Europa sind Menschen sind Europa

Rob, Elisabeth oder Antonello: Die Europäische Union besteht aus Menschen, nicht aus bürokratischen Institutionen. Wir haben uns umgeschaut und Ausländer angesprochen, die unter uns leben und aus EU-Staaten stammen. Wie gefällt es ihnen in Deutschland und in Tschechien? Was kochen sie, wenn sie Heimweh haben? Welche Unterschiede haben sie wahrgenommen, als sie hergekommen sind? Welche Musik aus ihrer Heimat empfehlen sie uns? Klickt auf der Karte auf die EU-Länder und findet es heraus! Vielleicht erfahrt Ihr etwas über jemanden, der bei Euch um die Ecke wohnt. Unter der Karte könnt Ihr zwischen den Europäern in Deutschland und Tschechien umschalten.
| Alter: 38 Jahre |
| Beruf: Technical Information Engineer |
| Kommt aus: Bedford, Großbritannien |
| Wohnort: Prag |
| Grund des Aufenthalts in Tschechien: Kam im August 2005 wegen seiner zukünftigen Ehefrau. |
Das wahrscheinlich wichtigste englische Wort ist excuse me – entschuldigen Sie, weil man es in zahlreichen Situationen anwenden kann – wenn man jemanden auf etwas aufmerksam machen will, sich den Weg durch die Menge bahnt oder sich einfach nur entschuldigt.
Der größte Unterschied zwischen Tschechien und Großbritannien besteht in der alltäglichen Höflichkeit und Freundlichkeit. Unbekannte Menschen sind bei uns nämlich sehr viel höflicher und gesprächiger als hier in Tschechien. Wenn ich jetzt allerdings England besuche, fühle ich mich dort aufgrund dieses Verhaltens ein bisschen komisch.
| Musiktipp von Rob: Es handelt sich um interessantere Genres oder Gruppen, die sich außehalb von Großbritnnien nie richtig durchsetzen konnten wie zum Beispiel Grebo (Pop Will Eat Itself) und The Fall. Auch wenn der Frisuren-Stil von Grebo in Tschechien jetzt offenbar sehr angesagt ist! weitere Tipps:https://www.youtube-nocookie.com/watch?v=sk1TP5EkLS4https://www.youtube-nocookie.com/watch?v=_godSE6RJy0 |
Das Interview führte Zuzana Horáková.
| Alter: 27 Jahre |
| Beruf: Direktor |
| Kommt aus: Kälviä, Finnland |
| Wohnort: Prag |
| Grund des Aufenthalts in Tschechien: Ich wollte irgendwo im Ausland leben. Davor war ich dreimal in Prag und habe mich in die Stadt verliebt. Als ich mich dann entscheiden sollte, fiel die Wahl auf Prag – wobei ich den Plan hatte, nach einiger Zeit woanders hinzuziehen. Das ist jetzt drei Jahre her, und ich bin immer noch hier… |
Welches finnische Wort man kennen sollte? Juoksentelisinkohan. Das bedeutet „Ich zerbreche mir den Kopf darüber, ob ich ziellos umherlaufen soll“. Das Wort ist in einem Comic vorgekommen.
Wenn ich Heimweh nach Zuhause habe, bereite ich mir einen Lachs am offenen Feuer vor. Vergleicht man Tschechien mit Finnland, so gibt es in Finnland mehr dämliche Verbote. In Tschechien gibt es wiederum sehr viel sinnlose und überflüssige Bürokratie. Die Ämter arbeiten hier enorm uneffektiv. Was die Art zu leben angeht, so glaube ich, dass Finnen und Tschechen vieles gemeinsam haben: die Liebe zur Natur, zum Land, zum eigenen Heim und zum Sport. Wir haben auch eine einfache Küche und trinken genauso gerne Bier. Vielleicht wird das viele Leute überraschen, aber da ich aus Finnland stamme, empfinde ich die Tschechen als sehr offen und freundschaftlich.
| Musiktipp von Niko: Antero Lindgren weitere Tipps:Topi Saha |
Das Interview führte Daniela Esnerová.
| Alter: 52 Jahre |
| Beruf: Schwedisch-Lektor an der Karlsuniversität |
| Kommt aus: Malmö, Schweden |
| Wohnort: Prag |
| Grund des Aufenthalts in Tschechien: Leif kam im Oktober 2013 wegen der Arbeit. |
Der größte Unterschied zwischen dem Leben in Tschechien und Schweden ist sicher der höhere materielle Standard. Das Leben der Leute dort ist auch in jeder Hinsicht geregelter als das der Tschechen. Schon fast etwas naiv gesagt, ist trotz aller Organisiertheit und Ordnung die Atmosphäre in Schweden insgesamt befreiter. Das Wort systemet (System) hat eine große Bedeutung, denn es beschreibt den Charakter Schwedens und seine Funktionsweise.
Weil man hier in Tschechien leider keine typisch schwedischen Gerichte oder Lebensmittel bekommt, koche ich hier nie schwedisch. Zum Beispiel surströmming, das sind gegärte Heringe. Ich finde, es lohnt sich nicht, das schwedischem Essen auszuprobieren, denn es hat keine Besonderheiten. Es ist der tschechischen Küche im Grunde sehr ähnlich, nur dass weniger Fett benutzt wird. Meiner Meinung nach ist die schwedische Küche aber der letzte Grund, warum jemand dieses skandinavische Land besuchen sollte.
| Musiktipp von Leif: Mikael Wiehe weitere Tipps:Peps BlodsbandShining |
Das Interview führte Martin Melichar.
| Alter: 25 Jahre |
| Beruf: im Büro |
| Kommt aus: Tallinn, Estonsko |
| Wohnort: Prag |
| Grund des Aufenthalts in Tschechien: Ich kam wegen der Liebe und bin geblieben. |
Wenn ich Heimweh nach Zuhause habe, koche ich mir viele estnische Leckerbissen. Wenn ich Lust auf etwas Leckeres habe, dann backe ich sogenannte sõrnikud, das ist ein Quarkgebäck, dass typischerweise zum Frühstück mit Sahne serviert wird. Steht mir der Sinn eher nach etwas Herzhaften, dann koche ich ühepajatoit. Das ist im Grunde gedünstetes Gemüse. Kennt ihr im Übrigen das Wort jäääär? Ein Wort mit vier aufeinander folgenden Vokalen – das wird es wohl nicht in besonders vielen Sprachen geben. Übersetzt heißt das „Eiskante“.
