"Was im Lehrerzimmer passiert, bleibt im Lehrerzimmer", sagt Carla Nowak in einem Interview mit der Schülerzeitung. Auch wenn das für die Lehrerin zu diesem Zeitpunkt schon nur noch reine Wunschvorstellung ist. Es ist ihre erste Stelle, engagiert unterrichtet sie Mathematik und Sport in der siebten Klasse. Es läuft gut, sie kann die Heranwachsenden motivieren. Als es in der Schule zu einer Reihe von Diebstählen kommt und bald einer ihrer Schüler verdächtigt wird, ist Carla empört und beschließt, der Sache selbst auf den Grund zu gehen. Doch der Fall lässt sich nicht so einfach lösen und zieht Kreise. Im Kollegium ist Carla schnell als idealistisch verschrien, empörten Eltern muss sie Rede und Antwort stehen und zwischen streitenden Schüler*innen vermitteln. Je mehr sie sich bemüht, alles richtig zu machen, desto mehr gerät nicht nur sie selbst an ihre Grenzen. Das System Schule gerät aus dem Gleichgewicht.
İlker Çatak entgeht in seinem exzellent beobachteten Film nichts. Schonungslos inszeniert er die Schule als Mikrokosmos, in dem es kein Außerhalb mehr gibt und nichts privat bleibt. Das Lehrerzimmer ist eine Studie über Machtverhältnisse und darüber, wie Einzelne zwischen verhärteten Fronten aufgerieben werden.
Quelle: 73. Internationale Filmfestspiele Berlin (Katalog)