Ein Projekt von Jonas Staal und Florian Malzacher
Training for the Future 2021: Collectives, Collectivity and Collectivations

Training for the Future @ Ruhrbiennale 2019 Foto (image section): © Ruben Hamelink

Training for the Future ist ein utopisches Trainingslager: Zuschauer:innen machen sich fit für alternative Zukunftsentwürfe, lernen, die Gesellschaft zu dekolonialisieren, exterritoriale Gewässer für politische Aktionen zu nutzen, neue Formen der Verschlüsselung zu erfinden, sich für generationenübergreifenden Klimagerechtigkeit einzusetzen, künstliche Intelligenz zu vergesellschaften und transnationale Kampagnen zu entwickeln.
 

Viele der utopischen Ideen von ’68 – vom Wohlfahrtsstaat über die Gleichstellung der Geschlechter bis hin zur sexuellen Befreiung – sind noch lange nicht vollständig verwirklicht, sondern immer noch Teil unserer gegenwärtigen Diskurse und Hoffnungen. Was wir jedoch rund fünfzig Jahre später verloren zu haben scheinen, ist die Vorstellung von Zukunft.

Auf politischer und militärischer Ebene hat der mittlerweile 20-jährige „War on Terror“ die Zukunft als nie endende Quelle potenzieller Bedrohungen definiert, von Selbstmordattentaten über Cyber-Terrorismus bis hin zu biologischer Kriegsführung. Auf kultureller Ebene generiert populäre Science-Fiction endlose Szenarien für das Ende der Welt, sei es in Form von Titelwellen, Kometen oder Alien-Invasionen. Und tatsächlich lassen der ökologische Zustand des Planeten und die Weigerung, konsequent gegen den Klimawandel vorzugehen, die alten und neuen geopolitischen Konfrontationen im Hintergrund mit Atomkraft, die wachsende Ungerechtigkeit und die fehlende globale Solidarität einen optimistischen Blick in die Zukunft erschweren.

TIMELINE

Training for the Future ist ein Projekt von Jonas Staal und Florian Malzacher. Das Projekt der utopischen Trainings begann in Bochum aus Anlass der Ruhrtriennale 2019. Im Rahmen des Programms von Performing Architecture zur Architektur Biennale in Venedig 2021 wurde eine weitere Serie der Trainings im Vorfeld der Eröffnung weltweit und dezentral, aber gleichzeitig physisch, an verschiedenen Orten der Welt im März 2021 durchgeführt. Im virtuellen Deutschen Pavillon 2038 folgte im Juni ein virtuelles Strategy Meeting, das die Trainees zusammenbrachte, im November 2021 findet erneut eine Live-Veranstaltung in Venedig statt.

Weltweite Trainings: 06. & 07.03.2021
Strategy Meeting: 22.06.2021
Training for the Future. Handbook + Trainings: 06.11.2021

Zu den Veranstaltungen
In diesem Zusammenhang wird jeder bescheidene Vorschlag gegen diese dystopische Obsession des 21. Jahrhunderts – etwa ein universelles Grundeinkommen oder ein internationales Gesetz gegen Steueroasen – sofort als Utopie im Sinne von gefährlich und naiv abgetan. Aber was ist utopischer, als zu glauben, dass unser derzeitiger Weg von Massenverschmutzung, extremistischem Konsum und endlosen Kriegen gegen den Terrorismus zu einer Verbesserung führen wird? Jetzt gilt es mehr denn je, „realistisch zu sein, das Unmögliche zu fordern“, utopische Realisten zu werden und die Zukunft wieder als Ort des gemeinsamen Kampfes zu beanspruchen. 

In einer Zeit zunehmender globaler Krisen in Politik, Ökonomie und Ökologie ist Dystopie zur neuen futuristischen Norm geworden. Training for the Future ist ein utopisches Trainingscamp, in dem aus Zuschauern Trainees werden, die alternative Szenarien erproben und die Produktionsmittel der Zukunft zurückgewinnen. Aufgrund der Coronavirus-Pandemie hat die Ausgabe 2021 eine dezentrale Form mit parallel stattfindenden Trainings auf der ganzen Welt: kollektiv handeln, auch wenn getrennt. 
Training for the Future ist ein Projekt von Jonas Staal, kuratiert und ko-programmiert von Florian Malzacher.

Produktion Studio Jonas Staal: Nadine Gouders

Training for the Future 2021 ist koproduziert von Goethe-Institut/ Performing Architecture und Theater Neumarkt.