Ich sehe nicht allzu viele Unterschiede zwischen Tschechien und Estland, abgesehen davon vielleicht, dass die Menschen hier toleranter sind, oder sie einfach nicht daran interessiert sind, was die anderen tun oder nicht tun. Und dann natürlich der Papierkram. Die Tschechen lieben einfach die Bürokratie. In Estland läuft alles übers Internet: Wir zahlen Steuern online, wir wählen online. Alles kann mit einem Mausklick erledigt werden.
| Musiktipp von Janar: Die Esten lieben patriotische Lieder, es ist ein Teil unseres kulturellen Erbes, gebt mal bei youtube Laulupidu ein, das ist ein estnisches Folklore-Festival, das auf dem UNESCO-Welterbe-Verzeichnis steht. weitere Tipps:Eine der bekanntesten estnischen Bands: Good Man DownDiesen Typen kenne ich. Tommy Cash. Estland ist ein kleines Land. Jeder kennt jeden. |
Das Interview führte Daniela Esnerová.
| Alter: 24 Jahre |
| Beruf: Theaterregisseur |
| Kommt aus: Ogre, Lettland |
| Wohnort: Brno (Brünn) |
Für Tschechen oder Deutsche ist von der lettischen Sprache wahrscheinlich am wichtigsten das Wort alus (Bier). Dieses Wort ist eigentlich zwei in einem, weil rückwärts gelesen es sula heisst, was „Saft“ bedeutet. Was wollen wir von den Touristen in Lettland hören? Tas ir skaisti. Es ist schön hier
Da die Letten eine Nation der Bauer sind, ist die lettische Küche ziemlich fett. Wenn ich Heimweh hab, koche ich Kartoffeln mit sauerer Sahne. In Lettland sind wir gewöhnt saure Sahne überall hin zu geben, sogar in die Suppe. Einmal passierte mir in Tschechien eine witzige Sache: ich war in einem Restaurant und hab die Kellnerin gebeten mir in die Knoblauchsuppe sauere Sahne zu geben, da wir es in Lettland in jede Suppe geben, und sie kam dann mit Sahne-Haube! Seitdem bestelle ich es nicht mehr.
Ich liebe das Meer. Und in Lettland haben wir sehr schöne Städte bei der Ostseeküste, wo die Natur sehr wild ist. Man kann da total alleine schwimmen, ohne dass einen jemand dabei beobachtet. Ich vermisse sehr Städte wie Kolka, wo ein Kap ist – die Rigaer Bucht mündet hier in die Ostsee. Dort ist eine sehr schöne Natur. In Tschechien vermisse ich das Essen, welches hier anders ist. Da wir in Lettland Meer haben, gibt es in den Geschäften mehr Fisch als hier. Auch was die Milchprodukte betrifft, haben wir in Lettland eine größere Auswahl. In Tschechien kann man aber besser draußen essen, Picknicks machen, zum Beispiel in den Geschäften Essen kaufen, was man dann gleich draußen im Park oder auf der Straße essen kann.
Tschechien ist ein freies Land, wo andere Regeln gelten, die ich sehr mag – man kann zum Beispiel im Park auf dem Gras sitzen, was in Lettland verboten ist. In Tschechien genießen die Menschen das Leben mehr. Alkohol ist hier billiger und man kann hier auch auf der Straße trinken, in Lettland kann man das nicht und es wird strenger reguliert: das Alkohol kann man nur zur bestimmten Zeiten kaufen und nur auf bestimmten Orten trinken. In Tschechien gibt es auch einen besser System des öffentlichen Verkehrs.
| Musiktipp von Viesturs: Ich mag am liebsten Dzelzs vilks. weitere Tipps:Die bekannteste Musikgruppe ist Brainstorm.Die beste Ethno-Musik spielen Auli. |
Das Interview führte Tereza Semotamová.
| Alter: 40 Jahre |
| Beruf: Kreativkopf |
| Kommt aus: Vilnius, Litauen |
| Wohnort: Prag |
| Grund des Aufenthalts in Tschechien: Nach Tschechien kam er 1999 wegen seines damaligen Partners. Jetzt ist er tschechischer Staatsbürger. |
Es ist sicherlich gut, das Wort ačiū (ausgesprochen "a-chyoo") zu kennen, das bedeutet „danke“. Wohl auch deshalb, weil die meisten Menschen nicht wissen, dass litauisch keine slawische Sprache ist und auch nichts mit slawischen Sprachen zu tun hat, außer der häufig unheilvollen geografischen Nähe. Ačiū unterstreicht die Andersartigkeit meiner Muttersprache am Beispiel eines einzigen und dabei wohl auch am häufigsten benutzten Wort.
Wenn ich Heimweh habe, greife ich zu den in Tschechien nicht sehr häufig anzutreffenden Heringen. Daraus bereite ich das sogenannte Heringsnest zu, das ist ein Salat aus rohem Hering, geraspelter gekochter Roter Beete, Möhren, Kartoffeln und frischen Zwiebeln sowie einem Dressing aus saurer Sahne. Am besten schmeckt das mit dem typisch süßlichen, gehaltvollen und sehr aromatischen Schwarzbrot, das es so nur in Litauen gibt.
