Resonance unterwegs in Deutschland, Frankreich und Belgien
Die 1.000-Kilometer-Reise fürs Klima geht weiter und weiter …

Gina Enslin und Mélanie Chenouard mit Revierförster August Bock im Harz
Gina Enslin und Mélanie Chenouard mit Revierförster August Bock im Harz | © Chenouard/Enslin

„Voyage, voyage“: Mélanie Chenouard und Gina Enslin, eines der acht RESONANCE-Tandems, sind zurück von ihrer intensiven Recherchereise. Unterwegs in Frankreich, Belgien und Deutschland haben sie spannende Interviews für ihren bilingualen RESONANCE-Klimapodcast geführt. Hier geben die beiden einen Einblick von unterwegs in die Themen und das Umfeld ihrer engagierten Gesprächsgäste, die wir auch in kurzen Passagen hören.

Von Harriet Wolff

Oh, vorab müssen wir schnell noch was klären: „Mal sehen“, hatte Mélanie im vorhergehenden Text über die beiden lachend erzählt, „welche Gemeinsamkeiten wir noch auf unserer Recherchetour entdecken …“. Denn schon beim Kick-off Event von RESONANCE vergangenen September kam raus: beide hatten lustigerweise denselben Pulli an! Und jetzt? Ginas Reisekommentar: „Natürlich hatten wir auf all den Zugfahrten Zeit, um noch mehr Gemeinsamkeiten zu entdecken – die wichtigste bleibt aber vielleicht unser Interesse an Menschen und ihren Geschichten.“

Thema des RESONANCE-Podcast von Mélanie und Gina, dessen Produktion gerade in der Mache ist: Das Klima im Wandel, die Klimakrise und die zentrale Forderung nach Klimagerechtigkeit. Die beiden Journalistinnen sind dabei, dieses komplexe Thema auf ihr rund 60 Minuten dauerndes Hörformat herunterzubrechen. Mélanie arbeitet unter anderem als Video- und Podcast-Redakteurin bei Courrier international in Paris und Gina als freie Podcast-Redakteurin, unter anderem bei der Bundeszentrale für politische Bildung.

Mélanie Chenouard und Gina Enslin in Berlin

Mélanie Chenouard und Gina Enslin in Berlin | © Harriet Wolff

„Unsere gemeinsame Reise“, erzählt Mélanie, „hat auf einer imaginären Linie unsere beiden Heimatorte Noisy-Le-Sec bei Paris und Berlin-Kreuzberg verbunden“. Sechs zum Thema Klima exemplarische Gebiete in Frankreich, Belgien und Deutschland haben die beiden Podcast-Expertinnen jetzt per Zug bereist. Ihr Fazit, was die Umstände und die Gemütslage der dort lebenden Interviewpartner*innen angesichts der Klimakrise angeht? „Viele, die mit uns gesprochen haben“, sagt Gina, „denken, dass der Klimawandel und die damit verbundenen existentiellen Probleme, die auf lange Sicht größte Herausforderung für die Menschheit ist“. Mélanie ergänzt: „Verschieden, jenseits der unterschiedlichen Umstände vor Ort, ist nur die mal optimistischere, mal pessimisterische Sichtweise darauf, ob und wie wir die Klimakrise noch in Griff bekommen werden.“

Und hier nun vier der von Gina und Mélanie besuchten Betroffenen für den RESONANCE-Klimapodcast, Hörproben inklusive:

Mathilde Caillard und ihre Eltern, Véronique und Marc Caillard leben in Noisy-le-Sec, einem Vorort von Paris im Département Seine-Saint-Denis. Die ganze Familie Caillard, auch Schwester Pauline, engagiert sich in der Klimabewegung. Mathilde (26) ist in Frankreich als "MC danse pour le climat" bekannt – 2023 begann sie, auf Demos zu Techno ihren Protest zu tanzen. Sie ist eine Ikone der französischen Klimaprotestjugend.

Dorine und Jérémy Lazare und ihr Sohn Sasha (15) sind in Nordfrankreich nahe der belgischen Grenze zuhause, erst in Leforest, das jahrelang von verheerender Trockenheit und kürzlich Überschwemmungen betroffen war, und jetzt an einem anderen Ort. „Wir betrachten uns als Klimaflüchtlinge“ – der Grund: In dem Haus, das sie 2013 kauften, tauchten ab 2017 verursacht durch Dürre tiefe Risse auf. Die Versicherung erkannte damals aber Naturkatastrophen durch Klimawandel noch nicht als Entschädigungsfall an. Die Lazares, sie ist Berufsschullehrerin, er LKW-Fahrer, gingen leer aus, mussten ihr Haus verlassen und zahlen seit 2019 für ihr altes wie ihr neues Haus einen Kredit ab. Im Hörbeispiel erzählt Dorine, wie sie ihren Schülern erklärt, dass sie an ihr eindringlich sehen können, welche Wucht die Klimakrise in Frankreich hat.

© Harriet Wolff

August Bock ist Revierförster in Torfhaus im Nationalpark Harz. Seit über 30 Jahren arbeitet er dort – in den letzten Jahren sind hier wegen Hitze, Dürre und Borkenkäferbefall massiv Fichten gestorben. Über die Klimakrise sagt er: „Unsere Bäume sind wegen der hohen Temperaturen in kompletten Stress geraten …“. Er hofft, dass der Wald im Nationalpark sich selbst regenerieren kann – es werde aber sicher nicht mehr der Harz sein, wie man ihn früher kannte. Was Bock jedoch noch mehr Sorgen macht, ist eine ökonomische Zukunft für das Holzfällen: Welche Bäume kann man heute pflanzen, die die nächsten rund 90 Jahre überstehen, bis sie geerntet werden?

© Harriet Wolff

Gülcan Nitsch hat im Berliner Wedding die Organisation Yeşil Çember gegründet. Schon sehr lange aktiv in Naturschutzorganisationen, wurde ihr vor rund 17 Jahren klar, dass Migrant*innen im Umweltschutz und bei der Nachhaltigkeitsbildung meist nicht vorkommen. Nitsch vermittelt seitdem mit ihrem Team von Yeşil Çember Wissen über Umweltschutz- und Klimawandelthemen – und sie macht engagiert Lobbyarbeit, damit diese Gruppen eine Stimme zu diesem Thema haben.

Mélanie und Gina haben Gülcan in ihrem Büro im Wedding getroffen. Ein Zitat von ihr hat die beiden am Ende ihrer 1.000-Kilometer-Reise fürs Klima nicht losgelassen, es wird sich sicher auch im bilingualen RESONANCE-Klimapodcast finden: „Ich höre seit Jahren: ‚Gülcan, es hat doch keinen Sinn, wenn ich was mache. Wir sind doch die kleinen Bürger.’ Und da versuche ich seit Jahren gegenzuhalten: Schaut mich an! Ich war auch vor 17 Jahren eine kleine Gülcan. Und ich habe seit Jahren Tausende von Menschen bundesweit für das Thema sensibilisiert, geschult und diese Menschen haben andere Menschen sensibilisiert, die tonnenweise CO2 reduziert haben. Nur weil ich damals angefangen habe – als einzelner Mensch."

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