Joseph Beuys wurde am 12. Mai 1921 geboren – in diesem Jahr wäre er also 100 Jahre alt geworden. Mit seinem erweiterten Kunstbegriff, den er mit dem Motto „Jeder Mensch ist ein Künstler“ veranschaulichte und anschlussfähig machte, leitete er einen Paradigmenwechsel in der Kunst nach dem Zweiten Weltkrieg ein. Sein facettenreiches Werk umfasst Aktivitäten im Bereich der Skulptur, Performance, Vorträge, Aktivismus, bis zur Beteiligung an der Gründung der Grünen Partei, und einer Kandidatur für den Bundestag. Auch 35 Jahre nach Beuys‘ Tod haben seine visionären Ideen von der Kunst als Triebfeder einer gesellschaftlichen Transformation hin zu mehr Demokratie und Nachhaltigkeit eine berückende Aktualität.
Joseph Beuys (12. Mai 1921 – 23. Januar 1986) gehört zu den einflussreichsten und umstrittensten Künstlern*innen des 20. Jahrhunderts. Seine Plastiken, Environments, Zeichnungen, Installationen, Multiples, Sound- und Videoinstallationen befinden sich in den renommiertesten Museen. Seine Aktionskunst aus den 60er und 70er Jahren verkörpert einen Ausgang für die Aspekte der Gegenwartskunst, die man als „engagierte Performativität“ bezeichnen könnte. Beuys war der Mitbegründer der Partei „Die Grünen“ und Mitbegründer der „Free International University for Creativity and Interdisciplinary Research“ – einer internationalen, unabhängigen Bildungsorganisation, die den Horizont des numerus clausus genauso wie die Grenzen einzelner Disziplinen versuchte zu überschreiten. FIU kann man heute als ein Pilotprojekt sehen, dessen Idee Bildungsorganisationen wie „Cátedra Arte de Conducta“ (gegründet von der kubanischen Performerin und Aktivistin Tania Brugera) oder „School of Resistance“ (betrieben vom Stadttheater Gent) folgen. Beuys integrierte die pädagogische Tätigkeit in den Prozess seines künstlerischen Schaffens. Die Kunst als Lernen und das Lernen als Kunst – diese Logik machte er zur Voraussetzung der Gestaltung einer plastischen demokratischen Gesellschaft. Seine soziale Philosophie, die er auf Begriffen wie „erweiterter Kunstbegriff“ und „soziale Plastik“ aufgebaut habe, ist Gegenstand eines ernsten Interesses genauso wie einer radikalen Ablehnung. Obwohl er pauschal als die „bedeutendste Position der Postmoderne“ oder der „bedeutendste deutsche Künstler nach Albrecht Dürer“ etikettiert worden ist, seine künstlerische Produktion wie sein sozio-politisches Engagement waren in den letzten Jahrzehnten einer harten Kritik unterzogen.
„Beuys verstehen“ ist der Titel einer virtuellen Galerie der Goethe-Institute Warschau und Prag. Sie ist in Kooperation mit dem Kuratorenteam von beuys2021 entstanden und wurde von dem Berliner XR Unternehmen ZAUBAR produziert.
Der von Joseph Beuys entwickelte „erweiterte Kunstbegriff“ bildet für die Arbeit der Goethe-Institute eine Inspiration, mit einer virtuellen Ausstellung die Auseinandersetzung mit den politischen, sozialen und ökologischen Fragestellungen des Künstlers im Jubiläumsjahr zu fördern.
Die Pandemie im Beuys-Jahr 2021 verhindert den direkten Zugang zu den Arbeiten des Künstlers in Museen und Galerien. Eine virtuelle Besichtigung der Galerie „Beuys verstehen“ ermöglicht dennoch eine Begegnung mit seinen bekanntesten Werken, wie „Soziale Plastik“ (1969), „Schlitten“ (1969); „Das Kapital Raum 1970-1977“ (1980), „7000 Eichen“ (1982), „Capri-Batterie“ (1985).