Wenn ich an mein Heimatland denke, dann fehlt mir Antakalnis, das ist ein Stadtviertel in der Hauptstadt Vilnius. Einerseits deshalb, weil ich dort aufgewachsen bin und mich jede Straßenecke an etwas erinnert. Und auch deshalb, weil es ein älteres Viertel ist, in dem sich nicht so viel verändert und das noch nicht so sehr vom modernen und geschmacklosen Postsozialismus verhunzt wurde – und auch deshalb, weil es ein sehr grünes Viertel ist.
| Musiktipp von Andrius: Ich empfehle sehr, laut und ungestört die Symphonien Miškas (Wald) und Jūra (Meer) des litauischen Komponisten und Malers vom Beginn des 20. Jahrhunderts, Mikalojus Konstantinase Čiurlionis, zu hören. weitere Tipps:M. K. Čiurlionis - Miške |
Das Interview führte Dragan Milojevic.
| Alter: 32 Jahre |
| Beruf: Filmregisseur |
| Kommt aus: Wrocław (Breslau), Polen |
| Wohnort: Prag |
| Grund des Aufenthalts in Tschechien: Seit 2007 Regie-Studium an der Prager Filmhochschule FAMU. |
Die Tschechen kennen wahrscheinlich das Wort szukać, das so ähnlich kling wie ein vulgäres tschechisches Wort. Im Polnischen heißt das aber „suchen“, da hat jeder seinen Spaß damit. Zuhause gehe ich gerne Angeln. Ich liebe den See beim Haus meiner Eltern in Wrocław (Breslau). Breslau ist eine der ältesten und für mich eine der schönsten polnischen Städte. Dort gibt es eine herrliche Architektur, zum Beispiel das Rathaus, die Kathedrale oder das bekannte Breslauer Ausstellungsgelände mit der Jahrhunderthalle. Vor zwei Jahren fand hier die Fußballeuropameisterschaft (EURO 2012) statt, in zwei Jahren (2016) wird Breslau den Titel Europas Kulturhauptstadt tragen.
Den Hauptunterschied zwischen Tschechen und Polen sieht man, wenn man sich das Verhalten der Gäste in Restaurants (Kneipen, Clubs) anschaut. In Polen wird hauptsächlich Wodka getrunken, und alle wollen ständig tanzen. In Tschechien sind die Leute phlegmatischer, sie sitzen beim Bier und unterhalten sich.
| Musiktipp von Tomasz: Sokol feat. Pono & Franek Kimono |
Das Interview führte Martin Melichar.
| Alter: 28 Jahre |
| Beruf: Community Managerin für ein internationales Online Netzwerk für Expats |
| Wohnort: München |
| Staatsbürgerschaften: Britisch und Tschechisch (Migrantin zweiter Generation in Deutschland) |
Wenn ich Heimweh nach Tschechien habe, mache ich diverse Obstknödel Varianten oder wenn ich ganz nostalgisch bin krupicová kaše (Grießbrei mit Butter und Zimtzucker) – mein comfort food schlechthin. Aus der walisischen Küche: Bara Brith (Früchtebrot aus Hefeteig und schwarzem Tee).
In Böhmen vermisse ich die chalupa (Landhaus) im Kraj Vysočina (Böhmisch-Mährische Höhe). Dort habe ich gefühlt meine Kindheit verbracht, die schönsten Tage überhaupt. In Wales sehne ich mich manchmal nach the tank, eine winzige Aushöhlung in einer Klippenbucht auf der Insel Anglesey (Ynys Môn), die eine Art Pool bildet. Dort sah ich meinem Großvater bei Sonnenschein und Unwetter beim Schwimmen zu. Die Erinnerung daran hat fast schon etwas Spirituelles.
In Tschechien habe ich letztendlich auch den Umbruch mitbekommen und wie sich das Land und sein Erscheinungsbild bis zum heutigen Tage stetig verändert. Meine Sichtweise ist aber ebenso durch die Distanz und einer Art Nostalgie der Generationen vor mir geprägt. Ich nehme auch wahr, dass das Leben in Tschechien wirtschaftlich und sozial betrachtet viel härter ist als in Deutschland.
In Großbritannien bin ich jedes Mal aufs Neue inspiriert vom Optimismus beziehungsweise der Fähigkeit, in jeder Lebenslage ein Lachen und Humor hervorzubringen, besonders auch Fremden gegenüber. Es ist meiner Meinung nach besonders die Lebensart und soziale Kultur, welche das Leben dort so anders erscheinen lässt.
| Film- und Musiktipp von Adela: The Snowman (1982, 26 Minuten; ein Zeichentrickfilm ohne Worte, produziert von Raymond Briggs, Musik von Howard Blake) |
Das Interview führte Patrick Hamouz.
| Alter: 32 Jahre |
| Beruf: Journalistin und Mitbegründerin des Labels Baba Vanga und der Plattform Easterndaze |
| Kommt aus: Šťurovo, Slowakei |
| Wohnort: Prag |
| Grund des Aufenthalts in Tschechien: Zuerst verbrachte sie ein Jahr in London, dann kehrte sie in die Slowakei zurück, fühlte aber, sie wolle wieder weg. Ein Freund fragte sie damals, ob sie mit ihm nach Prag geht. |
Meine Großmutter war zur Hälfte Serbin, mein Großvater Ungar, ein weiterer Großvater ist in Österreich geboren und seine Mutter war Slowakin. Ich bin im slowakisch-ungarischen Grenzgebiet aufgewachsen, ich ging in einen ungarischen Kindergarten, eine slowakische Schule, zuhause wurde slowakisch gesprochen, mit Freunden ungarisch, ich habe einen ungarischen Nachnamen und einen slowakischen Vornamen. Also was ist eigentlich meine nationale Identität? Und ist das überhaupt wichtig?
Am liebsten habe ich die Fahrt mit dem Zug von Prag nach Šťurovo, wo ich aussteige, wenn ich nach Hause fahre. Während der ganzen Fahrt sieht man immer wieder herrliche Landschaften.
Die Slowakei ist eher der Westen des Ostens, Tschechien eher der Osten des Westens –Unterschiede gibt es in der Mentalität, der Kultur, der Sprache oder der Religion. Manchmal denke ich, dass Slowaken und Ungarn sich näher sind als Slowaken und Tschechen, die eher den Österreichern oder den Deutschen ähnlich sind. Alle sollten das Wort strčprstskrzkrk kennen, weil es so viele Konsonanten hat.
| Musiktipp von Lucie: Zkuste si poslechnout toto. |
Das Interview führte Martin Melichar.
| Alter: 24 Jahre |
| Beruf: Studentin |
| Kommt aus: Komárom, Ungarn |
| Wohnort: Prag |
| Grund des Aufenthalts in Tschechien: Studium |
In einer Fremdsprache sollte man zuerst begrüssen und sich bedanken können. Wenn also den Ungarn jemand szia (Hallo) oder köszönöm (danke) sagt, würden sie sich bestimmt sehr freuen.
