Machel, Inga
Auf den Gleisen
Vor zehn Jahren verlor Mario, damals Mitte zwanzig, seinen Vater. Ein einzelner Winterstiefel lag auf den Gleisen einer ICE-Strecke, mehr blieb nicht von ihm. Seit fünf Jahren kämpft Mario bereits selbst ums Überleben, als er in einer Zufallsbegegnung mitten in Berlin seinen Vater zu erkennen glaubt. Er nennt den Mann P. und wird von nun an dessen stiller, täglicher Begleiter. P., der heroinabhängig am Rand der Gesellschaft seinen ganz eigenen Lebenskampf austrägt, wird für Mario zum Stellvertreter, um das Trauma der gescheiterten Beziehung zum Vater, die Erinnerungen an die Kindheit in der brandenburgischen Provinz und das Fehlen von bedingungsloser Liebe und Sicherheit endlich verarbeiten zu können. Satz für Satz entwickelt sich ein beinahe märchenartiges Kammerspiel, in dem Raum und Zeit, Vergangenheit und Zukunft, Rationalität und Gefühle ineinanderfließen bei dem Versuch, dem sinnlos Erscheinenden einen Sinn abzutrotzen. Inga Machel ist ein sprachmächtiges, kluges Debüt gelungen über eine kaum in Worte zu fassende Trauer und über die Frage, wie ein Mensch leben will und was er braucht, um es zu können.
Inga Machel, geboren 1986, lebt in Berlin. Sie studierte Kreatives Schreiben und Kulturjournalismus an der Universität Hildesheim, war freiberuflich als Rundfunkautorin und Lektorin tätig und ist außerdem Heilpraktikerin für Psychotherapie. Ihre Erzählung Lieber A. wurde mit dem New German Fiction Prize ausgezeichnet und erschien bei Matthes & Seitz als E-Book sowie als Dear A. in der Übersetzung von Donal McLaughlin bei Readux Books. Auf Tegel Media veröffentlichte sie die Story Being with Paul. Auf den Gleisen ist ihr erster Roman, er stand kurz nach Erscheinen bereits auf der SWR Bestenliste und ist nominiert für den Preis der Lepziger Buchmesse 2024.
Machel, Inga
Auf den Gleisen
Rowohlt Buchverlag, Hamburg 2024
160 Seiten
ISBN: 978-3-498-00342-5
Der Titel im Katalog der Bibliothek und in der Onleihe des Goethe-Instituts Prag
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