Margit Feischmidt | Ildikó Zakariás
Frauenperspektiven in den Erzählungen der ungarischen freiwilligen FlüchtlingshelferInnen
Dieser Artikel setzt sich, gestützt auf empirische soziologische Forschungen, mit der Teilnahme von Frauen in zivilen Formen der Wohltätigkeitsarbeit auseinander.
Der erste Teil beschäftigt sich mit der Frage, welche Rolle das Frausein in der Motivation für eine derartige Tätigkeit spielt. Im weiteren Sinn wird untersucht, welche Rolle dem Geschlecht in der Auffassung von Wohltätigkeitsarbeit und der Lage hilfsbedürftiger Menschen zukommt. Schließlich soll eine Antwort auf die Frage gefunden werden, ob innerhalb der transnationalen Solidarität zwischen Flüchtlingen und ZivilhelferInnen die Solidarität unter Frauen eine Bedeutung hat.
Die Studie, auf deren Ergebnisse sich hierbei gestützt wird, befasst sich mit zivilen FlüchtlingshelferInnen in Ungarn. Die Datenerhebung der Untersuchung erfolgte zwischen Oktober 2015 und Januar 2016, es wurden 32 Interviews geführt. Die Auswahl der Interviewten erfolgte über die sozialen Medien, über frühere persönliche Kontakte in diesem Bereich sowie anhand des in der qualitativen Forschung wohlbekannten Schneeballsystems (jede beziehungsweise jeder Interviewte half weitere InterviewpartneriInnen für die Studie zu gewinnen). Es wurde kein statistisch repräsentatives Sample angestrebt, vielmehr lag das Ziel darin, dass sich die bei Beginn der Forschung bekannten oder sich später auftuenden gesellschaftlichen und kulturellen Unterschiede sowie die Diversität der Ziele und Methoden der Arbeitsweise widerspiegeln. Die Interviewten zeichnen sich durch hohe Schulbildung aus. Das ist in Bezug auf ZivilhelferInnen und Freiwillige eine allgemeine Tendenz, insbesondere im Bereich der zivilen Solidarität gegenüber Flüchtlingen. Im Hinblick auf die Interpretation stellen auch die Berufe der interviewten HelferInnen einen wichtigen Faktor dar. Ein bedeutender Teil von ihnen arbeitet im weiten Sinne im sozialen Sektor, und zwar als Sozialarbeiter/in, Soziologe/in, Lehrer/in oder Arzt/Ärztin. In der zweiten Kategorie finden sich Angestellte mit Hochschuldiplomen aus anderen Bereichen. Die dritte Kategorie bilden UnternehmenseigentümerInnen und ManagerInnen, insbesondere aus dem IT- und Telekommunikationsbereich. Die geschlechtliche Aufteilung der Interviewten war ausgeglichen, das heißt, die Interviews wurden mit 16 Frauen und 16 Männern geführt.
Im Folgenden soll untersucht werden, welche Rolle die geschlechtliche und in erster Linie die weibliche Identität unter den von Mitgefühl oder Verantwortungsbewusstsein mobilisierten Identitätskategorien spielt. Diese Interpretationsweise schließt an jene Auffassung der Wohltätigkeit (reflexive Wohltätigkeit) an, laut der Philanthropie das Feld der Definition und des Ausdrucks von Identitäten darstellt. Geschaffen wird dies durch die Helfenden mittels auf sich selbst und die Geholfenen bezogener kategorisierender Diskurse.
