Rückkehr ins Gelobte Land
Die Berlinerin Manuela Shimberg emigriert nach Israel
Etwa 19.000 Menschen machen jedes Jahr Alija – die Einwanderung nach Israel. Wörtlich bedeutet Alija so viel wie „Aufstieg“. Gemeint ist die Rückkehr der Juden ins Gelobte Land. Als Rückkehr versteht auch Manuela Shimberg ihre Alija. Die gebürtige Berlinerin ging nach dem Studium nach Israel – mit dem Ziel, dort ein neues Leben zu beginnen.
„Ich bin in Israel einfach glücklicher“, sagt Manuela. Man sieht es ihr an. Wenn sie über Israel spricht, strahlt sie über das ganze Gesicht.
Über die Entscheidung, ihre Heimatstadt zu verlassen, hat sie sich lange Gedanken gemacht. „Eine Weile hatte ich Angst davor, Alija zu machen. Als dann aber schließlich meine Entscheidung gefallen ist, fiel mir ein Stein vom Herzen.“
Obwohl die 25-Jährige in Berlin aufgewachsen ist und dort ihr Medienmanagement-Studium abgeschlossen hat, fühle sich ihre Alija weniger nach einer Immigration als nach einer Rückkehr an. „Ich mag die Idee, dass Juden in Israel leben“, erklärt Manuela. Obwohl sie und ihre ältere Schwester nicht religiös erzogen worden seien, spielt der jüdische Glaube in Manuelas Leben eine große Rolle. „Dass ich jüdisch bin, wusste ich schon als Kind – obwohl meine Eltern, die beide in der Sowjetunion geboren wurden, gezwungenermaßen ohne Religion aufgewachsen sind.“
Aufgewachsen mit Zionismus, aber ohne Religion
Israel hingegen habe in ihrer Familie schon immer einen wichtigen Stellenwert genossen. „Wir sind in einem zionistischen Elternhaus aufgewachsen. Unsere Eltern haben sich in Israel kennengelernt und geheiratet. Schon als Kinder und Jugendliche haben wir hier viel Zeit verbracht.“ Weil sie bereits einen israelischen Pass besitzt, verläuft Manuelas Alija deutlich unbürokratischer als bei Neuimmigranten, die in Israel olim chaddischim heißen. Wer einen israelischen Pass besitzt, aber mehr als sieben Jahre nicht hier gelebt hat, gilt als Rückkehrer. „Und so fühle ich mich ja auch“, sagt Manuela.
Nachdem ihre Schwester begonnen hatte, sich mit dem jüdischen Glauben auseinanderzusetzen, habe sie auch begonnen, sich dafür zu interessieren. Seit ihrem 17. Lebensjahr habe sie sich ganz langsam an die Religion herangetastet. „Ich mag eigentlich das Wort ,Religion‘ nicht. Ich bin noch auf der Suche“, beschreibt Manuela, wo sie sich spirituell befindet. „Ich bete allerdings orthodox und halte auch den Schabbat und andere jüdische Regeln ein. Als orthodox würde ich mich trotzdem nicht bezeichnen. Ich denke, ich tue einfach das, was ein Jude tun sollte.“
Starke Beziehung zum Staat Israel
Mit dieser Einstellung begegnet sie in Israel vielen Gleichgesinnten. „Gerade unter jungen Juden gibt es immer mehr Rückkehrer.“ Diese so genannten Dati Leumi teilten eine modern-orthodoxe Einstellung und eine starke Beziehung zum Staat Israel.
Ausschlaggebend für Manuelas Entscheidung, Alija zu machen, sei auch die Möglichkeit, ihrem Glauben in Israel viel besser nachgehen zu können als in Deutschland. „Ich bin sehr froh, in Berlin aufgewachsen zu sein und habe ein sehr enges Verhältnis zu der Stadt. Allerdings sehe ich dort keine Zukunft als Jüdin.“ Damit ist Manuela nicht allein: „Viele Leute, mit denen ich aufgewachsen bin, leben jetzt in Israel. Es ist ein ganz interessanter Prozess, dass immer mehr Israelis nach Berlin ziehen, aber auch immer mehr junge Berliner Juden den umgekehrten Weg gehen.“
Anders als in Berlin sei es in Israel viel leichter, am Schabbat in die Synagoge zu gehen und koscher zu essen. Trotzdem: „Wenn ich hier bin, sage ich, dass ich aus Berlin komme. Darauf bin ich stolz.“ Weil viele Israelis oft überrascht darauf reagierten, dass sie eine Berliner Jüdin sei, hat Manuela Anfang 2013 das Blogprojekt Jews in Berlin gestartet. „Viele Israelis wissen nicht, dass auch in Berlin viele Juden leben. Dabei ist die jüdische Kultur in Berlin sehr vielfältig – darauf möchte ich mit meinem Blog aufmerksam machen.“