Am meisten vermissem ich Budapest, weil ich dort fünf Jahre gelebt habe und habe dort viele Freunde. Manschmal vermisse ich meine Muttersprache, weil auch wenn ich gut Tschechische sprechen kann, kann ich manche Sachen – wie Uniprüfungen oder Debattenführen – einfach besser auf Ungarisch tun.
Oft koche ich ungarisch – meistens Gulasch, den ungarischen Perkelt oder ich backe Desserts, und zwar eine Dobossi-Torte oder Gundel-Pfankuchen.
Wenn ich Tschechen beobachte, habe ich einige Unterschiede bemerkt. Fast jeder hat in Tschechien ein Wochenendhaus, das gibt es bei uns nicht so oft. Am Wochenende sind sie Tschechen also auf dem Wochenendhaus oder machen einen Ausflug.
| Musiktipp von Erika: Die Band Republic |
Das Interview führte Bára Procházková.
| Alter: 47 Jahre |
| Beruf:Redakteur bei Radio Freies Europa |
| Kommt aus: Siebenbürgen, Rumänien |
| Wohnort: Prag |
| Grund des Aufenthalts in Tschechien: Kam vor 19 Jahren wegen der Arbeit. |
Rumänien hat einen der größten Anteile an Gläubigen in der Welt, und Tschechien ist das Land der Atheisten. Das ist sicherlich der größte statistische Unterschied. Ansonsten kennen wahrscheinlich alle das Wort dracul (Teufel) und davon abgeleitet Dracula. Bei Reisen durch Rumänien helfen auch lateinische Wörter wie carne (Fleisch) oder lapte (Milch). Am meisten fehlen mir die Karpaten, denn in Tschechien gibt es keine großen Gebirge, die Landschaft ist hier eher monoton.
Wenn ich Heimweh habe, dann kochen wir zuhause sarmala, Krautwickel mit Fleisch und Reis, oder mamaliga, im Grunde genommen die rumänische Version der italienischen Polenta (Maisbrei).
| Musiktipp von Mircea: George Enescu weitere Tipps:Grigoras Dinicu |
Das Interview führte Dragan Milojevic.
| Alter: 35 Jahre |
| Beruf: Manager |
| Kommt aus: Bulgarien |
| Wohnort: Praha |
| Grund des Aufenthalts in Tschechien: Arbeit in einer internationalen Gesellschaft. |
Wenn ich Heimweh habe, mache ich mir einen Schopska Salat nach Originalrezept, den man so nicht in tschechischen Restaurants bekommt. Außerdem haben wir das zwar gebräuchliche, aber vielseitige Wort takova. Das bedeutet „so einer“ und man kann es wirklich überall benutzen. Der größte Unterschied zwischen Tschechien und Bulgarien ist die Mentalität der Menschen. Auf dem Balkan ist es nämlich auf eine Art leichter, neue Leute kennen zu lernen.
| Musiktipp von Momchil: Die bulgarische Rockgruppe D2 |
Das Interview führte Dragan Milojevic.
| Alter: 50 Jahre |
| Beruf: Krankenschwester |
| Kommt aus: Griechenland |
| Wohnort: Šumperk |
| Grund des Aufenthalts in Tschechien: Lebt hier seit ihrer Kindheit. |
Der grundlegende Unterschied zwischen einem Tschechen und einem Griechen ist, dass wenn man sich mit einem Tschechen um sechs Uhr verabredet, er um sechs dort ist und der Grieche um halb acht kommt…vielleicht. Dennoch fehlt mir Thessaloniki, eine herrliche Stadt mit ihrem berühmten weißen Turm.
Wenn ich Heimweh habe, dann mache ich Tzatziki, gefüllte Paprika oder gefüllte Auberginen. Im Übrigen sollten alle das Wort demokratia kennen, genauso wie die Worte eirini (Frieden) und agapi (Liebe).
| Musiktipp von Teodora: Dimitris Mitropanos weitere Tipps:Ntalaras Georgios |
Das Interview führte Lucie Barbapostolosová.
| Alter: 52 Jahre |
| Beruf: Forensische Psychotherapeutin und Suchtforscherin |
| Kommt aus: Daruvar, Kroatien |
| Wohnort: Brno |
| Grund des Aufenthalts in Tschechien: Freunde, Arbeit, und das Gefühl einer Identität, die sie hier gefunden hat. |
Wenn ich Heimweh habe, koche ich Pasta suta, das sind Nudeln mit Tomatenpesto, welches wir aus Tomaten, hausgemachtem Speck und Estragon selbst herstellen. Bei uns zu Hause in Kroatien gab es dieses Gericht immer am Samstag. Morgens ging man auf den Markt, aber man kehrte nicht – wie hier – schon nach einer halben Stunde wieder zurück, weil man sich überall viel zu erzählen hatte. Für die Zubereitung des Mittagessens blieb dann immer wenig Zeit, und dann war Pasta suta immer die Rettung.
Aus der Perspektive der vergangenen 20 Jahre kann ich sagen, dass die Menschen in Kroatien wegen des Krieges viel besorgter sind. Hier ist das nicht so, die Menschen machen sich nicht so große Sorgen wie dort. Ansonsten haben die Kroaten ein anderes Temperament und eine andere Mentalität.
| Musiktipp von Lidija: Split ist eine Stadt, die mir fehlt, und in Zusammenhang mit diesem Ort fällt mir sofort Moj gelobe (Meine Möwe) von Oliver Dragojevic ein. |
Das Interview führte Sabir Agalarov.
| Alter: 29 Jahre |
| Beruf: Fotografin |
| Kommt aus: Iz-Zejtun, Malta |
| Wohnort: Plzeň (Pilsen) |
| Grund des Aufenthalts in Tschechien: Andere Kulturen entdecken und Inspiration suchen. |
Das Leben auf Malta ist ruhiger und lockerer als in Tschechien, die Menschen genießen dort das Leben mehr – das Essen, das Wetter, den Strand. Alles ist entspannter. In meiner Stadt gibt es eine Bäckerei, da führt eine enge Gasse hin, wo keine zwei Autos nebeneinander passen. Da hält dann immer ein Auto, der Fahrer steigt aus und geht einkaufen. Hinter ihm bildet sich eine Schlange. Alle warten aber ganz ruhig ab, bis sie an der Reihe sind, keiner hupt oder macht Stress. Das würde in Tschechien nicht passieren.