Im vergangenen Jahrzehnt kam der Aufdeckung und Darlegung der Geartetheit der Geschlechterunterschiede in der Erforschung der Wohltätigkeit und der Freiwilligenarbeit besonders große Aufmerksamkeit zu. Die soziologischen Abhandlungen dieses Verhältnisses ergeben ein komplexes und vielschichtiges Bild. Abhängig davon, ob man im Hinblick auf die Wohltätigkeitsarbeit die Motivation dahinter, die Ausübung und innerhalb davon die Häufigkeit oder die insgesamt investierte Zeit und investierten Ressourcen untersucht, fällt das Bild je nach Geschlecht unterschiedlich aus. Das kommt darauf an, welche Gesellschaften (und historische Zeitalter) und welche Bereiche der Wohltätigkeit (eher mit der öffentlichen oder eher mit der privaten Sphäre verknüpfte Bereiche) untersucht werden. Diese neue Studie stellte unter Einbeziehung der in den Jahren 1990, 1999 und 2008 entstandenen, 20 Länder umfassenden Datenbanken von European Social Survey fest, dass Frauen und Männer sehr unterschiedliche Muster in der Freiwilligenarbeit aufweisen. Doch die verschiedenen Bereiche zeigen in verschiedene Richtungen: In Bereichen, die mit Politik, Bildung und Freizeit in Verbindung stehen, sind Männer aktiver, während in solchen, die mit sozialer Gerechtigkeit verknüpft sind, sich Frauen als aktiver erweisen. In Deutschland wurden explizit auf Wohltätigkeit, Freiwilligenarbeit und Spenden für Flüchtlinge fokussierende Analysen durchgeführt. Die ForscherInnen, die das Augenmerk ihrer Untersuchung auf die drei Faktoren Aktivismus, Freiwilligenarbeit und Spenden für Flüchtlinge richteten, fanden in Bezug auf die Teilnahme keinen Unterschied zwischen den Geschlechtern (Kiess et al. 2018). Im Gegensatz dazu stellte Karakayali-Kleist (2016) fest, dass humanitäre Hilfe in erster Linie weibliche Freiwillige mobilisierte.
Ungarische freiwillige Helferinnen in Zeiten der Flüchtlingskrise
Im Herbst 2016 haben wirmittels eines repräsentativen ungarnweiten Samples an der humanitären Hilfe für Flüchtlinge mitwirkende Freiwillige und die Attitüden hinter ihrer Tätigkeit untersucht. In Bezug auf die Attitüden wurde herausgefunden, dass unter den BefürworterInnen der wohltätigen Hilfe der Anteil von Frauen wie Männern gleich hoch war (Zakariás 2016). Leider machte es die niedrige Anzahl der sich tatsächlich an Spenden und Freiwilligenarbeit Beteiligenden im Sample nicht möglich, die geschlechtliche Aufteilung der Teilnehmenden zu untersuchen, dafür baten eher die qualitativen Interviews eine Möglichkeit.Obwohl die Interviewten zur Hälfte Männer und zur Hälfte Frauen waren, berichteten die Befragten einstimmig, dass unter den Helfenden mehr Frauen als Männer waren. Diese Äußerung steht im Einklang mit der Beobachtung der Autorinnen der vorliegenden Studie sowie mit den dahingehenden Erkenntnissen der Fachliteratur, dass eher Frauen als Männer die zivilen Formen der Wohltätigkeit und sozialen Fürsorge gestalten. Eine der Befragten brachte dies ähnlich den Erkenntnissen der Fachliteratur mit der traditionellen Rolle der Frau in Verbindung:
80% der Freiwilligen sind Frauen, so wie auch in Hilfsberufen Frauen den Großteil darstellen, so zum Beispiel Lehrerinnen, Pflegerinnen, Familienhelferinnen, da Helfen traditionell der Frauenrolle entspricht. Wenn sie sehen, dass es viele Kinder und Hungernde gibt, dann steht das im Zusammenhang mit dem Muttersein, mit zu essen Geben, Pflegen, Beschützen, während der Mann Soldat oder Polizist wird.
Die oben zitierte Frau mittleren Alters kam zusammen mit ihrem Kind zur Wohltätigkeitsarbeit. Sie betonte die diesbezüglichen Vorteile, sowohl hinsichtlich der sozialen und freiwilligen Arbeit als auch hinsichtlich der Kindererziehung. (Über das Einbeziehen der Kinder in die Wohltätigkeitsarbeit beziehungsweise über die gemeinsame Teilnahme der Familie an der Wohltätigkeitsarbeit sprachen auch die Väter.) Der andere Teil der Frauen war jung, alleinstehend und kinderlos. Sie haben die meiste Zeit mit der Wohltätigkeitsarbeit verbracht. Eine der Frauen erklärte Folgendes:
Viele alleinstehende Frauen sind zur Freiwilligenarbeit gekommen, weil Helfen so eine feminine Sache ist. Außerdem war auch die Gemeinschaft attraktiv für die alleinstehenden Frauen, unter den HelferInnen wurden häufig Freundschaften geschlossen und Liebespartner gefunden.
Eine dritte befragte Person berichtete über die ganz spezifische, dem Lebensalter von Frauen mittleren Alters beziehungsweise älteren Frauen entstammende Motivation.