Die Galerie ist konzipiert als eine Annäherung an die Person und das Werk von Joseph Beuys, insbesondere an sein Lebensthema „gesellschaftliche Transformation“. Sie verdeutlicht die Sichtweise des Künstlers auf Themen wie Kapital, Ökologie, Demokratie und Zukunft. Die Ausstellung macht Beuys‘ Theorie und Praxis der „sozialen Plastik“ in diesen thematischen Zusammenhängen erfahrbar, und sie beleuchtet seine Bild- und Materialsprache. Auf diese Weise fragt sie auch nach der Aktualität des Phänomens Joseph Beuys über den hundertsten Geburtstag hinaus.
Die virtuelle Galerie „Beuys verstehen“ wird ab Ende Mai 2021 auch auf den Webseiten der Goethe-Institute in Tschechen, Slowakei, Ungarn, Litauen und Slowenien zu sehen sein.
Prof. Eugen Blume, Kurator und Kunsthistoriker, einer der führenden Experten für das Werk von Joseph Beuys. Seit seinem Studium Ende der 1970er Jahre setzt er sich mit seinem künstlerischen Werk und seinem Wirken auseinander. Ab 1981 war Blume an den Staatlichen Museen zu Berlin (DDR) beschäftigt, zunächst als wissenschaftlicher Mitarbeiter im Ostberliner Kupferstichkabinett, ab 1990 in der Sammlung der Zeichnungen der Nationalgalerie und schließlich in den 1993 vereinigten Sammlungen der Kupferstichkabinette aus Ost- und West-Berlin. Bis 1989 war er auch in inoffiziell getriebenen Galerien der damaligen DDR tätig. Ab 1993 leitete er den Aufbau des Medienarchivs Joseph Beuys, 1995 wechselte er zu der Galerie Hamburger Bahnhof in Berlin, wo er dann von 2001 bis 2016 Direktor war. Seit 2016 ist Eugen Blume Kurator der Erich-Marx-Sammlung in Berlin und Honorarprofessor im Fachbereich Kunstwissenschaft an der Hochschule für Bildende Kunst in Braunschweig sowie Dozent an mehreren Kunsthochschulen, u.a. in Stuttgart, Dresden und Leipzig. Derzeit ist er zusammen mit Catherine Nichols künstlerischer Leiter des Jubiläumsprogramms „Beuys 2021“ in Nordrhein-Westfalen, das mehrere Dutzend Ausstellungen, Aktionen, Debatten, Workshops und Performances umfasst.
Catherine Nichols ist Kunst- und Literaturwissenschaftlerin, Kuratorin und Autorin. Sie promovierte 2001 an der University of New South Wales in Sydney. Sie hat eine Vielzahl von kunst- und kulturhistorischen Ausstellungen kuratiert, darunter Shine on Me. Wir und die Sonne (2018) und Die Leidenschaften. Ein Drama in fünf Akten (2012) für das Deutsche Hygiene-Museum in Dresden und die Nationale Sonderausstellung Luther! 95 Menschen – 95 Schätze (2017) für die Stiftung Luthergedenkstätten in Wittenberg. Sie hat über viele Jahre Ausstellungen in der Nationalgalerie im Hamburger Bahnhof realisiert. Gemeinsam mit Eugen Blume kuratierte sie die Retrospektive Beuys. Die Revolution sind wir (2008), Das Ende des 20. Jahrhunderts. The Best is Yet to Come (2013) und Das Kapital. Schuld – Territorium – Utopie (2016). Sie veröffentlicht regelmäßig über zeitgenössische Kunst und hat mehrere Bücher und Kataloge mitherausgegeben, darunter Black Mountain. Ein interdisziplinäres Experiment 1933–1957 (2015) und Bruce Nauman. Ein Lesebuch (2012). Sie ist künstlerische Leiterin des Jubiläumsprogramms beuys 2021. 100 jahre joseph beuys und mit Eugen Blume und Isabelle Malz Kuratorin der Ausstellung Jeder Mensch ist ein Künstler. Kosmopolitische Übungen mit Joseph Beuys (2021) im K20, Kunstsammlung Nordrhein-Westfalen. Zudem gehört sie zur Leitung des Labors Plastische Demokratie. Die Formen des Wir und der Radio- und Podcastreihe (beide 2021).