Grazzi sagt man auf Malta, wenn man sich bedanken will. Es ist ein einfaches, aber sehr wichtiges Wort, mit dem man den Menschen zu verstehen gibt, dass man ihre Hilfe zu schätzen weiß. Ich koche nicht viel, aber hin und wieder bereite ich Bragoli zu; das sind Fleischrouladen und gemeinsam mit Kaninchengulasch unser Nationalgericht.
Manchmal erinnere ich mich an eine schöne, ruhige Stadt mit einer unglaublichen Geschichte Mdina. Die dortigen Bewohner betrachten die Schönheit der Stadt als etwas Selbstverständliches, weil sie daran gewöhnt sind. Aber ich fühle mich dort jedes Mal gut.
| Musiktipp von Christabelle: Meiner Meinung nach eines der besten maltesischen Lieder! |
Das Interview führte Daniela Esnerová.
| Alter: 35 Jahre |
| Beruf: Schauspielerin |
| Kommt aus: Maribor, Slowenien |
| Wohnort: Prag |
| Grund des Aufenthalts in Tschechien: Kam 2006 wegen des Studiums an der Theaterhochschule DAMU nach Prag. |
Es gefällt mir wie praktisch und erfinderisch die Tschechen sind, und am meisten gefällt mir ihre Gelassenheit. Ich hasse aber die tschechischen Autobahnen. Die Fahrer sollten rücksichtsvoll sein, nicht aggressiv und nicht nur auf sich achtgeben – und daran glauben, dass die Einhaltung des Sicherheitsabstandes keine persönliche Niederlage bedeutet.
Es gibt das schön klingende Wort tolmun, das bezeichnet eine Art natürliche Wanne, die ein Flussbett bildet. Das Wasser staut sich dort ein bisschen, und manchmal kann man darin auch baden, das ist wunderschön, aber gleichzeitig auch etwas gefährlich. Oft ist er sauber, tief und blaugrün. Man sagt auch, dass manchmal die Augen und die Seele tief und unendlich geheimnisvoll sein können wie ein tolmun. Einfach mal googeln, dann werdet ihr verstehen.
Das Meer ist die beste Medizin für Körper und Seele. Ich mag es nicht, wenn man nur selten, in den Ferien, dort ist, am Meer ist es zum Beispiel auch im Winter schön, wenn nur wenige Touristen da sind. Mir fehlt dieser erste Blick auf das glitzernde Blau, wenn man von Črni kal kommend den Berg hinab zum Meer nach Piran fährt, und dann dieses erste Einatmen von Lavendel, Rosmarin und Lorbeer, wenn man endlich aus dem Auto steigt.
| Musiktipp von Elena: Terra Folk, Elvis Jackson, Iztok Mlakar |
Das Interview führte Olga Lukešová.
| Alter: 32 Jahre |
| Beruf:Lektorin für deutsche Sprache und Germanistik an der Karlsuniversität Prag |
| Kommt aus: Bad Vöslau, Österreich |
| Wohnort: Praha |
| Grund des Aufenthalts in Tschechien: Kam gleich nach dem Studium. |
Alle sollten das Wort Topfengolatsche kennen. Auch wenn selbst wir Österreicher nicht ganz sicher sind, welcher Artikel zu dem Wort gehört, sind Topfengolatschen das süße Gebäck, zumindest in Ostösterreich. Und was wichtig ist: Nie würden wir so etwas wie Quarktaschen essen, wie die Deutschen das nennen.
Am meisten fehlen mir meine Vespa-Motorroller, denn die bringen mich an jeden Ort im Umkreis von 250 bis 300 Kilometer, also von Bad Vöslau über Niederösterreich nach Oberösterreich bis in die Steiermark. In Tschechien gefallen mir die Kreativität der Tschechen und ihre selbstverständliche Bereitschaft zu helfen. Und das obwohl die Hilfe selbst manchmal von einem mürrischen Gesicht begleitet wird.
| Musiktipp von Elisabeth: Der Folk-Sänger Georg Danzer |
Das Interview führte Alžběta Šemrová.
| Alter: 50 Jahre |
| Beruf: Restaurantinhaber |
| Kommt aus: Sardinien, Italien |
| Wohnort: Prag |
| Grund des Aufenthalts in Tschechien: Er kam im Februar 2012 wegen der Arbeit. |
Wichtig ist für uns das Wort pane carasau. Die Grundlage, um die Kultur und Gastronomie in Sardinien kennenzulernen, ist das Brot. Und pane carasau ist das traditionelle sardische Brot. Das erinnert mich daran, wie ich mit meinen Onkeln auf die Weide ging, das war eine schöne Zeit. Am besten schmeckt pane carasau mit Käse, Soße und einem Glas guten Rotwein.
Wenn ich an meine Heimat denke, dann fehlt mir das Gennargentu-Gebirge in Sizilien, wo ich herkomme. Man könnte den Namen mit „Silbernes Tor“ übersetzen. Für mich bedeutet dieses Tor die Pforte in meine Traumwelt. Das bedeutet: Ein Dorf, nette und sympathische Menschen, eine herrliche Landschaft und gleichzeitig auch eine geheimnisvolle Welt, die uns dort erwartet. Das Silberne Tor bedeutet für mich Kindheit und Erwachsensein. Immer, wenn ich meine Akkus aufladen muss, fahre ich ins Gennargentu.