Aus älteren Altersgruppen waren fast nur Damen dabei, ich habe sie‚ frischgebackene Pensionistinnen‘ genannt. Sie sind seit ein paar Jahren in Pension, haben Zeit und noch reichlich Energie. Das waren, glaube ich, ausschließlich Frauen.
Die Tatsache, dass die Freiwilligen größtenteils weiblich waren, wirkte sich darauf aus, wie die Hilfe realisiert werden konnte und welche Interaktionen zwischen den Bedürftigen und den zivilen Helfenden zustande kamen. Und die Helferinnen – wie von der nächsten interviewten Person hervorgehoben – traten in erster Linie mit Kindern und anderen Frauen in Kontakt, dementsprechend bauten sie zu ihnen auch die größte Nähe auf. Mit den Kindern war es viel einfacher die kulturelle Distanz zu überbrücken und universelle Eigenschaften in ihnen zu erkennen, welche unabhängig von der Herkunft die Fürsorge seitens Erwachsener fordern.
Kinder sind überall Kinder. Es war ergreifend zu sehen, wie diese Kinder, die ihre Sicherheit, ihr Zuhause, häufig sogar Mutter und Vater verloren haben (…), wie unglaublich gut sie sich an Situationen anpassen konnten, die, denke ich, für Kinder furchterregend sind. Wie unglaublich tapfer sie sind und wie sehr sie Wildfremden vertrauen, bei denen sie das Gefühl haben, dass sie gekommen sind, um zu helfen, dass sie für sie da sind, dass sie ihnen Zuneigung entgegenbringen. (…) Natürlich spielte es auch eine Rolle, dass wir Frauen waren, und es zwischen Frauen und Kindern eine Basis gibt, eine ganz natürliche Verbindung.
Der Kontakt mit Kindern ermöglichte weiters die emotionale Auffassung der Lage als humanitäre Katastrophe sowie auch die emotionale Motivation zum Helfen viel eher als der Kontakt mit Erwachsenen. In Ermangelung einer gemeinsamen Sprache war die Kontaktaufnahme mit den Erwachsenen mit Schwierigkeiten verbunden – doch nicht so mit den Kindern, sie ließen sich einfach in die als Spiel begriffene Tätigkeit einbeziehen.
Es war ein fantastisches Gefühl, die Reaktionen der Kinder zu sehen: Wenn sie gerade nicht krank waren – und das kam im Sommer nicht allzu häufig vor – und sie zu essen bekommen hatten, dann haben sie sich unglaublich geöffnet, sie haben sich für alles interessiert, in der Holzhütte haben die jungen Frauen viel mit ihnen gespielt und gezeichnet. Es gab junge Helferinnen, die sofort zum Einsatz bereit waren, wenn ein Kind kam.
Eine Lehrerin, die einen bedeutenden Teil der Sommerferien am Budapester Ostbahnhof verbracht und sich in erster Linie mit Kindern beschäftigt hatte, berichtete, dass, als die Schule wieder begann und sie ihren SchülerInnen von ihren Erfahrungen erzählte, die Reaktionen der Kinder gemischt waren. Manche sagten, was sie zuhause hörten, andere sahen ihre Lehrerin als Heldin.
Als hätten die Leute Angst vor der Kommunikation gehabt, sie haben mich gefragt: Wann fährst du hin? Ich würde mit dir kommen. – Na, wann du willst, ich bin doch niemand, du nimmst einfach einen Ball mit und fertig!
Als Frau Menschen zu helfen, die mit Ungewissheit und Ausgeliefertheit kämpfen, hatte Situationen zur Folge, in denen das Frausein nicht als Positivum, sondern als Hindernis oder geradewegs als Konfliktursache in Erscheinung trat. Die Protagonisten der nächsten Geschichte sind Spendenempfänger, junge und hungrige Flüchtlingsmänner. Die Erzählerin ist eine junge Spendenverteilerin, die den Konflikt und auch dessen Lösung innerhalb des Rahmens ihres Frauseins deutet.
