Veranstaltungsreihe
KANT: Erziehung zur Freiheit

KANT: Erziehung zur Freiheit
KANT: Erziehung zur Freiheit |

Debattenreihe zur Feier des 300. Geburtstags von Immanuel Kant

Der Mensch kann nur Mensch werden durch Erziehung.
Er ist nichts, als was die Erziehung aus ihm macht. (Kant)

Welche Erziehung haben wir, welche brauchen wir? Bereiten unsere Schulen die Jugend auf das wirkliche Leben vor? Wie weit dient die Erziehung für das, was wir sein wollen oder sollen? Leitet die heutige Erziehung die Jugend zu Selbständigkeit und Fairness an? Bildet sie genug Fähigkeiten der freien, demokratischen Diskussion und Entscheidung aus? Oder dient sie nur der Berufsausbildung und anderen ökonomischen Zwängen? Ideale und Praxis der Erziehung stehen oft in Konflikt miteinander und bedürfen der kritischen Diskussion. Im 300. Geburtsjahr Immanuel Kants widmet sich diese Debattenreihe der Aktualität seiner Ideen zur Erziehung: ihren Grundlagen, Methoden und Zielen.

Mündigkeit und Moralität lassen sich als die zwei zentralen Ziele Kantischer Erziehung hervorheben - einer Erziehung zur Freiheit im Denken wie im Handeln. Kant lehnt damit eine Schulerziehung ab, die zu sehr im pedantischen Auswendiglernen von Inhalten besteht, deren Bedeutung oft unklar oder unbegründet bleibt. Sein Programm ist radikaler und anspruchsvoller. Erziehung soll die Grenzen von individueller Schul- und Berufsausbildung überschreiten. Einerseits sollen wir nämlich Fähigkeiten des selbständigen und kritischen Denkens entwickeln – um mündig zu werden (Beantwortung der Frage: Was ist Aufklärung? - 1784). Andererseits sollen wir besonders auch lernen, moralisch zu handeln und moralische Haltungen fest in uns zu verankern. Erziehung zur Mündigkeit und Moralität dienen letztlich gemeinsam dazu, dass wir von unserer Vernunft „öffentlichen Gebrauch“ machen (Beantwortung der Frage: Was ist Aufklärung? - 1784) und zu Bürgern und Bürgerinnen einer friedlichen, republikanisch und rechtlich geordneten Weltgesellschaft zu werden. Erziehung muss also auf einen Prozess der Vervollkommnung der Menschheit insgesamt gerichtet sein – ein immer nur mühsam fortschreitender, immer unfertiger, fast paradoxer Prozess. Wie Kant mit Hinweis auf Rousseau erklärt, ist „der Mensch das einzige Geschöpf, das erzogen werden muss“; und obwohl der Mensch „zum Guten erzogen werden“ muss, ist der, „welcher ihn erziehen soll … wieder ein Mensch.“ (Anthropologie in pragmatischer Hinsicht, 1798)

Kants Ideen werfen kritische Fragen auf: Was genau ist mit der Mündigkeit und der Moral gemeint, auf die sich die Erziehung richten soll? Mit welchen Methoden kann man solch eine Erziehung durchführen? Wie realistisch sind Kants Ziele? Zugleich bietet sein Ansatz Stoff zur Diskussion aktueller Probleme: Unsere Gesellschaften sind ideologisch wie selten zuvor gespalten, und wir leben in einer immer komplizierter werdenden Welt globaler Spannungen und Unordnung. Wir brauchen daher eine kluge Erziehung intellektueller wie moralischer Fähigkeiten, um uns zu kritischen Denkern zu bilden, um uns vor blinden Flecken und kognitiven biases, vor Fehlinformationen aus digitalen Medien und allgemein gegen Propaganda, Populismus und Polarisierungen zu schützen. Dementsprechend wird diese öffentliche Debattenreihe mit führenden Köpfen aus Philosophie und Erziehungstheorie diskutieren, welche Formen der Erziehung heute Mündigkeit und Moralität und damit auch die Demokratie stärken können.

Organisation:
Goethe-Institut Barcelona und Thomas Sturm

Mit freundlicher Unterstützung des
Generalkonsulats der Bundesrepublik Deutschland
Amigos del Goethe-Institut España
Ateneu Barcelonès
Pro Helvetia
Biennal del Pensament - Ajuntament de Barcelona