Italien liebe ich wegen der Sonne. Die Menschen sind dort freundlich und humorvoll. Das Leben in Italien ist relativ entspannt, man genießt die Zeit mit seinen Verwandten und Freunden. Und natürlich spielt dabei auch gutes Essen eine Rolle. Ein wichtiger Bestandteil im Leben der Italiener ist auch Kunst und Kultur in allen seinen Spielarten. Das, was die Italiener von anderen Nationen unterscheidet, ist meiner Meinung nach ihre Neugier gegenüber Fremden und ihre Art zu leben.
| Musiktipp von Antonello
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Das Interview führte Martin Melichar.
| Alter: 32 Jahre |
| Beruf: Geschichts- und Erdkundelehrer |
| Kommt aus: Nancy, Frankreich |
| Wohnort: Olomouc (Olmütz) |
| Grund des Aufenthalts in Tschechien: Nach einem Erasmus-Aufenthalt und dem Abschluss des Studiums in Frankreich kehrte er wegen seiner Freundin nach Tschechien zurück. |
Für den Anfang reicht es zunächst zwei Worte zu kennen, die ähnlich klingen: beide haben fünf Buchstaben und beginnen mit demselben Laut: merci und merde. Wenn die Menschen nett zu euch sind, benutzt das erste, wenn nicht, dann das zweite...
Wenn ich Heimweh habe, gönne ich mir gerne eine Spezialität aus Lothringen – eine Quiche. Das ist ein herzhafter Kuchen, der Teig besteht aus Mehl und Eigelb, zur Füllung gehört immer Sahne und dazu verschiedenen Zutaten wie Zwiebeln und Käse oder eine Fleischvariante. Neulich erlebte ich aber eine Überraschung in der Schulkantine, denn es gab sogenannte Lothringische Nudeln. Aus Neugier habe ich das probiert, es handelte um eine ziemlich mäßige Lasagne, so ein Rezept ist in Lothringen unbekannt.
Zu Anfang hatte ich Schwierigkeiten, mich an die tschechische Begrüßung zu gewöhnen. In Frankreich küssen wir uns immer auf die Wange (zwei Küsse, manche übertreiben es und küssen drei- oder viermal.) Es stimmt zwar, dass das ein wenig Zeit kostet, wenn man morgens 30 Menschen begrüßen soll, aber es ist angenehm. Einmal war ich etwas verstört, als mir eine Frau aus der Familie meiner hiesigen Freundin zur Begrüßung die Hand reichte. Dann habe ich aber schnell verstanden, dass man sich hier zur Begrüßung nur sehr selten küsst, ganz davon zu schweigen, wenn sich zwei Männer begrüßen…
| Musiktipp von Benjamin: Ich könnte alte und bekannte Liedermacher wie George Brassens (seine Lieder wurden von Jiří Dědeček ins Tschechische übertragen), Jacques Brel (viele seiner Lieder hat Hana Hegerová übernommen) oder Serge Gainsbourg empfehlen. Aber kürzlich ist eine neue Band mit Bertrand Cantat (ehemals Sänger von Noir Désir) und Pascal Humbert entstanden; sie nennt sich Détroit und hat bereits ihr erstes Album Horizons veröffentlicht. weitere Tipps:George BrassensSerge Gainsbourg |
Das Interview führte Lucie Barbapostolosová.
| Alter: 36 Jahre |
| Beruf:Filmregisseur und Produzent |
| Kommt aus: Frankfurt am Main, Deutschland |
| Wohnort: Prag |
| Grund des Aufenthalts in Tschechien: Er kam vor 16 Jahren, um an der FAMU zu studieren und blieb wegen der Arbeit. |
Wenn ich Heimweh habe, würde ich am liebsten einen Kebab oder eine Currywurst essen wie ich es in Deutschland kenne. In Tschechien habe ich das bisher nicht probiert. Für mich ist das typisch deutsches Fastfood-Essen, das ich sehr gerne habe. Wenn ich an mein Zuhause denke, dann denke ich an das Haus meiner Eltern in Frankfurt am Main, wo ich herkomme. Für mich ist Frankfurt die ideale Verkörperung einer multikulturellen Stadt. Etwa ein Viertel aller Bewohner sind Ausländer.
In Tschechien ist es im Vergleich zu Deutschland ruhiger, die Leute sind hier entspannter, weniger aggressiv, zumindest ich sehe darin einen Unterschied zwischen Prag und Frankfurt. Der größte Unterschied ist wahrscheinlich eine gewisse kulturelle und ethnische Vielfalt, die mir hier in Tschechien am meisten fehlt.
| Musiktipp von Farid: Palais Schaumburg weitere Tipps:Digitalism |
Das Interview führte Martin Melichar.
| Alter: 37 Jahre |
| Beruf: Produzentin |
| Kommt aus: Den Haag, Niederlande |
| Wohnort: Praha |
| Grund des Aufenthalts in Tschechien: Rückkehr in die ursprüngliche Heimat der Eltern. |
Wohl jeder Tscheche kennt das Wort godverdomme, ein gängiges holländisches Schimpfwort, das so viel wie „verdammt“ heißt. Man sagt, dass wer Scheveningen (bekannteste Stadt am Meer) richtig aussprechen kann, auch holländisch sprechen kann…
Der größte Unterschied zwischen dem Leben in Tschechien und den Niederlanden? Ganz sicher fehlen mir das Meer und die Spaziergänge barfuß am Sandstrand. Es ist bedauerlich, dass die Tschechen nicht genauso tolerant wie die Holländer sind; andererseits ist es sehr viel einfacher, sich mit einem Tschechen anzufreunden. Mit den Freunden in Holland muss ich eine Verabredung lange im Voraus planen, die tschechischen Freunde rufe ich nur schnell an, und kurz darauf sitzen wir schon in der Kneipe.
| Musiktipp von Bjela: Anouk weitere Tipps:Urban Dance SquadCandy Dulfer |
Das Interview führte Dragan Milojevic.
| Alter: 24 Jahre |
| Beruf: Wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Universität im Bereich organische Chemie |
| Kommt aus: Leuven, Belgien |
| Wohnort: Olomouc (Olmütz) |
| Grund des Aufenthalts in Tschechien: Ich wollte in einem Forschungsteam in einem Land der EU arbeiten, und als erstes bekam ich ein Angebot aus Tschechien. Davor habe ich von diesem Land nichts gewusst. |
Wenn ich mich nach Zuhause sehne, kaufe ich mir belgische Schokolade oder belgischen Käse. Und der Ort, der mir am meisten fehlt, ist das Kunstzentrum STUK. Das ist ein wunderbarer Ort, an dem tolle Konzerte oder Filmvorführungen stattfinden. Wenn ich im Übrigen das Leben in Brüssel und in Prag vergleiche, dann ist das verblüffend ähnlich.