Da gab’s schon Situationen. Wenn du siehst, dass siebzig junge Afghanen die Äpfel aus dem hinteren Teil des Wagens mit unglaublicher Verzweiflung an sich reißen – und dann habe ich als Frau mich hingestellt und ihnen auf Englisch zugeschrien, dass sie sich sofort in einer Schlange anstellen sollen, wie im Kindergarten. Dann stand da ein Junge (…), er hat nicht wirklich gedrängelt, ich habe ihn gefragt, ob er Wasser möchte, er antwortete ja, er möchte zwei (…) Den anderen habe ich gesagt, sie sollen Platz machen, denn jetzt kommt der Junge dran, er braucht auch was. Und dann ließen sie ihn an den Anfang der Schlange, ich habe ihm das Gesicht gestreichelt und gesagt: Alles wird gut, ganz ruhig. Und dann sah er mich an, streichelte mir das Gesicht und sagte dasselbe auf Englisch: Alles wird gut, ganz ruhig.
Aus den die Öffentlichkeit dominierenden, von Bedrohungen handelnden und die Bedrohungen auf kulturelle Gründe zurückführenden Diskursen würde die Möglichkeit der kulturbasierten Deutung von aggressivem Verhalten folgen. Unsere nächste interviewte Person setzt diesem Diskurs jedoch entgegen, indem sie auf ein persönliches Gegenbeispiel verweist und die Flüchtlinge auch personalisiert. Sie leitet dann aus den Umständen und den Spezifika der Situation die Spezifika des Verhaltens der betreffenden Person ab, welche sie mit universellen menschlichen Eigenschaften verknüpft, anstatt sie mittels kultureller Spezifika zu erklären:
Ich habe den anderen (MithelferInnen), die mit der Gruppe mitkamen, gesagt, sie sollen sich nicht erschrecken, denn diese jungen Männer reagieren anders als Mütter mit kleinen Kindern oder Menschen mit Familie, die ganz diszipliniert Schlange stehen. (…) Das heißt, wenn sie sehen, dass irgendwo die Tür eines Autos aufgeht, wo keine Ahnung, wie viel Obst und Wasser drin ist, sind sie darauf programmiert, alles einzusammeln, was möglich ist. (…) Weil sie nicht wissen, wann sie das nächste Mal essen oder trinken werden. Das ist ganz natürlich. Also habe ich den anderen gesagt, sie sollen das nicht als Grobheit sehen. (…) Ich musste mich also ein bisschen wie ein Militäroffizier verhalten. Aber sie waren nicht aggressiv oder grob. Das hört man in den Nachrichten, dass sie aggressiv sind, sich auf die Spendengüter stürzen und dich niederrennen. Aber ja, wenn du hungrig und unterwegs wärst, würdest du dasselbe tun.
Aus der Fachliteratur ist bereits bekannt, und auch die vorliegende Studie hat bestätigt, dass durch die humanitäre und solidarische Zivilarbeit die Unterschiede und Ähnlichkeiten zwischen Helfenden und Geholfenen greifbar werden. Die vorliegende Untersuchung hat gezeigt, dass in den Narrativen der Flüchtlingssolidarität in Ungarn die Beziehung zwischen dem helfenden Selbst und dem hilfsbedürftigen Anderen auf der Akzentuierung der Gleichheit und der Relativierung beziehungsweise Kontextualisierung der Unterschiede aufbaut. Die Basis der angenommenen Gleichheit von Flüchtlingen und Helfenden ist eine biologische, psychologische und moralische. Über die allgemeinste Ebene der Zugehörigkeit zu derselben menschlichen Ethnie hinaus wird in den Erzählungen über die Interaktionen auch die Gleichheit im Hinblick auf Altersgruppe, Geschlecht und gesellschaftlichen Status herausgehoben. Der Umgang mit den Geschlechterverhältnissen, die Wahrnehmung und Darstellung des Frauseins passt sich diesem Framing an. Dass die zivilen Helfenden auch in Bezug auf die Geschlechterverhältnisse in erster Linie die wahrgenommene Gleichheit oder Ähnlichkeit betonten, lässt sich einerseits mit der Kürze der Interaktion erklären, andererseits mit dem Zwang der Reaktion auf den politischen Diskurs der Regierung – obwohl Geschlechterverhältnisse im Allgemeinen ein Feld des Kampfes mit erlebten und wahrgenommenen Unterschieden darstellen. Der folgende Interviewausschnitt zeigt anschaulich, wie die kulturellen Unterschiede in der Auffassung von Geschlechterrollen in den Narrativen der HelferInnen in Ungarn in den Frame der Gleichheit gesetzt werden.
