Zitat von Lothar Schreyer:
„Das Wort Utopie geisterte seit einiger Zeit durch das Bauhaus und alle in Weimar, die mit dem Bauhaus in Berührung kamen. Und so habe man sich auch geängstigt, inwieweit das Bauhaus Wirklichkeit sein könnte und wieweit es eine Utopie bleiben müsse. Schließlich ist Utopie die Konstruktion einer Idee, deren Verwirklichung der Außenstehende von vornherein für unmöglich hält“.
Angela Pfotenhauer schreibt im Juni 2009 für monumente-online.de in ihrem Essay
„Fasse Dich kurz!“ Vor 90 Jahren forderte das Bauhaus Revolution - statt Dekoration:
„[...] Mit dem 'Neuen Bauen' wollte man Räume schaffen für den 'Neuen Menschen'. Und der neue Mensch, das war der souveräne Bürger der demokratischen Gesellschaft, in der Arbeiter und Angestellte die gleichen Rechte und Pflichten besaßen wie Industrielle und Großbürger. Dem Bauhaus ging es um Revolution, nicht um Dekoration. Und Revolution funktioniert nicht mit hochpreisigen, selbstverliebten Einzelstücken für eine kleine Geschmackselite. Deshalb gehört es zum Programm, jeden Produktionsprozess zu beobachten, um ihn zu vereinfachen, damit man billiger und schneller größere Mengen erhält.
Wer in den Zwanziger Jahren als Architekt für die Kommune arbeitete, sah jeden Tag, ob in Berlin, Dessau oder Frankfurt am Main die große Armut und die Folgen epidemisch sich ausbreitender Krankheiten wie Tuberkulose durch unhygienische Wohnsituationen und schlecht beheizbare und belüftete Räume. Die Herausforderung lautete damals wie heute: Wie kann man in Zukunft mehr Menschen sauberes, gesundes, bezahlbares Wohnen ermöglichen? Es geht nur, wenn man den Bauvorgang selbst analysiert, dann rationalisiert, die Maße normiert, wo es möglich ist, die Bauelemente unabhängig von Wetter und Jahreszeiten produziert und sie dann auf der vorbereiteten Baustelle zügig zusammensetzt. Unter diesen Aspekten hatten Schüler und Lehrer des Bauhauses mit einigen Versuchshäusern experimentiert - wie man das in Serie, gleichsam ins echte Leben, übertragen kann, zeigte dann Ernst May mit seinem Generalbebauungsplan für Frankfurt am Main. [...]“
Quelle:
https://www.monumente-online.de/de/ausgaben/2009/3/fasse-dich-kurz.php#.XJT6_5Pgrcs