Buchpräsentation
Treffpunkt Bücher

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Gehen, ging, gegangen

Goethe-Institut Kairo, Dokki, Bibliothek

Jenny Erpenbecks Roman Gehen, ging, gegangen erschien 2015 und kam 2018 in der englischen Übersetzung auf die Longlist des Man Booker International Prize. Das Buch erzählt, wie der pensionierte Professor Richard bei der Betreuung afrikanischer Migranten in Berlin einerseits an seine Grenzen stößt und andererseits hautnah erlebt, was illegale Einwanderung für die Betroffenen bedeutet.
Der Roman behandelt die menschliche Seite von Flucht, Identität, Suche nach Heimat und anderen wichtigen aktuellen Themen. Jenny Erpenbeck ist es gelungen, die hochgradig komplexe humanitäre, gesellschaftliche und politische Dimension der Migrationsproblematik durch eine äußerst präzise Wiedergabe unterschiedlicher persönlicher Sichtweisen darzustellen.
 

وطن محمول © privat

Im Verlauf des Romans setzt sich Richard, der ursprünglich nur wenig mit dieser Thematik zu tun hatte, nicht nur mit den Menschen auseinander, die auf seine Hilfe angewiesen sind, sondern auch mit sich selbst und mit seiner eigenen Vergangenheit.
Die Leserinnen und Leser erfahren durch die Rückblicke der Geflüchteten von ihrer Vorgeschichte, ihren Ängsten, ihren Hoffnungen und den Motiven, die sie dazu bewegt haben, ihr Land zu verlassen. Individuelle Schicksale werden dabei ebenso genau unter die Lupe genommen wie die politische Tragweite der Migration in Deutschland und Europa.
Das humanitäre Dilemma manifestiert sich letztlich in der zentralen Frage, wohin ein Mensch gehen soll, der nicht weiß, wo er hingehen kann und wo er hingehört, weil der Verlust der Heimat immer ein gewisses Maß an Orientierungslosigkeit mit sich bringt, die in der Angst mündet, dass nicht nur die eigenen Wurzeln und die individuelle Identität, sondern auch der Sinn des Lebens an sich verloren gehen könnten.

Im Mittelpunkt der Handlung des Romans steht die zwischenmenschliche Beziehung zwischen Richard und den Geflüchteten. Auf einfühlsame Weise schildert Jenny Erpenbeck, wie die Begegnung von Menschen, die einen unterschiedlichen Hintergrund und einen unterschiedlichen Lebensalltag haben, zu einer Bereicherung für alle Beteiligten werden und letztlich auch zu einer Änderung der eigenen Sichtweise führen kann.

Der Roman Gehen, ging, gegangen befasst sich mit einem hochaktuellen und sehr komplexen Thema, das alle betrifft, sowohl in den Ländern, in denen Menschen zum Beispiel vor Kriegen oder den Folgen des Klimawandels fliehen müssen, als auch in den Ländern, in denen man den Geflüchteten nach der Flucht teilweise mit Anteilnahme und Mitgefühl begegnet, teilweise aber auch mit offenen Anfeindungen, die aus einer Vielzahl von Ängsten und Zweifeln resultieren.
Beim Lesen des Romans fragt man sich immer wieder, was Solidarität, Heimatverlust und die Suche nach einem sicheren Zufluchtsort in einem räumlich und kulturell weit entfernten Land wirklich bedeuten. Jenny Erpenbeck erweist sich hier als brillante Erzählerin, die einen literarisch anspruchsvollen Denkanstoß liefert.

Nicht umsonst wurde die Autorin mit etlichen deutschen und internationalen Literaturpreisen ausgezeichnet. Für ihren 2021 erschienenen Roman Kairos erhielt sie 2024 den Man Booker International Prize. Werke von Jenny Erpenbeck wurden in viele verschiedene Sprachen übersetzt, unter anderem auch ins Arabische.
  Salah Helal © privat Unser Gast ist Übersetzer, Dolmetscher und Autor Ass. Prof. Dr. Salah Helal.
Der Journalist Islam Anwar moderiert die Veranstaltung.









 

Details

Goethe-Institut Kairo, Dokki, Bibliothek



Sprache: Arabisch
Preis: Kostenfreie Teilnahme

Abier.megahed@goethe.de