Becherovka, Bier und der unbekannte Rest
Was mich als Österreicherin in einem Erasmus-Jahr in Tschechien erwartet
Bier und Becherovka, Schweinsbraten, Knödel und Kraut, Eishockey, Prostituierte und vielleicht ein paar Sportlernamen –meiner Erfahrung nach ist das alles, was viele Österreicher mit Tschechien verbinden. Es verwundert nicht, dass sie nicht mehr über ihr Nachbarland wissen. Wenn nicht gerade ein Präsident einen Kugelschreiber stiehlt oder betrunken durch eine Ausstellung torkelt, ist über Tschechien in österreichischen Medien kaum etwas zu lesen. Da hilft nur noch Ironie.
Für manche ist es nicht nachvollziehbar, ein Erasmus-Jahr in Tschechien zu absolvieren. Die Reaktionen meines Bekanntenkreises auf diese Ankündigung sind also erwartungsgemäß unterschiedlich ausgefallen. Gemeinsam hatten sie eine mehr oder weniger ernst gemeinte Angst und viele Vorurteile. Die einen fürchten um meine Leber (zu viel Alkohol und fettes Essen), manche um meine Wertsachen und die anderen fürchten sich ganz generell vor der großen Unbekannten „Osten“ – dabei liegt Prag doch gut zwei Längengrade, also etwa 150 Kilometer, weiter westlich als Wien.
Einerseits ist man erstaunt darüber, dass man in der „Tschechei“ überhaupt schon studieren kann. Gleichzeitig aber wurde und werde ich gefragt, was denn an Unis im „Osten“ besser sei und welchen Sinn es überhaupt macht, als Studentin aus Österreich „in den Ostblock“ zu gehen, wo doch der Kommunismus immer noch allgegenwärtig sei. Aber genau darum geht es jedoch bei einem Slawistik-Studium: Das Land entdecken, dessen Sprache man lernt.
Wie soll man sich auf so einen Aufenthalt nun also vorbereiten? Unzählige Bücher lesen, die die Mentalität und die Besonderheiten der Tschechen erklären? Schenkt man einem der neueren Glauben, werde ich im kommenden Jahr mit lauter Švejks zusammensein. Der Xenophobe’s guide to the czechs weiß nämlich, dass sich die Tschechen wie die Romanfigur von Jaroslav Hašek fühlen. Bleibt also vor allem zu Beginn zu hoffen, dass die Fremdsprachenkenntnisse der Prager besser sind als jene des braven Soldaten und ich nicht von lauter Idioten umgeben sein werde. Dass tschechisches Bier auch eine Quelle des Nationalstolzes ist, verwundert da schon weniger. Von Glück kann ich reden, dass ich nicht in Deutschland geboren bin. Denn dann hätten die Tschechen – glaubt man dem Xenophobe’s guide – erst so richtig viele Vorurteile über mich. Da angeblich viele Tschechen Angst haben, dass ihr Land an die Deutschen verkauft wird, glauben sie auch, dass sich die Deutschen alles, was sie damals mit ihrer Armee nicht erreichten, mit ihrem Geld holen. Tschechen seien zudem nur in drei Bereichen besser als die Deutschen: im Bier trinken, im Eishockey und darin, dass sie in Weltkriegen auf der richtigen Seite sind.
Weitaus entspannter ist da schon das tschechisch-österreichisch Verhältnis: „Wenn Österreicher und Tschechen einander anschauen, ist es, als ob sie in einen Spiegel schauen und alle ihre eigenen Fehler sehen.“ – wie ebenfalls im Xenophobe’s guide nachzulesen ist.
Wenn dem also so ist, dann wird das ein Jahr wie „dahoam“. Und meine Bekannten sollten sich mal Gedanken machen, wie viel „Osten“ (also wie viel Tschechien) eigentlich in Österreich und Wien steckt.
Magdas Erasmus-Blog #2: Willkommen in Prag! |