Genrekino aus Deutschland

Das Massaker von Anröchte
© Theater Oberhausen/öfilm

Online-Filmreihe bei Goethe on Demand | Mai 2023

Online

Ein neues Jahresprogramm auf Goethe on Demand für 2023 beantwortet die Frage: Wo steht der deutsche Genrefilm heute? Wir wollen einen Einblick in das aktuelle Genrefilmschaffen in Deutschland geben. Neben aktuellen Titeln werden auch ausgewählte wegbereitende Filme in neues Licht gerückt. Zu vier verschiedenen Genres präsentieren wir pro Monat einen Film, sodass im dreimonatigen Rhythmus jeweils ein Genre entdeckt werden kann: Science-Fiction, Krimi, Roadmovie und Horror!   

Im Mai geht es weiter mit Krimis, mit „Das Massaker von Anröchte“ (Hannah Dörr, 2020). 

Zum Film „Das Massaker von Anröchte“ bei Goethe on Demand
 

Inhaltsangabe


DAS MASSAKER VON ANRÖCHTE 
Farbe, 63 Min. 
2020, Hannah Dörr 
 
Der Film beginnt mit einem Massaker: Hunnische Reiter stürmen die Kleinstadt Anröchte und köpfen wahllos Menschen. Am nächsten Tag erscheinen der Kommissar Konka und sein Assistent Walter, um den Fall aufzuklären. Der Bürgermeister behauptet zunächst, nichts von den Morden zu wissen. Er will sein Anröchte als Tourismusmagneten nicht gefährden. Zeugenaussagen führen zu einem wöchentlich stattfindenden Spektakel der Dorfjugend. Dort gibt es zwar etliche Verhaftungen, aber keine Hinweise auf die Hunnenreiter. Alle Indizien führen ins Nichts. Konkas Versuch, das Motiv der Hunnenreiter zu ermitteln, scheitert. Er begreift: In einer Welt, in der sich Morde willkürlich und ohne Sinn ereignen, muss man keine Motive ermitteln, sondern den Täter festnehmen. Konka und Walter machen sich auf den Weg. 

Hannah Dörrs ungewöhnlicher Spielfilm basiert auf einem Text des Dramatikers Wolfram Lotz, der darin einen satirischen Blick auf die deutsche Kleinstadt wirft. Dörrs Anröchte wird die Stadt Oberhausen, mitten im Ruhrgebiet. Während die zwei Ermittlerfiguren ein zutiefst seltsames Verbrechen untersuchen, geht es Hannah Dörr vor allem um die Absurditäten des Ruhrgebiets. Die ärmste und zugleich bevölkerungsreichste Region Deutschlands ist nachhaltig durch ihre Bergbauhistorie geprägt. So beschreibt die Regisseurin selbst: “Die unterschiedlichen Häuserfassaden, die von vergangenen Zeiten, von Städte- und damit Gesellschaftskonzepten erzählen, faszinierten mich. Zwischen Industriebauten, Autobahnen und geschlossenen Läden suchte ich Antworten auf Walters zentrale Fragen: Woher kommt das Böse? Wie leben in einer Welt, die nichts ist als ein Punkt in der Zeit?” 

Gemeinsam mit einem Ensemble aus Schauspieler*innen und Laiendarsteller*innen aus Oberhausen, unter anderem der inklusiven Theatergruppe Blindflug, spielt Hannah Dörr gekonnt mit Motiven und Konventionen des (deutschen) Krimingenres und schafft dadurch zahlreiche absurde Szenen und pointierte Dialoge. 

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