Monaten des Zweiten Weltkriegs mit bildhaften und unheimlich detaillierten Beschreibungen. Ein besonderes narratologisches Element ist die zweite Ebene des Romans, wo ein Chronist mit seiner Geschichte – einer Chronik aus dem Dreißigjährigen Krieg – die Haupthandlung immer wieder unterbricht und daran erinnert, dass die Schrecken der Kriege wiederholbar sind.