Und welches Wort meiner Muttersprache man kennen sollte? Mir gefällt der Klang von kerststronk. Wörtlich übersetzt heißt das „Weihnachtsknüppel“. Das ist ein Dessert in Form eines Knüppels, der zu Weihnachten serviert wird.
| Musiktipp von Wim: Ich mag Ignatz, ich finde seinen Stil klasse. |
Das Interview führte Daniela Esnerová.
| Alter: 38 Jahre |
| Beruf: call centre agent |
| Kommt aus: Schouweiler, Luxemburg |
| Wohnort: Prag |
Aus dem Luxemburgischen soll man vor allem das Wort wannechgeliwt kennen, es heißt „bitte“ und „danke“. Es ist ziemlich schwierig es auszusprechen, aber sehr hilfreich, wenn man Luxemburg besucht. Es zeigt auch, dass Luxemburgisch sehr verschieden sein kann, je nachdem von welcher Sprache sie auf dem jeweiligen Ort beeinflusst wird.
Wenn ich Heimweh habe, koche ich Knödel mit Grieben, aber es schmeckt nie so gut wie zu Hause. Ich mag Oesling, die nördliche Seite von Luxemburg: die Landschaft dort und dortige Einwohner inspirieren mich immer wieder. Und Unterschiede? In Tschechien kann man einfach ohne ein Auto leben, der öffentliche Verkehr ist sehr gut organisiert und man findet immer ein kleines Lebensmittelgeschäft in der Nähe, was in Luxemburg nicht der Fall ist. In Luxemburg muss man ein Auto haben, aber langsam ändert sich das.
| Musiktipp von Jerry: Ich kann die Musik von Serge Tonnar empfehlen. Er ist ein Musiker, der frische Melodien mit provokativen Texten verbindet. Es ist eine Musik, die einen erfrischt. |
Das Interview führte Tereza Semotamová.
| Alter: 24 Jahre |
| Beruf: Journalist |
| Kommt aus: Madrid, Spanien |
| Wohnort: Prag |
| Grund des Aufenthalts in Tschechien: Horizonterweiterung |
Ich empfehle das spanische Wort gracias zu kennen, weil man jeden Tag in Situationen kommt, in denen es man benutzt. Und die Menschen schätzen das.
Wenn ich Heimweh habe, mache ich mir eine Gazpacho manchego. Diese Speise stammt aus der Region La Mancha (wo auch Don Quijote herkommt). Es ist eine besondere Art Eintopf mit Tomaten, Fleisch und vielen anderen Zutaten. Ansonsten fehlt mir gar nicht so sehr ein bestimmter Ort in Spanien, sondern eher allgemein die lockere Art zu leben, das Vergnügen, die Freude. Die größten Unterschiede zwischen den beiden Ländern bestehen wohl beim Wetter und dem, was daraus folgt – die Zeiten, wann Tschechen und Spanier aufstehen und vor allem, wann sie schlafen gehen, unterscheiden sich doch sehr deutlich.
| Musiktipp von Isaías: Spanien besteht aus vielen verschiedenen Regionen, die sich stark unterscheiden. Genauso unterscheidet sich auch die Musik, die für die Regionen typisch ist. Ich denke, dass die beste Art spanischer Musik „Mischungen“ der regionalen Musik sind. Zum Beispiel dieser Mix aus katalanischem Rumba und andalusischem Flamenco. |
Das Interview führte Daniela Esnerová.
| Alter: 25 Jahre |
| Beruf: Dramaturg |
| Kommt aus: Águeda, Portugal |
| Wohnort: Prag |
| Grund des Aufenthalts in Tschechien: Kam 2011 nach Tschechien, um hier sein Studium abzuschließen. Darauf folgten ein Praktikum im Portugiesischen Zentrum, der Abschluss eines Werbe- und PR-Studiums und schließlich die Möglichkeit, hier zu arbeiten. |
Ich empfehle, die Wörter bica und pastel de nata zu kennen, das ist nämlich eine gute Kombination, mit der man einen neuen Tag oder eine Siesta am Nachmittag beginnt. Bica ist Kaffee, und pastel de nata ist ein traditioneller portugiesischer Kuchen. Eine perfekte Kombination, die man zu jedem Zeitpunkt des Tages genießen kann.
Wenn ich Heimweh habe, dann serviere ich Stockfisch mit hervorragendem portugiesischem Wein. Im Übrigen fehlen mir manchmal der Geruch des Atlantiks und die Sonne. Der größte Unterschied zwischen beiden Ländern sind wohl die Menschen und ihre Mentalität. In Tschechien muss man mit den Menschen erst einmal warm werden, um gute Beziehungen aufzubauen. Wenn man erst eine gewisse Barriere überwunden hat, sind die Menschen wirklich hilfsbereit, und es können große Freundschaften entstehen. In Portugal ist es manchmal einfacher auch offen mit Menschen zu reden, die man nicht kennt. Das heißt, dass auch die gesellschaftliche Integration einfacher ist.
| Musiktipp von Guilherme: Jeder sollte Amália Rodrigues kennen, die Fado -Diva. Und auch José Afonso. Der schenkte den Portugiesen Hoffnung und vermittelte wichtige Werte vor der Revolution 1974. Darüber hinaus mag ich die zeitgenössische Rockband Ornatos Violeta. weitere Tipps:Ornatos Violeta |
Das Interview führte Lucie Barbapostolosová.
| Alter: 41 Jahre |
| Beruf: Philosophielehrer |
| Kommt aus: Dublin, Irland |
| Wohnort: Prag |
| Grund des Aufenthalts in Tschechien: Er kam vor vier Jahren wegen der Arbeit. |
Wenn ich an meine Heimat denke, fehlt mir besonders Dublin, wo ich herstamme. Dann denke ich vor allem an unsere typischen Bars. Die Leute in Irland sind sehr gesellig und verbringen in diesen Bars einen großen Teil ihres Lebens miteinander. Für mich liegt der größte Unterschied eben in der Qualität der Bars. In Irland sind die Restaurants/Bars viel schöner, haben eine bessere Atmosphäre. In der tschechischen Republik stört mich, dass überall geraucht wird. Andererseits gibt es in Tschechien das bessere und hochwertigere Bier. Die Iren haben dafür ihren Whiskey. Und ein Gläschen Whiskey trinke ich auch, wenn ich Heimweh habe.
