Für deutsche Künstler
Residenzausschreibung Inmigración - origen y mito / SACO7
KONTEXT
Die kommerzielle Entwicklung und Immigration haben Antofagasta zu einem Zentrum kultureller Vielfalt gemacht, mit einem Immigrationsindex von fast 20%. In diesem Geschehen fanden viele Schritte in Richtung der Integration der Migranten statt, wie z.B. eine Öffnung gegenüber neuen Familienzusammensetzungen und den Zugang der ausländischen Kinder zu Grund- und weiterführenden Schulen.Trotz der genannten Fortschritte werden die neuen Mitbürger/innen in den Bereichen Unterkunft und Arbeit oft diskriminiert. Oft können sie sich aufgrund der hohen Mietkosten, die von den Gehältern der Mienenarbeiter abhängen, nicht gut in die Gesellschaft integrieren. Dieses Tätigkeitsfeld steht den lateinamerikanischen Einwanderern nur sehr selten offen.
Es gibt viele Umstände, die die Migranten in einen Zustand sozialer Vulnerabilität versetzen. Oft stehen ihnen keine ausreichenden Mittel zur Verfügung und sie müssen in besetzten Gebäuden wohnen, manchmal sind sogar Grundbedürfnisse wie Strom, Wasser und Anschluss an die Kanalisation nicht garantiert. Außerdem besteht am Rande der Hügel eine erhöhte Überschwemmungsgefahr. Dazu kommt, dass im informellen Sektor Sozialmittel nur beschränkt zur Verfügung stehen und Probleme wie Drogenhandel und Kriminalität häufiger auftreten.
RESIDENZ
Der Gewinner/Die Gewinnerin der Ausschreibung wird in der ISLA, dem Wohnheim des Kollektivs SE VENDE, untergebracht. Organisiert wird dieses durch den Veranstalter SACO. Weitere Details entnehmen sie der angehängten Datei.TEILNEHMER_INNEN
Diese Ausschreibung steht Akademikern/Akademikerinnen sowie Autodidakten/ Autodidaktinnen der bildenden Künste (deutscher Nationalität oder deutsche Einwohner) jeden Alters offen. Ausbildung, professionelle Erfahrung, Arbeit und andere Faktoren sind nicht relevant. Das Hauptkriterium der Bewertung ist die Qualität des Vorschlags, seine Umsetzbarkeit und Relevanz.
ORIGEN Y MITO / kuratorischer Text SACO7
Wir alle müssen einmal zurückblicken, um eine Antwort auf die häufigsten Existenzfragen zu finden. Ein „Wer bin ich?“ hängt in großem Maße von der Frage „Woher komme ich?“ ab, obwohl der Zusammenhang zwischen diesen beiden Fragen viel komplexer ist als die einfache Wechselwirkung zwischen Grund und Auswirkung. Welchen Einfluss hat die Vergangenheit, unsere Abstammung, zu wissen wer unser Großvater war, auf die Gestaltung des Projekts? Es gibt Rucksäcke mit Helden, Patrioten, Gründern und Berühmtheiten, es gibt auch Säcke mit Dieben, Verrätern, Vergewaltigern und Mördern. Wir entscheiden nicht darüber, welchen Koffer wir bei der Geburt bekommen. Wir haben noch nichts gemacht, nichts Gutes und nichts Schlechtes, um Teil des nächsten Kapitels dieses Familienromans zu sein. Und trotzdem müssen wir diesen Abschnitt unseres Lebenslaufes unser ganzes Leben als Teil unserer Identität mit uns tragen… Und an dem Punkt fangen wir an das Bestehende zu bearbeiten und unsere eigene Geschichte zu schreiben. Wir schneiden einen Urgroßvater aus und lassen dabei einige Details über ihn bestehen, während wir andere verschwimmen lassen. Wir lassen eine Tante weg, während wir eine andere hervorheben, weil diese bestimmte Werte vertritt, mit denen wir uns identifizieren. Nationalität oder ethnische Zugehörigkeit, genauso wie wirtschaftliche und religiöse Ideologien, Krankheiten, Charaktere, Zuneigungen, Unfälle, Geschmäcker und Angewohnheiten können Schlüsselelemente bei der Bildung unserer eigenen Autodefinition sein und sich ebenso in eine Narbe verwandeln und dabei Ablehnung und Scham hervorrufen. Wir suchen uns Teile dieses Puzzles aus und passen unseren Bericht nach unserem Maße an. Wir brauchen unsere Vorfahren genauso sehr wie unsere Kinder. Wir wollen stolz auf sie sein, obwohl wir es nicht auf alle sind und man es nicht immer sein kann. Wir möchten uns Teil eines viel größeren Prozesses fühlen, ein Bindeglied, ein Stempel, eine Achse, die auf dem Weg einen Sinn erfüllt, sein.Wir alle sind Mestizen und je mehr Mestize desto ursprünglicher sind wir. Wie schön für die wenigen, die rein sind, vor allem wenn sie Ureinwohner sind. Sie sind schön wie die einheimischen Bäume und kommen immer seltener vor. Zu hoffen, dass sie ihre ethnische Reinheit erhalten, würde ihre Freiheit in Frage stellen. Es ist normal, dass sie ihre DNA verunreinigen und dadurch unsere Immunsysteme und unsere intellektuellen Fähigkeiten verbessern. Vor allem aber haben sie zur Vielfalt von Kultur, Ethnien, Religionen und Überzeugungen beigetragen, aus der sich jeder einzelne von uns entwickelt hat.
