Islam in Bosnien und Herzegowina
Das beste Baklava von Sarajevo
Nachdem im Krieg ihre alte Firma zerstört worden war, blieb Bedrija Tulek aus Sarajevo arbeitslos. Mit zwei Söhnen und einem im Krieg verwundeten Mann mangelt es ihr nicht an Verpflichtungen, aber der Mangel an Geld verhindert ein normales Leben. Die Rettung vor finanziellen Problemen findet sie in der Herstellung von Džandar-Baklavas, und zwar nach dem Rezept ihrer Urgroßmutter Zubejda.
Džandar-Baklava ist das Baklava unter den Baklavas und das ist ein autochthones Sarajevoer Produkt. Ihr Name hat nichts zu tun mit den Gendarmen, sondern mit der Seele. Die Wurzel des Wortes „džandar“ ist das arabische Wort „džan“, was Seele bedeutet. Dieses Baklava ist nämlich so schwer zu machen, dass ich dir auch meine Seele und mein alles zum Geschenk mache, wenn ich sie für dich mache. Wegen der anspruchsvollen Zubereitung war dieses Rezept beinahe in Vergessenheit geraten und es drohte für immer zu verschwinden“, erzählt uns Bedrija und fährt fort: „Dieses Baklava wurde nur in Sarajevo zubereitet. Es existierte weder in der Türkei, noch in Griechenland, nirgendwo. Das ist wie eine Art Mozartkugel aus Sarajevo! Deswegen habe ich mich entschlossen, sie vor dem Vergessen zu bewahren und sie den Bürgern anzubieten.“
In Bedrijas Werkstatt wird alles mit der Hand gemacht. Die einzigen Hilfen sind der Mixer, der Teigkneter und einige Öfen. Alles andere ist wie noch zur Zeit von Bedrijas Urgroßmutter Zubeida vor mehr als 150 Jahren.
„Es ist falsch, Baklava als Essen an eine Konfession zu binden. Sie gehört weder den bosnischen Muslimen, noch den Orthodoxen, noch den Katholiken. Sie gehört jedem und wird nicht nur zum Bayram-Fest gemacht, sondern auch zu Weihnachten, zu Neujahrsfeiern, wenn jemand seine Diplomarbeit verteidigt oder heiratet, wenn ein Baby geboren wird... Es gibt keine Feier in Bosnien ohne Baklava! Meine Familie und ich bemühen uns, dass auch das Džandar-Baklava seinen Platz bei den bosnisch-herzegowinischen Festessen bekommt.“
Muslime in der ganzen Welt – so auch in Bosnien-Herzegowina – feiern zwei Bayram-Feste im Laufe eines islamischen Jahres, das etwa 11 Tage kürzer ist, als das Jahr nach dem gregorianischen Kalender.
Das Ramadan-Bayram-Fest (Zuckerfest) kommt sofort im Anschluss an den Fastmonat Ramadan und dauert drei Tage. Zwei Monate und zehn Tage nach dem Ramadan wird das Kurban-Bayram-Fest (Opferfest) gefeiert, das vier Tage dauert. Am ersten Tag des Kurban-Bayram-Fests wird Allah ein Opfer (Kurban) dargebracht, deswegen wird dieses Fest für das größte islamische Fest gehalten.
Die Bräuche anlässlich des Bayram-Fests unterscheiden sich in Bosnien-Herzegowina von Region zu Region. Aber allen ist das Feiern im Kreise der Familie mit Baklava gemeinsam. Die Kinder bekommen Geldgeschenke von den Erwachsenen. Der Brauch verlangt, dass man vor dem Bayram-Gebet (Morgengebet, zu dem nur Männer in die Moschee gehen) baden und sich schön anziehen soll. Es ist erwünscht, auch etwas Neues anzuziehen. Zu Bayram stattet man auch der Familie, den Nachbarn und den Freunden Besuche ab, und man geht auch auf Friedhöfe.
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