Makerspaces in Bibliotheken
Lernen durch Entdecken
![Bibliotheken bieten längst mehr als nur Bücher Bibliotheken bieten längst mehr als nur Bücher: Der Leiter der Stadtteilbibliothek in Köln Kalk, Oliver Achilles, zeigt Kindern den 3D-Drucker.](/resources/files/jpg916/lernen_logo-formatkey-jpg-w320m.jpg)
Seit 2013 richten Bibliotheken in Deutschland zusätzliche Kreativräume für ihre Besucher ein, sogenannte Makerspaces. Hat sich das Konzept bewährt?
Von Petra Schönhöfer
Die Kölner Stadtbibliothek ist eine Pionierin. Nach dem Vorbild der amerikanischen Makerszene wurde hier im Jahr 2013 der erste Makerspace an einer deutschen Bibliothek eingerichtet. Einige folgten bald diesem Beispiel, etwa die Sächsische Landesbibliothek – Staats- und Universitätsbibliothek Dresden (SLUB), die mit der Technischen Universität verbunden ist. Die Bibliotheken möchten damit Interesse für MINT-Themen wecken – Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik – und Besucher motivieren, gemeinsam zu experimentieren.
Das kreative Chaos lenken
Im deutschsprachigen Raum gibt es rund 250 Makerspaces, die meisten davon sind in Schulen und Universitäten angesiedelt, einige auch in Unternehmen. Die öffentlichen Bibliotheken haben sich nur zum Teil dafür entschieden, eigene Makerspaces einzurichten. Viele hätten das Konzept zwar ausprobiert, dann aber wieder Abstand davon genommen, berichtet der Bibliothekswissenschaftler Karsten Schuldt: Die Idee, eine sich selbst organisierende Community aufzubauen, sei nur wenigen geglückt – denn dafür reiche es nicht aus, die räumlichen und technischen Voraussetzungen zu schaffen. „In der Realität bilden sich Communities selbstverständlich nur, wenn jemand die Arbeit dafür leistet. Makerspaces in Bibliotheken etablieren sich dann, wenn es Personal dafür gibt, das sich hauptsächlich mit diesen beschäftigt.“
„Es besteht großer Bedarf“
Die Angebote werden den beiden Bibliotheksvertretern zufolge gut angenommen. Vor allem Studenten nutzten den Dresdner Makerspace, so Tiepmar, für manche stehe er sogar auf dem Lehrplan. Dank einer Kooperation mit dem Lehrstuhl für Architektur können die Studierenden hier 3-D-Modelle für ihre Semesterarbeiten anfertigen; Mediziner fertigten beispielsweise Übungswirbel für das Setzen von Rückenmarksspritzen.
In Köln ist das Publikum sehr divers: In die Kurse für Erwachsene kämen nicht selten Eltern mit Kindern oder Großeltern mit Enkeln gemeinsam, so Vogt. „Wir führen nach den Kursen Feedback-Umfragen durch und lassen die Angebote bewerten. So passen wir die Programme an. Wir beobachten einen großen Zuspruch der Kölnerinnen und Kölner und zumeist ausgebuchte Workshops. Die Makerkids-Kurse sind zu hundert Prozent ausgebucht – es besteht hoher Bedarf.“
In Köln und Dresden möchte man daher auf jeden Fall an den Makerspaces festhalten: „Aus einem Sachgebiet wurde der Makerspace mittlerweile zu einem strategischen Referat der SLUB. Wir werden ihn weiterhin ausbauen und vergrößern“, erklärt Tiepmar. Und Vogt in Köln resümiert: „Unser Makerspace ist nicht nur ein Raum. Die ganze Bibliothek hat den Paradigmenwechsel mitgemacht, getreu einer Philosophie des Lernens durch Entdecken und Tun.“
Makerspaces
Makerspaces sind die Tüftlerwerkstätten unserer Zeit. Öffentliche Räume, in denen Do-it-yourself-Projekte gedeihen, die ein wenig aufwendiger sind als der getöpferte Aschenbecher – etwa weil sie digitaler Natur sind oder den Einsatz von neuen Technologien bedürfen, wie 3-D-Drucker oder Lasercutter. All das findet der moderne Daniel Düsentrieb in aller Regel in einem Makerspace zur kostenlosen Nutzung vor.