Grüne Bibliotheken - Umweltgerechtigkeit im urbanen Raum

Grüne Bibliothek
Goethe Institut Budapest

Umweltschutz ist ein Thema, das heute in fast allen Lebensbereichen Einzug findet. Klar, denn die Umwelt hat unmittelbare Auswirkungen auf unser Leben. Vor allem in städtischen Räumen wird vermehrt versucht, mehr Natur in der Stadt zuzulassen und so für Städter Umweltgerechtigkeit zu schaffen. Studien des Bundesministeriums für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz zeigen nämlich, dass vor allem sozial benachteiligte Stadtviertel oftmals durch Lärm, Luftschadstoffe und soziale Probleme mehrfach belastet sind. Allein diese Tatsache unterstreicht die Bedeutung von Umweltgerechtigkeit. Aber was ist mit öffentlichen Einrichtungen, die (soziale) Gerechtigkeit fördern, wie z. B. Bibliotheken, im Hinblick auf den Umweltschutz?
 

An Bibliotheken als Wissensträger und -Vermittler wird immer mehr der Anspruch gestellt, sich für eine nachhaltige und sozial gerechte Praxis einzusetzen. Entgegen der Meinung, dass Bibliotheken bereits zu mehr Umweltschutz und sozialer Gerechtigkeit führen, da sie unter anderem dem verschwenderischen Kauf von Büchern vorbeugen und versuchen auch sozial benachteiligten Gruppen beispielsweise durch Vergünstigungen den Zugang zu (Selbst-)Bildung zu gewährleisten, sind leider auch Bibliotheken Teil des Problems. Denn Bibliotheken trugen zu einem signifikanten Teil dazu bei, dass sich der Bedarf an Rohstoffen in den letzten vierzig Jahren weltweit verdreifacht hat. Und auch die erhoffte Digitalisierung führt entgegen der Erwartung dazu, dass noch mehr Rohstoffe benötigt werden und die Gewinnung dieser führt wiederum zu massiven Umweltschäden und sozialer Ungerechtigkeit.

Grüne Bibliothek 2  © Goethe-Institut Budapest Grüne Bibliothek 2 Goethe-Institut Budapest
Stephen Wyber, Direktor der IFLA (Intenational Federation of Library Associations and Institutions) sieht für Bibliotheken drei Hauptwege, um nachhaltiger zu werden. Da wäre zunächst die Vorbildfunktion im operativen Bereich. Bibliotheken sollten nachhaltige (Bau-)Techniken verwenden und über diese informieren. Außerdem sollen Bibliotheken als Bildungspartner das Verständnis und Handeln für Nachhaltigkeit fördern. Zu guter Letzt sollten Bibliotheken sich als Unterstützer von nachhaltigen Projekten auch für neue Forschungsprojekte zu Nachhaltigkeit einsetzen. Bereits zahlreiche Bibliotheken zeigen, wie sie mit diversen Aktionen versuchen den Weg der Umweltgerechtigkeit einzuschlagen. So zum Beispiel die Saatgutbibliothek in Dresden. Im Rahmen des Projektes „Culture for Future“ wurde in der Dresdener Zentralbibliothek ein Saatgutarchiv angelegt, das die Biodiversität der Stadt unterstützen soll. Auch ohne Mitgliedschaft darf man sich eine Tüte Samen holen unter der Bedingung, dass im Herbst das neu gewonnene Saatgut in einer beschrifteten Tüte zurückgebracht wird. Auf diese Weise will die Bibliothek einen Beitrag zu Förderung der Natur und der Biodiversität leisten. Auch die Stadtbibliothek Schorndorf dient als Vorbild. Sie bot gemeinsam mit dem städtischen Förster eine Plant-for-the-Planet-Akademie an, in denen Kinder und Jugendliche über die Gründe und Folgen der Klimakrise lernen konnten und durch das gemeinsame Bäumepflanzen auch ihre eigene Handlungsmacht im Rahmen des Klimawandels spüren konnten.
Grüne Bibliothek 3  © Goethe-Institut Budapest Grüne Bibliothek 3 Goethe-Institut Budapest
Und auch das Goethe-Institut Budapest rief das Projekt „Grüne Bibliothek“ ins Leben, um seinen Beitrag im Kampf gegen den Klimawandel zu leisten. Miriam Bruns, Direktorin des Instituts, drückt es aus:

Mit dieser Initiative möchte das Goethe-Institut einen Dialog mit allen Interessierten in Ungarn beginnen, um gemeinsam über Nachhaltigkeit nachzudenken.

Miriam Bruns, Leiterin des Goehe-Instituts Budapest

Im Rahmen dieses Projektes entstanden beispielsweise die Bibliothek der Dinge oder der virtuelle Bibliotheksausweis in der BibToGo-App. Darüber hinaus wurden bereits in der Vergangenheit im Garten des Instituts Workshops veranstaltet, um auch die Budapester Bevölkerung über mögliche Aktionen für mehr Klimaschutz aufzuklären.In diesen Workshops wurden beispielsweise aus leeren Tetra Pak Flaschen, Vogelhäuser gebastelt. Auf diese Weise konnte dem Haushaltsabfall auf kreativem Wege ein zweites Leben geschenkt werden.
Vogelhausworkshop © Goethe-Institut Budapest Vogelhausworkshop Goethe-Institut Budapest
Im Juli folgten drei weitere Workshops im Garten der Institutsbibliothek. Hierzu lud das Goethe-Institut Budapest einige Mitglieder aus dem Gemeinschaftsgarten Szeszgyár ein, um über Kompostierung und Lebensmittelrettung im städtischen Raum zu sprechen. Die Teilnehmer:innen konnten lernen, wie sie auch in der Stadt ohne Garten die Möglichkeit haben, einen eigenen Kompost zu führen und was dabei beachtet werden sollte. In regen Diskussionen wurden viele Fragen geklärt.  Außerdem wurden die Workshopteilnehmer:innen über verschiedene vergessen Kräuter und essbare Pflanzen aufgeklärt, die auch im städtischen Raum anzufinden sind. Zu guter Letzt wurde ganz im Sinne der Gemeinschaft im Streben nach Umweltgerechtigkeit gemeinsam gekocht mit Zutaten von der Straße oder aus dem Szeszgyár-Garten selbst.
Kochen © Goethe-Institut Budapest Kochen Goethe-Institut Budapest
Dies sind kleine Schritte nach vorn. Aber die Arbeit bleibt natürlich nicht stehen: Der Diskurs über Nachhaltigkeit ist in der Bibliothekswelt sehr lebendig, ebenso wie aktives Handeln, aber es gibt noch viele Aspekte der Bibliotheksarbeit, die in Zukunft "grüner" werden können. Die Bibliothek des Goethe-Instituts Budapest will mit diesen ersten Aktionen seiner Pflicht als Wissensträger und -Förderer nachgehen. Deshalb wird das Projekt Grüne Bibliotheken auch weiterhin daran arbeiten mit spannenden Ideen das Interesse der Besucher:innen an der Förderung von Klimaschutz zu wecken.

 

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