Ribisel, Kren, Powidltatschkerl und falsches Deutsch
Es gibt eine Sache, mit der ich sowohl bei Deutschen als auch bei Tschechen für Belustigung, Erstaunen aber gleichzeitig auch verwirrte Blicke sorge: mit meiner Sprache. Mein oberösterreichischer Dialekt und meine österreichische Ausdrucksweise sind, egal wohin ich komme, immer Thema.
Wenn ich nämlich anfange, etwa von den Wiener Kaffeehäusern und den Lieblingsnachspeisen vieler Österreicher zu reden, wenn ich also von Buchteln, Palatschinken oder (Topfen-, und Powidl-)Kolatschen schwärme, lässt das viele Deutsche (meist) ratlos zurück. Für Tschechen, auch wenn sie nicht sehr gut Deutsch können, ist es hingegen eindeutig, dass es sich um buchty (Dampfnudeln), palačinky (Pfannkuchen) oder koláče (Plundergebäck mit Quark- bzw. Pflaumenmusfüllung) handelt.
Nicht nur diese Beispiele zeigen, wie ähnlich sich das österreichische Deutsch und das Tschechische sind. Vor allem Getränke- und Speisebezeichnungen ähneln sich in diesen zwei Sprachen mehr als im deutschen und österreichischen Deutsch. Viele Wörter werden nicht nur ähnlich geschrieben, sondern auch ähnlich ausgesprochen. Diesen sprachlichen Einfluss im „Küchenvokabular“ haben die Österreicher vielen böhmischen Köchinnen und Dienstmädchen zu verdanken. Im 19. Jahrhundert arbeiteten sie hauptsächlich für die großbürgerliche Wiener Gesellschaft, ihr Einfluss auf die „typisch“ österreichische Küche ist unumstritten.
Das ist aber noch nicht alles. Zwischen all den Deutschen und Germanistikstudierenden bin ich also eine sprachliche Exotin. Abgesehen von manchen Wörtern verstehen mich die meisten Tschechen nicht, auch die Deutschen haben zu kämpfen. Während hier in Prag alle mit mir Umgangssprache bzw. Prager Dialekt sprechen, muss ich mich sprachlich anpassen.
Woran es liegt? Natürlich daran, dass ich „falsches“ Deutsch spreche. Das führt soweit, dass ein „germanophiler“ Tscheche meine Aussprache verbessert: „Man sagt zwanzich, nicht zwanzik“. Eine Freundin aus Norddeutschland fragt irritiert, was denn ein Stoffsackerl und ein Mistkübel sei (für meine deutschen Leser hier: Stoffbeutel und Mülleimer). Und so manch Anderer will wissen, ob ich es schaffe, einen grammatikalisch richtigen Satz zu formulieren.
Und ich? Ich bezeichne mich scherzhaft als mehrsprachig (Dialekt, österreichisches und deutsches Deutsch). Und ich werde nicht müde zu betonen, dass Marillen, Mistkübel und Phrasen „Ich bin gesessen“ oder „Ich bin gestanden“ sehr wohl auch richtiges Deutsch sein können. In Österreich.
Ich habe mittlerweile einige dieser “österreichisch-tschechischen“ Wörter aufgeschrieben und erweitere dieses kleine Wörterbuch ständig – wer weitere Wörter kennt, soll mir bitte schreiben.
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