„Shared Cities“
Von Berlin bis Belgrad
Die Bevölkerung wächst ständig und stellt uns damit vor jede Menge Herausforderungen. Wie können wir uns rechtzeitig vorbereiten und anpassen? Können wir unsere Lebensqualität erhöhen, indem wir uns Wohnraum teilen? Das Finale des internationalen Projekts „Shared Cities: Creative Momentum“, koordiniert vom Goethe-Institut, hat sich in Prag mit diesen Fragen beschäftigt.
Von Monika Husar
„Shared Cities: Creative Momentum" ist ein vier Jahre laufendes Kulturprojekt von elf Partnern aus sieben Städten Mittel- und Südosteuropas: Berlin, Prag, Bratislava, Katowice, Warschau, Budapest und Belgrad. Das Projekt ist an der Schnittstelle von Architektur, Kunst, Stadtplanung und Sharing Economy angesiedelt und will zur Transformation des urbanen Raums beitragen. Kofinanziert durch das Programm „Kreatives Europa“ der Europäischen Union und koordiniert vom Goethe-Institut in Prag zielt das Projekt darauf ab, die Lebensbedingungen in den europäischen Städten durch die Verbindung verschiedener Aspekte der Kultur des Teilens und der Stadtgestaltung zu verbessern.
Städte besser nutzen
Die Academy of Fine Arts and Design in Bratislava hat neue Strategien zur Revitalisierung von Gebäuden aus sozialistischen Zeiten erarbeitet. Der zweite Partner in Bratislava, die Old Market Hall Alliance, entwickelte ein neues Nutzungskonzept für den größten Platz der Stadt. Die Teams aus Budapest, das Hungarian Contemporary Architecture Centre – KÉK und Mindspace, setzten sich mit der Frage auseinander, wie NGOs und Politiker*innen in Fragen der Stadtentwicklung enger zusammenarbeiten können.
Austausch und Gemeinschaft
Der serbische Partner Belgrad International Architecture Week – BINA entwickelte ein partizipatives Projekt zur Zusammenarbeit mit der lokalen Community zur gemeinsamen Verbesserung des öffentlichen Raums. Diese „Urban Hubs“ sind als Orte des Austausches und der Schaffung einer Gemeinschaft rund um gemeinsame Fragestellungen konzipiert.
Tatjana Vukosavljević, Projektkoordinatorin aus Serbien, erklärt: „Das Hauptziel bestand darin, die notwendige Infrastruktur zu entwickeln, um eine dauerhafte Zusammenarbeit der Bürger zu ermöglichen. Wir verspürten den großen Enthusiasmus aller Bürgerinnen und Bürger, die sich, egal wo sie arbeiten und zu welcher Gruppe sie gehören, in die Überlegungen über den gemeinsamen Raum einbrachten."
Finale in Prag
Mit dem Finale im Herbst wurden unter Teilnahme von Vertreter*innen aller Partner die Aktivitäten des Projekts „Shared Cities: Creative Momentum" abgeschlossen. Den Abschluss des Programms krönten der Launch einer Publikation, die Premiere einer Theaterperformance, öffentliche Präsentationen der lokalen Projekte sowie Expert*innenvorträge und Podiumsdiskussionen. Das Motto des Finales spiegelte die Idee des Projekts wider: Wissens-, Erfahrungs- und Informationsaustausch mit der interessierten Öffentlichkeit.
Virtual Ritual
Im Rahmen des Finales wurde die Performance „Virtual Ritual" uraufgeführt. Sie zeigt die Vielzahl der Möglichkeiten, die ein*e Spieler*in in der virtuellen Welt hat und zugleich die Grenzen der Entscheidungen, die wir im realen, physischen urbanen Raum treffen. „Virtual Ritual“ nimmt seine Zuschauer*innen mit auf eine Reise durch Parallelwelten von Online-Videospielen, in denen virtuelle Städte errichtet werden – temporäre Spielplätze, auf denen die Spieler*innen den Herausforderungen des realen Lebens entkommen können.
Atlas postsozialistischer Städte
Auch die Veröffentlichung des „Shared Cities Atlas – Post-Socialist Cities and Active Citizenship in Central Europe” wurde im Rahmen des Finales gefeiert. Die beschriebenen Fallstudien liefern Einblicke in neue, kreative Formen des Austauschs im Bereich Architektur, Wissenschaft, Kultur und Geschichte, indem sie einen Überblick über lokale Initiativen und deren „Sharing“ von Wissen und Erfahrungen der Gemeinschaft geben. Die Herausgeberin der Publikation Helena Doudová erklärte: „Die Idee bestand darin, die Frage zu beantworten: `Was ist Mitteleuropa heute?` Jenseits von Geographie oder dem alten Postulat, das die Spaltung zwischen Ost und West behauptet, sodass wir Einblick in das kollektive Erbe erlangen können, das nicht rein historisch ist."
Der Text ist eine gekürzte Fassung. Erschienen ist er am 24. Oktober 2019 im Novi Magazin.