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Hamra Abbas
* 1976 in Kuwait (KW), lebt und arbeitet in Lahore (PK) und Boston (US)
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2011, Video, 4 Min 35 Sek
Dieses Kunstwerk bezieht sich auf die stärksten und urtümlichsten Formen der Selbstzensur: unsere Reaktionen auf die Angst vor der Ungewissheit, wo und wann unser Verhalten überwacht werden könnte. Das Video besteht einzig und allein aus der Aufnahme eines Bildschirms, auf dem eine E-Mail verfasst wird. Der Inhalt der E-Mail besteht im Grunde nur aus der guten Nachricht von der Schwangerschaft der Verfasserin – obwohl diese Nachricht nie explizit in Worte gefasst wird. Ungeachtet des überaus privaten und durch und durch harmlosen Inhalts des Schreibens löscht die Verfasserin immer wieder Ausdrücke, die fragwürdig erscheinen könnten. Die Figur, die in
Text Edit als Verfasserin auftritt, zeigt sich offenbar von der Möglichkeit eingeschüchtert, dass ihre E-Mails einer Überwachung unterliegen. So schreibt sie zunächst scherzhaft, dass man sie terrorisiert hat, damit sie noch einmal schwanger wird, nur um „terrorisieren“ zu löschen und durch „nötigen“ zu ersetzen. Solche Überarbeitungen wiederholen sich während des Verfassens dieser kurzen E-Mail immer wieder. Mit ihrem simplen, aber dennoch bissigen Video will die Künstlerin die Absurdität einer Gesellschaft in den Vordergrund stellen, in der Menschen gezwungen sind, darauf zu achten, ob sie sich irgendwie verdächtig machen und eventuell ununterbrochen überwacht werden.
(Im: Jiyeon/ Jeong, Sunghyun, eds. (2014):
Censorship – The 7th Move on Asia. Korea. p.132)
Mit freundlicher Genehmigung: Künstler und Pilot Gallery, Istanbul