Goethe-Guerilla / City Guerilla
Selbstorganisierte junge Menschen im urbanen Umfeld: Vom Goethe-Projekt zum selbstständigen Verein.
Die City Guerilla ist ein kreatives Labor, das auf folgenden Prinzipien beruht: Selbstorganisation von jungen Menschen, kreative Zusammenarbeit, Peer Group Learning und alternative Bildungsformen sowie intensiver Austausch von Kenntnissen, Fertigkeiten und Ideen. Dies alles geschieht im Rahmen einer Gruppe, deren Mitglieder sich im Hinblick auf Ausbildung, Interessen, Begabung, Potenzial, Lebenserfahrung und Grundeinstellung erheblich voneinander unterscheiden. Die Synergien dieser und anderer Faktoren tragen zur Herausbildung diverser Kreativräume zur Verwirklichung von verschiedenartigen Ideen auf dem Gebiet Kunst und sozialer Aktivismus bei, mit dem Ziel, eine aktive Beteiligung junger Menschen an der Entwicklung ihres eigenen urbanen Umfelds und an der Stärkung der Zivilgesellschaft zu unterstützen.
Die City-Guerilla hat ihren Ursprung in einem Projekt unter dem Namen Goethe-Guerilla, das im Jahre 2010 vom Goethe-Institut ins Leben gerufen wurde, aus dem Wunsch heraus, jüngere Zielgruppen stärker an diese traditionsreiche Kultureinrichtung zu binden. In den darauffolgenden sieben Jahren erhielten über 90 junge Menschen aus Belgrad die Möglichkeit, ihre Ideen zu verwirklichen, neue Erfahrungen im Bereich Selbstorganisation zu sammeln und dabei ihre eigenen Projekte zum selbstausgewählten Themen „Das Recht auf die Stadt - Entwicklung des eigenen urbanen Umfelds“ in die Praxis umzusetzen. Zwischen 2010 und 2014 wurde so eine große Zahl an Ausstellungen, Installationen, Workshops (in Zusammenarbeit mit Künstlerinnen und Künstlern aus dem In- und Ausland), Diskussionen, Vorträgen, Konzerten, kreativen und ökologischen Interventionen im öffentlichen Raum, Forschungsprojekten sowie regionalen und internationalen Treffen und Werkstätten erfolgreich durchgeführt. Darüber hinaus wurden mit Unterstützung des EU-Förderprogramms „Youth in Action“ zwei internationale Arbeitstreffen veranstaltet. Im Rahmen des großen internationalen Projekts des Goethe-Instituts „ACTOPOLIS. The Art of Action“ 2016 war City Guerilla einer der 14 Teilnehmer des Actopolis Belgrad Projektes unter dem Titel „Formally Informal“.
Der Name der Gruppe Gothe-Guerilla erscheint auf dem ersten Blick widersprüchlich (Goethe- als Institution vs. Guerilla als Inbegriff des unabhängigen Agierens). Er zeugt vom ungewöhnlichen Charakter dieser Symbiose, die den jungen Menschen die Möglichkeit gibt, mit Unterstützung einer etablierten Kultureinrichtung die Kunst der Selbstorganisation zu lernen und den Weg zur vollständigen Unabhängigkeit erfolgreich zu meistern. Inzwischen steht (Goethe- und) City Guerilla bei den jungen Menschen für Teamarbeit, Kreativität, Offenheit sowie für Meinungs- und Ideenaustausch im Bereich Kunst und sozialer Aktivismus - lokal, regional und international.
Seit 2012 sind die Aktivitäten der Goethe-Guerilla auf Savamala fokussiert, ein bis vor kurzem stark vernachlässigtes Stadtviertel von Belgrad. Die Guerilla-Mitglieder haben die dramatischen städtebaulichen Transformations-Prozesse in diesem Quartier beobachtet, erforscht und dokumentiert. Darüber hinaus haben sie mit ihren Aktionen auf diese Prozesse reagiert - unterstützend oder ablehnend.
Im Dezember 2014 trafen 15 aktive Mitglieder aus allen Guerilla-Gruppen der vergangenen fünf Jahre (2010-2014) die Entscheidung, fortan noch selbstständiger zu agieren. In diesem Sinne gründeten sie einen Verein unter dem Namen City-Guerilla, der seitdem mit Unterstützung des Goethe-Instituts unterschiedliche Projekte durchführt, aber nunmehr mit dem Status einer Partnerorganisation des Instituts.
Von 2010 bis heute konnten die Mitglieder von Goethe- und City-Guerilla in Zusammenarbeit mit dem Goethe-Institut über 200 kleinere und größere Projekte und Aktionen in Serbien und in den anderen Ländern Südosteuropas durchführen und haben dadurch ein breites Netzwerk mit ähnlichen lokalen und regionalen Initiativen aufgebaut.