Der Zeppelin
An der Hausfassade

Zeppelin an einer Hausfassade © Foto: Goethe-Institut Barcelona | Annette Gutmann


 

Information

Zukunftsvisionen

Wenn man gute Augen hat, erkennt man an dem 1930 erbautem Wohnhaus der Carrer d’Ortigosa 3 unter einem der oberen Fenster ein Relief, auf dem der Flug eines Zeppelins über eine Fabrikanlage und ein mehrgeschossiges Wohnhaus dargestellt ist. Der Baumeister dieses Gebäudes, Sixte Illescas, gehörte zu einer Gruppe avantgardistischer Architekten, die in dem technischen Fortschritt den Garanten für eine bessere Zukunft sahen.
Ein ähnliches Relief finden wir auch über dem Eingang eines Wohnhauses in der Carrer de Roger de Flor, ganz in der Nähe des Goethe-Instituts. Hier erscheint der Zeppelin neben allen technischen Errungenschaften der damaligen Zeit: einem Funkturm, einer Seilbahn, einem Kran und einem großen Dampfer.
Zeppelin-Relief

Der Zeppelin bei der Weltausstellung 1929

Tatsächlich schienen mit dem spektakulären Flug des „Graf Zeppelin“ während der Weltausstellung 1929 in Barcelona sämtliche Zukunftsvisionen wahr geworden zu sein.
Am 23. Oktober flog der Zeppelin über eine jubelnde Menge, die ihn von Balkonen, Straßen und Plätzen zuwinkte, über die Ramblas und den Passeig Sant Joan bis zur Diagonal. Über dem Passeig Sant Juan Nummer 109 ließ die Flugmannschaft einen Postsack mit Briefen für verschiedene Persönlichkeiten Barcelonas fallen. Er landete direkt vor einem Seifengeschäft, (kurioserweise befindet sich heutzutage an demselben Ort die Filiale einer Drogeriemarktkette) und dessen Inhaber Don Delfín Vila leitete ihn unverzüglich an das Postamt weiter. Schließlich ging der Flug weiter bis zum Flughafen El Prat. Später konnte man ihn dann am Nachthimmel im hellen Scheinwerferlicht des Palau Nacional beobachten. Aber auch schon vor diesem spektakulären Ereignis war es durchaus nicht ungewöhnlich, an der katalanischen Küste einen Zeppelin auf seinem Weg nach Amerika zu sehen.

Der Erfinder

Ferdinand Graf von Zeppelin wurde am 8. Juli in Konstanz am Bodensee geboren und baute schon als Schüler lieber Flaschenzüge als lateinische Vokabeln zu lernen.
Zunächst trat er eine militärische Laufbahn an, musste aber das Militär 1890 verlassen, da er es gewagt hatte, die preußische Überpräsenz im Militär zu kritisieren.
Dafür konnte er sich nun seinem Steckenpferd widmen und verhalf 1900 dem ersten Flugschiff zum Start: ganze 18 Minuten schwebte die LZ1 über dem Bodensee, bis eine Kurbel zu Bruch ging und das Flugschiff bei der Notlandung an einem Fischernetzpfahl ein Leck schlug. Kaiser Wilhelm II verspottete den Grafen daraufhin als den „dümmsten Süddeutschen“, musste aber sein Urteil schon 8 Jahre später revidieren

Einsatz im Krieg

Jetzt nannte er ihn den „größten Deutschen des Jahrhunderts“! Inzwischen war es Graf Zeppelin nämlich gelungen, funktionsfähige Luftschiffe zu bauen und der Kaiser hatte die militärische Bedeutung des Zeppelins erkannt: Nicht nur dienten sie im 1. Weltkrieg als Kommandozentralen, sondern es ließen sich auch Bomben von Zeppelinen herabwerfen. Das bedeutete zum einen eine große Gefahr für den Gegner, zum anderen aber auch eine große Gefahr für die Besatzung, da der Zeppelin aufgrund seiner Größe ein leichtes Angriffsziel bot.

Luxus und scheinbar unbegrenzte möglichkeiten

Nach dem 1. Weltkrieg diente der Zeppelin der zivilen Luftfahrt: 1924 geschah die erste Atlantiküberquerung. Der Zeppelin trat nun in direkte Konkurrenz zu den großen Ozeandampfern: Ein Flug von Frankfurt zum brasilianischen Recife dauerte nur 68 Stunden. Eine Weltumseglung und eine Arktisforschung, alles war möglich mit diesem Luftschiff. Die Ausstattung wurde immer attraktiver für betuchte Reisende, das Modell „Hindenburg“ glich einem fliegenden Hotel: neben bequemen Schlafräumen gab es auch einen Speisesaal und eine Bibliothek, die ganz im Bauhausstil eingerichtet war.

DIE KATASTROPHE

Aber am 6. Mai 1937 kam es bei der Landung der Hindenburg in Lakehurt im US-amerikanischen Bundesstaat New Jersey zu einer Katastrophe: Noch in der Luft explodierte der Zeppelin und ging in Flammen auf. 36 von 97 Menschen kamen dabei ums Leben. Die Ära des Zeppelins hat damit ein jähes Ende genommen.
Wer sich traut, kann aber auch heute noch mit einem Zeppelin über den Bodensee gleiten und im dortigen Zeppelin-Museum mehr über die Geschichte und Funktionsweise dieser „fliegenden Wale“ erfahren.

Übrigens

Die Geschichte des Zeppelins kann man sich nun auch als Musical anschauen. Am 16. Oktober 2021 startet das Spektakel von Hans Dieter Schreeb (Buch) und Ralph Siegel (Musik) in dem Festspielhaus von Neuschwanstein.

Quellen: 
Deutsche Welle
Planet Schule
Orenata
© Text: Ulrike Fiedler