Diese Verschmelzung hat keine wissenschaftlich objektive Basis, sondern besteht aus den unterschiedlichsten Elementen, einem Blick aus dem Fenster, den es nicht mehr gibt, einem nicht erwiderten Gefühl, einer absoluten Überzeugung und einer unüberbrückbaren Herausforderung, die trotzdem überwunden wurde. Du reist ohne Rückkehr, kämpfst bis auf den Tod… Lernst Orte kennen, die auf keiner Karte zu finden sind… Beschäftigst dich mit Themen wie der ewigen Liebe und Hass, Wörtern anderer Herkunft in unserem Vokabular, einem Hut, der immer dort hängt, Musik aus der Kindheit, einem Buch mit einem Autogramm einer Berühmtheit, einem nicht vollständigen Satz Besteck, Dekoration oder Werkzeugen, die undeutliche Erinnerungen hervorrufen, häuslichen Legenden um eine Wiege, unbeendeten Geschichten über Selbstmord und Figuren aus nur einer Szene.
Jede Generation denkt den erhaltenen Bericht ständig weiter, so weit, dass sich ein kollektiver Schaffungsprozess entwickelt, der erfahrungsgemäß eher mit der Großmutter und Mutter geteilt wird. Zur Großmutter und Mutter kommt jeder einzelne mit seinen Wünschen. Je weiter die Generationen in der Vergangenheit liegen, desto freier entfalten sich die Drehbücher. Orte genauso wie weit entfernte Persönlichkeiten gehören eher in die Welt des Kinos als in den Alltag. Und wenn das Kino den Traum nach einem richtigen Leben repräsentiert, wo wir keine Zeit und Energie für Kleinigkeiten verlieren, kommen unsere Großväter zurück, bereit für die große Leinwand.
Es ist nur gerecht, wenn wir heute als Personen, Familien, Stadtviertel, Städte, Ethnien, Regionen und Nationen Einfluss auf unsere Abstammung ausüben können und sie nicht nur empfangen. Uns wurde beigebracht, dass wir aktiver Teil der Gegenwart und passiver Teil der Vergangenheit sind. Es gibt nichts, was weniger stimmt. Es gibt nichts, was die Kreativität mehr ausmacht als die Geschichte.
DATEN 2018
15. Januar - Bewerbungsbeginn15. März – Bewerbungsende, Bewerbungen werden bis 24:00 Uhr, deutscher Zeit, entgegengenommen
15. April - Bekanntgabe des Gewinners / der Gewinnerin
Mai – Koordination der Residenz
18. Juni bis 23. Juli - Residenz Inmigración – origen y mito.
14. bis 18. Juli - Ausstellungsmontage
19. und 20. Juli - Einweihungen der Ausstellungsrunde museo sin museo in Antofagasta, Diskussionsrunden und Vorträge
21. Juli - Ausstellungseröffnung in San Pedro de Atacama
22. Juli - Rückkehr nach Antofagasta
23. Juli - Abschluss der Residenz
24. bis 26. Juli – eventuelle Präsentation / Vortrag oder Workshop am Goethe-Institut in Santiago.
BEWERBUNGSUNTERLAGEN FÜR DIE FORSCHUNGS- UND PRODUKTIONSRESIDENZ INMIGRACIÓN – ORIGEN Y MITO
- Einfache Fotokopie der Seite mit persönlichen Daten des aktuellen Reisepass, mit Ablaufdatum nach dem 30. August 2018.
- Biographische Notiz mit 1400 bis 1500 Zeichen inklusive Leerzeichen in Word, Arial 12, Briefformat + Link zur Webseite, falls vorhanden.