Wenn ich ein wichtiges Wort meiner Muttersprache nennen müsste, dann wäre das eejit. Das bezeichnet einen sehr dummen Menschen und ich benutze dieses Wort sehr oft. In Irland und in der Tschechischen Republik.
| Musiktipp von Stephen: The Dubliners |
Das Interview führte Martin Melichar.
| Alter: 29 Jahre |
| Beruf: Filmemacherin |
| Kommt aus: Limassol, Zypern |
| Wohnort: Prag |
| Grund des Aufenthalts in Tschechien: Sie ist eine Halbtschechin. |
Mein griechisches Lieblingswort ist Philotimo, was so viel heißt wie „ehrenvolle Liebe“. Es stammt aus dem Altgriechischen. Leider gibt es keine Übersetzung des Wortes, die der Bedeutung genau entsprechen würde. Dieses Wort benutzt man, um die Schönheit in einem Menschen zu beschreiben, der einen Sinn für die Ehre und Würde hat. Das ist jemand, der sein Wort hält, ein Mensch, der Gutes tut, nicht weil er muss, sondern weil er will.
Wenn ich Heimweh habe, esse ich Couscous mit griechischem Joghurt. Couscous ist ein traditionelles mediterranes Gericht, das man zu Fleisch oder Gemüse isst. Wenn die Zyprioten etwas wirklich lieben, dann ist es Essen kochen (und es verspeisen!). Der Ort, den ich richtig vermisse, ist Akamas. Er befindet sich im Nordwesten der Insel und es ist dort sehr schön. Weil die Natur auf Zypern sehr bergig ist, gibt es nicht überall Straßen. So bewahrt die Insel ihre Unberührtheit.
Der größte Unterschied zwischen dem Leben auf Zypern und in Prag ist für mich die Nähe des Meeres. Ich komme von einer sehr sonnigen Insel und ich bin daran gewöhnt jeden Tag das Meer zu sehen. Hier in Prag wiederum kommt es mir vor, als sei überall etwas los, egal, wo man hingeht. Auf Zypern ist das vollkommen anders, da dort die Kunstszene sehr klein ist.
| Musiktipp von Sylvia: Die Musik bildet einen wichtigen Bestandteil der zypriotischen Kultur. Das schönste zypriotische Lied ist Acherobasman. Es ist ein Liebeslied und stammt aus dem 12. Jahrhundert. In dieser Version singt Alkinoos Ioannides. |
Das Interview führte Tereza Semotamová.
| Alter: 33 Jahre |
| Beruf: Koch in einem Hostel, Gärtner und Gartenarchitekt |
| Kommt aus: Kopenhagen, Dänemark |
| Wohnort: Prag |
| Grund des Aufenthalts in Tschechien: Vor zwei Jahren kam er wegen seiner Freundin. |
Ihr solltet das Wort Koldskål kennen. Es ist ein klassisches Sommerdessert, das wir normalerweise nur ein halbes Jahr lang essen. Es besteht aus Buttermilch, Eiern und Zucker, das mit Keksen, Nüssen oder Früchten gegessen wird und ein bisschen wie Kefir-Milch schmeckt. Koldskål ist ein Symbol für den Sommer, ein Zeichen für Gemütlichkeit, Leuten, die im Garten sitzen und dem „Das Leben ist schön“-Gefühl.
Wenn ich Besuch aus Dänemark bekomme, bitte ich sie aber immer Karry Sild mitzubringen. Das sind eingelegte Heringe in Currysauce. Gegessen werden sie mit Brot und Eiern. Wenn ich an Zuhause denke, denke ich an den Strand in Kopenhagen. Ich vermisse auch das Wasser und die Möglichkeit, immer schwimmen zu können. Deshalb werde ich mir in meinem zukünftigen Garten auch einen Schwimmteich anlegen.
Der größte Unterschied ist es, dass Tschechen nicht unnötig viel Zeit und Geld für materielle Dinge ausgeben. Junge Tschechen wissen auch besser, wie man als Familie zusammenlebt, weil sie länger bei den Eltern bleiben. Dänische Jugendliche wollen so schnell wie möglich weg von zu Hause, sind sehr ichbezogen und in dieser Hinsicht weniger tolerant. Ich persönlich habe mich schon dabei erwischt, Müll einfach so auf die Straße zu werfen und nicht in den Mülleimer. Das würde ich in Dänemark nie machen. Die Städte sind so sauber, deshalb macht sie auch niemand schmutzig. Hier ist das meiner Meinung nach aber ganz anders. Niemand kümmert sich darum, ob der Abfall jetzt neben oder in den Containern ist.
| Musiktipp von Rune |
Das Interview führte Magdalena Schluckhuber.
Europäer in Deutschland | Europäer in Tschechien
Sabir Agalarov, Lucie Barbapostolosová, Isabelle Daniel, Janna Degener, Irena Dudová, Daniela Esnerová, Patrick Hamouz, Ines Herrmann, Franziska Herz, Zuzana Horáková, Olga Lukešová, Martin Melichar, Dragan Milojevic, Jana Pecikiewicz, Bára Procházková, Magdalena Schluckhuber, Tereza Semotamová, Alžběta Šemrová, Magdalena Wagner, Nancy Waldmann
Übersetzungen:
Ivan Dramlitsch, Martina Fejfarová, Hanna Sedláček, Tereza Semotamová, Martina Stejskalová, Yvona Vašíčková
Copyright: jádu / Goethe-Institut Prag
Mai 2014