Parallel zu ihrem Politik- und Geschichtsstudium an der Universität Potsdam arbeitete Anne-Sophie Panzer als Videojournalistin, unter anderem bei RBB, ZDF Frontal 21 und MDR, und als freie Buchautorin. Sie stammt aus einem 150-jährigen gärtnerischen Familienbetrieb in Thüringen und sammelte schon früh unternehmerische Erfahrung bei der Leitung der betrieblichen Digitaltransformation und dem Aufbau des Webshops. Bei ZAUBAR leitet sie als COO die Studioprojekte mit thematischem Schwerpunkt und das Social-Media-Marketing. Anne-Sophie hat einen Master in Public Policy/Politikwissenschaft.
Stefan Marx ist seit vielen Jahren fester Bestandteil der Berliner Startup-Szene. Nach seinem Studium der Technikphilosophie (TU Berlin) und des Design Thinking (Hasso-Plattner-Institut), gründete er das Virtual-Reality-Meetup-Berlin und dann das Startup Viorama mit dem Fokus auf VR-Kamera-Technologie. Er sammelte ein Seed-Funding von 2.5M € mit internationalen Investoren und den renommierten SXSW Virtual Reality Award ein. Nach der Lizensierung der in Viorama entwickelten KI-Technologie an internationale Firmen (Giphy, Unity) gründete Stefan Marx das Startup ZAUBAR mit Anne-Sophie Panzer. Bei ZAUBAR kümmert er sich als CEO um das Produktmanagement der Plattform, die Akquise von strategischen Partnern und den Aufbau des Teams.
Stefan Bethge ist Diplom-Informatiker und hat mehrere Jahre in der Forschung an Bewegung, AI und Hardwareentwicklung gearbeitet. Er hat für Siemens mehrere AR-Apps und Brand Experiences für Messeauftritte gebaut und hat vorher mehr als 10 Jahre Erfahrungen in der Softwareentwicklung als Full-Stack-Entwickler in verschiedenen Projekten gesammelt. Bei ZAUBAR leitet Stefan Bethge das Entwicklerteam und die Programmierung der Augmented Reality Apps für iOS und Android.
Tobias Nilsson hat einen Hintergrund im visuellen Storytelling. Er hat in der Film- und Fernsehproduktion für Sender in Schweden gearbeitet, bevor er zur Softwareentwicklung wechselte. Er hat einen B.A. in Medien- & Kommunikationsmanagement und hat zuvor an einer Reihe von VR-Apps für mobile Plattformen gearbeitet, einige im Rahmen des Oculus Start Entwicklerprogramms mit Facebook. Bei ZAUBAR unterstützt er die Programmierabteilung bei der Entwicklung von Augmented-Reality-Apps für iOS und Android.
Fabian Mrongowius ist Producer für immersive Medienformate und digitale Kulturvermittlung. Er lebt und arbeitet in Berlin. Nach einem Praktikum bei Jung von Matt und seinem Master an der Hamburg Media School arbeitete er als Producer für immersive Medien im UFA LAB in Berlin. Hier hat er unter anderem für ZDF, ARTE und das Goethe Institut VR-Filme und experimentelle Medienformate geschaffen. Seit November ist Fabian fester Bestandteil von ZAUBAR, einem Berliner Start-Up für immersive AR Touren. Als Executive Producer berät er das Team zu Akquise-Tätigkeiten im kulturellen Bereich und entwickelt Visionen für Zeitreisen in Augmented Reality. Aktuell arbeitet er hier mit dem Team an einer virtuellen Tour für die Gedenkstätte Bautzen sowie an einer neuen Ausstellung und einem Rundgang für das Theater in Duisburg und die Oper am Rhein. Nebenberuflich ist Fabian als Host für digitale Teambuilding Events und Online Game Shows tätig.
