Zeichnung Macke-Projekt | Foto: (c) Goethe-Institut London
Annäherungen einer Grundschule in Großbritannien an das Thema: Erster Weltkrieg
„Die Schulleitung möchte, dass unsere Grundschüler sich mit dem Beginn des Ersten Weltkriegs vor 100 Jahren auseinandersetzen”, sagte mir der Deutschlehrer unserer PASCH-Schule, einer Grund-schule in Crewe, UK. Ich muss etwas entsetzt geschaut haben, denn er beruhigte mich, dass er schon eine Idee hätte.
Interdisziplinäres Lernen
Fachübergreifendes Arbeiten ist nicht der Standard an britischen Schulen, aber hier sollte genau dieser Ansatz gewählt werden. Die Projektidee bestand darin, einen deutschen Künstler der Blauen-Reiter-Gruppe vorzustellen, der sein Leben im Ersten Weltkrieg verlor. Deutsch, Kunst und Geschichte könnten so ineinandergreifen. Es sollte auch auf keinen Fall darum gehen, Grundschüler mit Horrorbilder über die Deutschen im Ersten Weltkrieg zu konfrontieren. Vielmehr sollten sie farbenfrohe, gegenständliche Arbeiten eines berühmten deutschen Malers dieser Zeit kennen lernen und künstlerische Techniken ausprobieren. Bildkompositionen, Betrachtungsweisen, Inhalte und Interpretationen von expressionistischen Kunstwerken sollten im Mittelpunkt stehen. Die Verbindung zur Geschichte sollte durch die biografischen Informationen hergestellt werden. Dass berühmte deutsche Künstler, und nicht nur Briten wie die „War Poets” Wilfred Owen oder Wilfred Gibson ihr Leben in diesem Krieg verloren, könnte mancher Grundschüler zum ersten Mal hören.
Kreativ Deutsch lernen
Natürlich ging es auch um Deutschunterricht auf andere Art und Weise. Nicht zuletzt hat die Leighton Academy auch eine Partnerschule in Deutschland, die zeitgleich ebenso August-Macke im Mittelpunkt des Unterrichts stellen würde. Neben einer Website, die anderen Schulen als Anregung dienen kann, soll der Austausch von Kunstwerken, die die Kinder geschaffen haben, krönender Abschluss werden. Die geplanten Ausstellungen von Arbeiten der jeweils anderen Schule können für Nachhaltigkeit und Wiederaufgreifen des Themas sorgen.
Die Leighton Academy ist eine PASCH-Grundschule im Norden Englands. Alle ca. 550 Schülerinnen und Schülern haben eine Stunde Deutsch pro Woche. Vom 16. bis 20. Juni 2014 fand schließlich ein Kunstprojekt zu einem der wichtigsten Vertreter des deutschen Expressionismus, August Macke, statt. Ein Team von drei Lehramtsstudenten unter Leitung von Professor Andreas Wendt vom Institut für Kunstpädagogik der Universität Leipzig unterstützte die Schule bei der Umsetzung der Projektidee.
Eines der Ziele war, den Schülerinnen und Schülern auf kreative und experimentelle Weise den Künstler sowie die deutsche Sprache näher zu bringen. Eine Pressegruppe von vier Schülern der Jahrgangsstufe 6 begleitete die Arbeiten mit Fotografien und kurzen Videointerviews. Die Website, wurde täglich mit Ergebnissen und Interviews ergänzt. So konnten auch Eltern fast live nachvoll-ziehen, was im Projekt entstand und sehen, womit sich ihre Kinder beschäftigten.
Das Projekt wurde in deutscher und englischer Sprache begleitet und die Kinder hatten sichtlich Spaß an der Verknüpfung von Sprache und Kunst. Das Team der Universität Leipzig arbeite mit jeder Altersstufe und passte die Herangehensweise dem jeweiligen Reifegrad der Kinder an.
Ein voller Erfolg!
Nigel Pearson, der Deutschlehrer an der PASCH-Schule, war sichtlich bewegt nach Abschluss des Projekts. „Best project ever”, lautete sein Urteil.
Poster und Postkarten-Sets mit ausgewählten Werken gehen demnächst in den Druck und werden helfen, die Sichtbarkeit des Faches Deutsch zu erhöhen und die Arbeit des Goethe-Instituts bekannter zu machen. Bei den Eltern, in der School Community und hoffentlich auch in der PASCH-Welt könnte das Projekt als Best Practice Beispiel in Erinnerung bleiben. Fragen zum Projekt beantworten wir gern.
Simone Pfliegel
Koordinatorin Nordwesteuropa für die Initiative Schulen: Partner der Zukunft
Tel. +44 20 75964013
simone.pfliegel@goethe.de