Ich möchte endlich ein Bewusstsein dafür schaffen, dass es hier um Flüchtlinge geht, und nicht um barbarische Eroberer. Eine mehrere Sprachen sprechende und mehrere Diplome besitzende Professorin, ein afghanischer Ministerpräsidentenberater und ein Diplomingenieur haben auch schon in der Unterführung am Ostbahnhof in Budapest geschlafen. Mit Tränen in den Augen haben sie mir Fotos von ihrem zurückgelassenen, wunderschönen Zuhause gezeigt. Ich bin auch einer syrischen Christin begegnet, die vom Islamischen Staat gezwungen wurde, zum Islam zu konvertieren. Am Ostbahnhof traute sie sich zum ersten Mal das Kopftuch abzulegen. Viele muslimischen Frauen suchen sich aus den Spenden Jeanshosen und Schminkzeug aus und schminken sich fröhlich, weil das hier erlaubt ist. Wenn sie getreten oder bespuckt werden, dann ist das, als wären sie wieder unter der Herrschaft der Scharia, dann fühlen sie sich nicht als Frau, sondern als Objekt. Ich helfe ihnen auch deshalb, weil ich fest daran glaube, dass nicht die Religion oder das politische System eine Gesellschaft definieren, sondern die Art und Weise, wie eine Gesellschaft mit den Gefallenen umgeht, seien das Obdachlose, in Armut Lebende oder Flüchtlinge.
Mehr noch, die durch Solidarität mobilisierte Offenheit und Empathie machen auf die Missstände und Widersprüche der eigenen, als höherrangig und nachahmenswert angesehenen Auffassungen von Geschlechterrollen und Geschlechterverhältnissen aufmerksam. Das hinter dem Schein der Gleichheit verborgene patriarchale System ähnelt der für muslimische Gesellschaften charakteristischen geschlechtlichen Unterdrückung viel mehr, als man hier denkt, wie eine der Initiatorinnen der Solidaritätsaktion, Zsuzsa Zsohár es formuliert hat:
In Ungarn wird über die Frau immer noch verfügt wie über Eigentum: keine Abtreibungstabletten, keine Heimgeburten, die erste Geburt fast schon zeitgleich mit der Matura, der Kaiserschnittanteil über 50%. Aber sobald das Kind da ist, soll es so schnell wie möglich in den Kindergarten und Hort. Wie ist dieser Mangel an Selbstbestimmung damit vereinbar, dass gleichzeitig Muslime dafür kritisiert werden, dass die Frau zuhause bleibt? Wo doch die muslimische Frau von ihrem Mann versorgt wird, also nicht sofort arbeiten gehen muss, aber wenn sie doch arbeitet, gehört das Geld ihr. Es wird ihnen vorgeworfen, dass sie die Frau als Ware ansehen, aber genauso ist es doch auch hier. Ich wurde im Welcome Camp für angehende Studierende vergewaltigt, aber nicht, dass ich mich beschwere, ich war lieber drei Jahre mit meinem Peiniger zusammen, weil bei uns in Ungarn das Victim Blaming so stark ist. In Köln sind wir nun schon weiter (also was die Auseinandersetzung anbelangt), das ist positiv, aber dann erwarte ich, dass man das auch in Bezug auf die Studierendencamps so handhabt. Wenn zehn Männer in einem Zimmer wohnen, keine Frauen weit und breit, dann führen Alkohol und die unzureichende Kenntnis der Konventionen leicht zu einer Atmosphäre wie im Studierendencamp.
Quellen
Gil-Lacruz, A. I., Marcuello, C., Saz-Gil, I (2017) Individual and Social Factors in Volunteering Participation Rates in Europe, Cross-Cultural Research, Volume: 51 issue: 5, page(s): 464-490.
Karakayali, S. and J Olaf Kleist (2016) Volunteers and asylum seekers. Forced Migration Review. https://www.fmreview.org/destination-europe/karakayali-kleist
Kiess J, Lahusen C, Zschache U (2018) Solidarity Activism in Germany: What Explains Different Types and Levels of Engagement? In: Lahusen C, Grasso M (eds) Solidarity in Europe. Palgrave Studies in European Political Sociology. Cham: Palgrave Macmillan.
Ildikó Zakariás (2016): A menekültek civil segítése: attitűdök és morális érvek. REGIO, 24. Jg. 4., 61-87.