- Portfolio mit maximal 10 neuen Arbeiten, maximal 3MB in PDF.
- Allgemeine Idee und Beschreibung der Forschung und Produktion des Werkes, maximal 1000 Zeichen mit Leerzeichen und Titel.
- Dem Antragsteller/Der Antragstellerin steht es frei, andere Dokumente beizufügen, von denen er/sie die Ansicht hat, dass sie zur Analyse seines/ihres Vorschlags beitragen zu können, die 3MB nicht überschreiten. Im Falle von Videos können Sie Links anhängen.
SPRACHE
Alle Bewerbungsunterlagen, sowie Fragen per Telefon und Mail, werden auf Spanisch und Deutsch entgegengenommen und beantwortet.RAHMENBEDINGUNGEN
Die Veranstalter verpflichten sich:- Hin-und Rückflug aus der Stadt der Residenz nach Antofagasta, Economy-Klasse ohne Umbuchungsmöglichkeit.
- Transfers vom und zum Flughafen in Antofagasta.
- Unterkunft in Doppel- und Dreibettzimmern mit Frühstück, Selbstbedienung, im gemeinsamen Speisesaal des Residenzzentrums.
- Zuschuss für das tägliche Essen und Transfers.
- Vernetzung mit Einwanderergemeinschaften in der Stadt Antofagasta.
- Technische und logistische Unterstützung bei der Montage der Ausstellung.
- Produktion des Werkes, das in der SACO7 als Ergebnis der Residenz in einem der Räume des Ausstellungsrunde museo sin museo ausgestellt werden soll, wobei den technischen Überlegungen des Produktionsteams gefolgt wird und Absprache mit dem Kuratorenteam gehalten wird, basierend auf einem Kostenvoranschlag.
- Fahrt nach San Pedro de Atacama zur Eröffnung einer der Ausstellungen per Bus, inklusive einer Übernachtung.
- Vermittlung, Verbreitung und Registrierung.
- Bearbeitung des Dokumentarvideos und des zweisprachigen SACO7-Buches, Versand von drei Exemplare des Buches.
Der Gewinner / Die Gewinnerin dieses Aufrufs verpflichtet sich dazu:
- Das Konzept, das benötigte Material und die allgemeine Zeitplanung mit dem technischen und kuratorischen Team vor Beginn des Aufenthalts abzusprechen.
- Die Privatsphäre, Integrität und Vielfalt der Mitglieder der Einwanderergemeinschaften von Antofagasta zu respektieren.
- Die Regeln des Zusammenlebens in der ISLA zu respektieren.
- Gemäß der detaillierten Programmangabe von SACO7, die im Mai veröffentlicht wird, eine Konferenz oder einen Workshop über die eigene künstlerische Arbeit abzuhalten oder an einer Gesprächsrunde teilzunehmen.
- An den Interviews für das Dokumentarvideo teilzunehmen und mit den Technikern, Fotografen, dem Produktions- und Social-Media-Team zusammenzuarbeiten.
- Eine Reiseversicherung abzuschließen.
JURY
Die Jury besteht aus zwei Mitgliedern des Goethe-Instituts Chile, einem Mitglied des Kollektivs SE VENDE und einem externen Kurator, der zu diesem Zweck eingeladen wird. Die Jury hat das Recht, den Platz als frei zu erklären.WEITERES
- Die in Antofagasta angefertigten Werke werden nach Ende der Ausstellung nicht an die Künstler_innen zurück gesandt.
- In der Stadt gibt es keine vegetarischen oder veganen Restaurants.
- Mit der Teilnahme an dieser Ausschreibung akzeptieren Sie die Teilnahmebedingungen. Mit der Versendung der Bewerbung erklärt sich der Künstler/die Künstlerin zum Urheber aller Inhalte, den geltenden Urhebergesetzen folgend.
WEITERE INFORMATIONEN UND DAS ZUSENDEN DER BEWERBUNGEN
Beauftragte der Ausschreibung: Fernanda Fábrega und Regina Jasny.Schicken Sie ihre Bewerbungen mit dem Titel “Inmigración – origen y mito” an:
residenciasaco@gmail.com
Fragen: residenciasaco@gmail.com / +56 9 8409 7330
www.proyectosaco.cl
www.colectivosevende.cl
Youtube Kanal: Proyecto SACO
Facebook: Semana de Arte Contemporáneo SACO
Twitter: @ProyectoSACO
issuu.com/colectivosevende
Ausschreibung Residenz Inmigración - origen y mito