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Nette ist eine Nervensäge! Darin ist sich vor allem ihre Verwandtschaft einig. Dünn und glotzäugig mischt sie sich in Männergespräche ein, will sich partout nicht in ihre Handarbeit vertiefen und widmet sich stattdessen gar unziemlichen Interessen wie Mineralogie, Literatur und Politik. Karen Duve erzählt in Fräulein Nettes kurzer Sommer die Geschichte der zum Horror ihrer männlichen Zeitgenossen mit einem scharfen Verstand und einem losen Mundwerk ausgestatteten deutschen Dichterin Annette von Droste-Hülshoff.
Die vielen Widerstände, gegen die eine Frau wie „die Droste“ im 19. Jahrhundert zu kämpfen hatte, die geistige Enge und die den Konventionen der Zeit geschuldeten Einschränkungen, schildert Karen Duve mit scharfem Witz. Plastisch und packend beschreibt sie auch die politischen und gesellschaftlichen Veränderungen, die gravierende Auswirkungen in allen Lebensbereichen mit sich brachten. Die Rückbesinnung auf alles Deutsche, die progressive Idee einer deutschen Nation, aber auch die Sehnsucht nach der „alten Zeit“, die in Literatur und Mode dieser Epoche teils seltsame Blüten trieb, geben der Autorin genügend Angriffsfläche für pointierte Beobachtungen.
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