Filmproduktion
Frauen hinter den Filmkulissen
Während deutsche Schauspielerinnen im Fokus der Öffentlichkeit stehen, sind die Frauen hinter der Kamera weitgehend unbekannt. Zu Unrecht. Wir stellen zehn Persönlichkeiten aus der deutschen Filmszene vor, die man kennen sollte.
Von Ana Maria Michel
Caroline Link, Regisseurin
Bereits ihr Kinodebüt Jenseits der Stille war 1998 für einen Oscar nominiert. Fünf Jahre später erhielt Caroline Link für Nirgendwo in Afrika schließlich den Oscar für den besten fremdsprachigen Film. Ein großer Erfolg der Regisseurin war 2018 auch ihre Verfilmung der Autobiografie des Komikers Hape Kerkeling, Der Junge muss an die frische Luft. Zuletzt erschien 2019 ihr Film Als Hitler das rosa Kaninchen stahl, der auf dem Roman von Judith Kerr basiert.
Annette Hess, Drehbuchautorin
Die Frau vom Checkpoint Charlie, Weißensee oder die Ku‘damm-Reihe: Annette Hess schreibt Drehbücher für Fernsehfilme und Serien, die deutsche Geschichte erzählen. Die Drehbuchautorin studierte in Berlin szenisches Schreiben, und schon mit ihrer Abschlussarbeit konnte sie einen Erfolg landen: Sie diente als Vorlage für das Drehbuch zum Kinofilm Was nützt die Liebe in Gedanken von Achim von Borries. Heute ist Hess Deutschlands erfolgreichste Drehbuchautorin. 2021 soll die Amazon-Serie Wir Kinder vom Bahnhof Zoo ihre Premiere feiern – auch dazu hat Hess das Drehbuch entwickelt, erstmals als Head-Autorin zusammen mit einem Team.Thea von Harbou, Drehbuchautorin
Schon zu Beginn der deutschen Filmgeschichte nahm eine Drehbuchautorin eine wichtige Rolle ein: Thea von Harbou schrieb in den 1920er-Jahren die Drehbücher zu bedeutenden Stummfilmen und arbeitete unter anderem mit Regisseuren wie Friedrich Wilhelm Murnau zusammen. Mit ihrem Ehemann, dem Regisseur Fritz Lang, schrieb sie die Drehbücher für Filme wie Metropolis oder M. Allerdings ist von Harbou nicht unumstritten. Anders als Fritz Lang, der bereits 1933 ins Exil emigrierte, trieb sie ihre Karriere auch während des Nationalsozialismus voran und war Mitglied in der NSDAP.
Regina Ziegler, Produzentin
1973 gründete Regina Ziegler mit 29 Jahren ihre eigene Produktionsfirma. Damals war sie eine der ersten Frauen in dieser Branche. Ich dachte, ich wäre tot hieß ihr erster Film, der zugleich das Regie- und Drehbuchdebüt ihres späteren Ehemanns Wolf Gremm war und den Bundesfilmpreis gewann. Fast 50 Jahre und rund 500 Kino- und Fernsehfilme später gilt Ziegler als erfolgreichste deutsche Produzentin. Sie hat sowohl Unterhaltungsfilme als auch anspruchsvolle Arbeiten produziert, zuletzt etwa Ich war noch niemals in New York von Philipp Stölzl oder Volker Schlöndorffs Rückkehr nach Montauk.Simone Bär, Casting-Direktorin
Der Film Good Bye, Lenin! von Wolfgang Becker bekam nicht nur zahlreiche Preise, er sorgte auch dafür, dass Daniel Brühl als Schauspieler international bekannt wurde. Dies hat er auch Simone Bär zu verdanken, die seit Mitte der 1990er-Jahre passende Darsteller für Filme auswählt. Die Casting-Direktorin hat etwa Christoph Waltz zu weltweitem Ruhm verholfen. Auch für die Besetzung von Florian Henckel von Donnersmarcks Oscar-prämierten Film Das Leben der Anderen war Bär zuständig.
Judith Kaufmann, Kamerafrau
Judith Kaufmann ist seit fast 30 Jahren Kamerafrau. Mehrmals war sie bereits für den Deutschen Filmpreis nominiert und wurde mit dem Deutschen Kamerapreis ausgezeichnet. Die Begründung der Jury: „Wo Dialoge enden, beginnen ihre Bilder.“ Zuletzt konnte man ihre Arbeit in Nur eine Frau von Sherry Hormann und in Das Vorspiel von Ina Weisse sehen. Kaufmann ist seit 2006 Mitglied der Oscar-Academy, sie selbst hat bisher aber noch jedes Angebot für Hollywoodproduktionen abgelehnt.Monika Schindler, Filmeditorin
Das Wort Cutterin hört Monika Schindler nicht gerne, sie möchte lieber als Filmeditorin bezeichnet werden. 2017 erhielt sie als erste Filmeditorin überhaupt den Deutschen Filmpreis für ihr Lebenswerk und war bis heute an mehr als 100 Filmen beteiligt. In der DDR, wo ihr Beruf Schnittmeisterin hieß, begann sie 1965 ihre Karriere mit Egon Günthers Wenn du groß bist, lieber Adam, doch der Film wurde verboten. Bis zur Wende war sie für das DDR-Unternehmen Deutsche Film AG (Defa) tätig, danach war sie weiterhin erfolgreich und arbeitete unter anderem an Filmen der Regisseure Andreas Dresen und Stephan Lacant.
Silke Buhr, Szenenbildnerin
Für den Film „Poll“ baute sie ein Haus ins Meer: Die Szenenbildnerin Silke Buhr wurde für ihre Arbeit mehrfach ausgezeichnet. | Foto (Detail): © Filmstill von „Poll“
Barbara Baum, Kostümbildnerin
Stoffe, die Filmgeschichte erzählen: Barbara Baum, eine der renommiertesten deutschen Kostümbildnerinnen, entwirft seit rund 50 Jahren Kostüme für Filme. Für Fontane Effi Briest, Die Ehe der Maria Braun oder Lili Marleen arbeitete sie mit Rainer Werner Fassbinder zusammen. Auch an vielen Historienfilmen wie Heinrich Breloers Buddenbrooks war sie beteiligt. Ihre Arbeiten kann man nicht nur in deutschen Produktionen sehen, Baum hat auch für internationale Stars wie Meryl Streep Kostüme entworfen.