Immer mehr Fahrgäste steigen in die kleine Straßenbahn auf ihrem Weg durch die Stadt ein, manche gucken müde, manche griesgrämig. Morgenstund‘ hat halt nicht immer Gold im Mund… Die Leute sind auf dem Weg zur Arbeit, die Kinder fahren zur Schule – und sie albern herum und machen schnell noch Hausaufgaben. Die filigranen, doppelseitigen Buntstiftzeichnungen in Grau mit ausgesuchten Farbakzenten sind mit einem Augenzwinkern und großer Liebe zum Detail gestaltet – so versteckt sich dort auch der Löwe aus Julie Völks Bilderbuchdebüt Das Löwenmädchen. Dennoch beschwören die Bilder trotz ihrer Zartheit keine Idylle hinauf. Das ist ebenso unverkennbar Julie Völk wie der feine Strich, der schon nach zwei Büchern ein Markenzeichen ist. In ihrem textlosen Bilderbuch modelliert die Illustratorin das normale Leben: Es gibt Gestresste, Verliebte und auch jemanden, der im Müll Flaschen sucht. Dieser „Realismus" rückt Guten Morgen, kleine Straßenbahn in die Nähe von Wimmelbuch-Klassikern, wie man sie von Ali Mitgutsch oder Rotraut Susanne Berner kennt und liebt. Wie sie schafft Julie Völk mit ihren Bildern ein Reservoir für unendlich viele Geschichten: Bei jedem Durchblättern und Angucken kann man sich neue ausdenken.
Ab 3 Jahren
Völk, Julie (Ill.) Guten Morgen, kleine Straßenbahn!
Gerstenberg, Hildesheim, 2016
ISBN 978-3-8369-5912-4
26 Seiten
Der Titel im Katalog der Bibliothek des Goethe-Instituts in Prag