Wiederveröffentlichung des Artikels von Efi Falida (Ta Nea)
Desinformation, eine Gefahr für die Ukraine und für Europa
© Alexandra Masmanidi
Wiederveröffentlichung aus der Zeitung Ta Nea, 24.11.2023
Der Gründer der ukrainischen Gruppe Kunsht, Kyrylo Beskorovainyi, im Gespräch mit „Nsyn“ über die Ausstellung „Fakeless“ im Goethe-Institut in Athen, die die Öffentlichkeit darüber aufklärt, wie man sich vor Hackern, Trollen und Fake News schützen kann.
Von Efi Falida
„Im Umgang mit Verschwörungstheoretikern und Menschen, die an Fake News glauben, ist es wichtig, sich den Gesprächen mit Empathie, Respekt und Geduld anzunähern“, sagt Kyrylo Beskorovainyi.
„Unser Ziel ist es, unser Know How weiterzugeben, um andere Länder dabei zu unterstützen, sich auf die wirksame Bekämpfung von Falschinformationen vorzubereiten. Im Wesentlichen bemühen wir uns darum, die Bedeutung von Medienkompetenz bei der Navigation durch komplexe Informationslandschaften herauszustellen. Über interaktive Module bringen wir den Besuchern von Fakeless verschiedene Medienbegriffe nahe, wie etwa Deepfakes, manipulative Inhalte, Clickbait-Schlagzeilen, emotionale Manipulation und Trolling. So verwenden wir beispielsweise Banner, um aufzuzeigen, was sich hinter Clickbait-Schlagzeilen mit reißerischen Inhalten verbirgt, das vielleicht nicht auf den ersten Blick erkennbar ist. Eines der Spiele unserer Ausstellung heißt ˈFließbandˈ. Dabei fordern wir die Teilnehmer auf, kurze Informationen als glaubwürdig oder irreführend zu kennzeichnen und anschließend die Informationsquelle sowie den Kontext und die dahintersteckende Absicht zu hinterfragen.“
Immun gegen Desinformation
„Die Ausstellung gliedert sich in vier Abschnitte, von denen drei als ˈBoostsˈ bezeichnet werden, in Anlehnung an Impfungen und deren Auffrischungsdosen. Unser Ziel ist es, die Immunität gegen Informationsstörungen zu stärken, was sich auch im Motto unserer Ausstellung widerspiegelt: "Immunität aufbauen: Fakten vertrauen". Wir ermutigen die verschiedenen Publikumsgruppen, miteinander zu kommunizieren und zu interagieren, um sich bewusst zu machen, dass Gespräche über Nachrichten in den Familien, mit Großeltern, mit Lehrern und Kollegen geführt werden. Anstatt andere wegen ihrer Überzeugungen herabzusetzen oder auszuschließen, fördern wir Empathie und Sensibilität als Instrumente für einen konstruktiven Dialog, selbst wenn es um Propaganda geht.“Kyrylo Beskorovainyi ist Produzent mehrerer populärwissenschaftlicher Podcasts über künstliche Intelligenz und Medientraining. Er lehrt populärwissenschaftlichen Journalismus (popular science journalism) an der UCU-Universität der ukrainischen Stadt Lviv, erhielt unter anderem den Young Scientist Award (unter 30) der Zeitung Kylvpost wie auch den UNICEF Youth Changemaker Award und war als Autor eines populärwissenschaftlichen Kinderbuchs Finalist beim BBC Book of the Year Award. Für das Online-Magazin kunsht verfasst er Artikel, die ein breites Publikum über wissenschaftliche Themen informieren.
Über den Umgang mit Menschen, die an Verschwörungen glauben, sagt er:
"Die Faustregel lautet, nicht auf Konfrontation zu gehen und den Menschen mit Respekt zu begegnen. Es bringt nichts, jemanden als dumm oder naiv zu bezeichnen. Es gibt eine hervorragende Publikation zu dem Thema - "A Community Toolkit for Addressing Health Misinformation" vom U.S. Surgeon General's Office. Das Toolkit enthält einen ausgezeichneten Leitfaden für Gespräche mit Menschen, die möglicherweise an Fake News glauben. Im Umgang mit Verschwörungstheoretikern und Menschen, die an Fake news glauben, ist es wichtig, sich den Gesprächen mit Empathie, Respekt und Geduld anzunähern.
Podcasts und Bombardierungen
Wie hat sich der Krieg gegen die Ukraine auf die Teammitglieder ausgewirkt, die bei kunsht digitale Inhalte produzieren?„Zu Beginn der russischen Invasion war die Sicherheit unseres Teams Priorität. Vom ersten Tag an gelang es uns, Artikel und Podcasts zu relevanten Themen wie Überlebensstrategien bei Bombardierungen oder Stromausfällen zu produzieren. Ich erinnere mich, wie wir diese Artikel geschrieben und die Podcasts im Eiltempo bearbeitet haben. Unsere Arbeit als Kommunikationsmedium hat nie gestoppt. Wir sind an Projekten beteiligt, die darauf abzielen, russischen Desinformationen entgegenzuwirken, die sowohl für die Ukraine als auch für unsere europäischen Partner eine Gefahr darstellen. Es geht auch buchstäblich ums Überleben. Im Krieg haben wir unseren ehemaligen Direktor, Mykolaiv Rachok, und unseren Partner Eugene Osievskyi verloren, die an der Front gefallen sind. Wenige Wochen vor seinem Tod hatte Eugene unserem Chefredakteur einen handgeschriebenen Text auf Papier übermittelt, ein während der Kampfpause transkribiertes Interview. Im letzten Winter, als Russland die zivile Infrastruktur angriff, mussten wir unter den Bedingungen eines Blackouts mit regelmäßigen Stromausfällen arbeiten. So mussten beispielsweise Zoom-Calls auf einfachen Mobiltelefonen geführt werden. Für dieses Jahr erwarten wir den bislang heftigsten Winter. Aber wir Ukrainer sind widerstandsfähig, ich bin mir sicher, dass wir es schaffen werden.“