Tarkan Turan ist in Berlin Neukölln aufgewachsen und studiert Industriedesign an der Hochschule für Technik und Wirtschaft (HTW). Seine Interessen sind Zeichnen, Nachhaltigkeit und Design, ganzheitliche Gesundheit, Bouldern, Basketball. In seiner Freizeit macht er politischen Aktivismus und versucht, so kreativ wie möglich zu sein. Bei ZAUBAR arbeitet Tarkan an der Pre-Visualisierung von 3D-Szenen und -Objekten sowie Print-Produkten.
Erika Bosch Ramirez ist Lead Designer bei ZAUBAR und berät ein Team von Kreativen und Technikern auf der Suche nach fantastischen und immersiven Erlebnissen. Sie kommt ursprünglich aus Mexiko, wo sie Architektur studierte und praktizierte, bis sie einige Zeit später zum digitalen Produktdesign wechselte. Im Laufe der Jahre hat sie bereits vielen Unternehmen und Studios erfolgreich geholfen, physische und digitale Räume und Erlebnisse zu schaffen, die ihre Nutzer begeistern und verblüffen.
Rekesh Raj Pandey ist ein multidisziplinärer Designer, der bei ZAUBAR mit Leidenschaft Geschichten über jede Marke, jedes Produkt oder Unternehmen durch visuelles Design erzählt. Seine Fähigkeiten erstrecken sich von 2D- & 3D-Animation, Projection Mapping zu Teambildung und Projektmanagement. Er wurde in der Himalayan Times (Nepals führender englischer Tageszeitung) und im WAVE Magazine (Nepals ersten Jugendmagazin) für seinen Beitrag zur Modeindustrie und Jugend in der Eventbranche vorgestellt. Derzeit macht er seinen Master in Media Spaces an der University of Europe for Applied Sciences. Bei ZAUBAR ist Rekesh für die Erstellung von immersiven und interaktiven 3D-Inhalten zuständig.
Rakesh Patil ist UI/UX-Designer und arbeitet als Programmierer und Designer für Webprojekte und an AR-Komponenten bei ZAUBAR. Er hat einen Master of Computer Science von der TU Berlin und mehrere eigene Webprojekte wie UIpedia mit einer umfassenden eigenen Community von UI/UX-Designern erschaffen.
Marius Kircher hat seinen Master in Medieninformatik in Ulm gemacht und arbeitet nun als freiberuflicher Entwickler und IT-Trainer in Berlin. Seine Interessen liegen vor allem auf dem Bereich der interaktiven 3D Grafik. Open World Games und generative Kunst faszinieren ihn. Für ZAUBAR entwickelt er ein Tool für immersives Storytelling und Guided Tours in Augmented Reality.
#Beuys100 Quiz
Szasztok
Über Beuys kann man nicht schreiben
#aboutbeuys
Mit der Videoreihe #aboutbeuys richtet das Goethe-Institut den Fokus auf die Wirkungsgeschichte der Ideen und Kunst von Joseph Beuys. Künstler*innen aus aller Welt sprechen über Rezeption und Nachhall von Beuys in ihrem eigenen Denken und Werk. Wir wollen Heldenerzählungen umschiffen und weniger sein Erbe betrachten, als die vielfältigen Aneignungen, Auseinandersetzungen, Kritiken und Fragen an dieses Erbe.
#aboutbeuys Miklós Erhardt: Beuys Alps
#aboutbeuys Viktória Monhor: Sehr wichtige Mitteilung, die alle interessiert