Nikolett Erőss

Wie wurdest du zum Mitglied des Teams der OFF-Biennale?

Ende 2013, zur Zeit der damals bereits spürbaren Erosion der Institutionen, rief mich Hajni Somogyi mit einer – im inspirierenden Sinne – verwegenen Idee an. Zu dieser Zeit war ich mit meinem kleinen Baby zu Hause, einigermaßen getrennt von meinem vorherigen Leben, einschließlich meiner institutionellen Bindungen; ich konzentrierte mich auf andere Dinge, und ich tat dies auch auf eine andere Art und Weise als früher. Für mich bedeutete Hajnis Idee eine unwiderstehliche Kombination aus beruflichen Herausforderungen, der Möglichkeit politischen Handelns und der Zusammenarbeit mit Freund*innen/Kolleg*innen, verbunden mit der ganzen Spannung des Unplanbaren.

Welche Rolle spielst du innerhalb des Teams, was sind deine Aufgaben?

Zum einen habe ich zusammen mit Hajni Somogyi und Rita Kálmán Aufgaben im Management: Wir machen die strategische Planung, wir schreiben und verwalten Ausschreibungen, ich verfolge engmaschig die Finanzen einzelner Projekte und von OFF als Ganzes – hier möchte ich die verständnisvolle Zusammenarbeit mit unserem lieben Kollegen, dem Finanzmanager András Bognár hervorheben. Zum anderen bin ich Mitglied des Kurator*innen-Teams, was sowohl das Kuratieren von OFF als Organisation als auch gelegentlich das von Kunstprojekten bedeutet.

OFF ist keine im Voraus geplante Institution – wir erschaffen sie „in freier Fahrt“, sie existiert sozusagen im „present progressive“. Daraus ergeben sich hin und wieder Überschneidungen der Arbeitsbereiche; beispielsweise teilen sich gelegentlich mehrere Personen die Produktionsarbeit, obwohl unsere Kollegin Dina Darabos hier eine zentrale Rolle spielt.

Was bedeutet für dich die OFF-Biennale, was gefällt dir daran am besten? In welcher Hinsicht kannst du dich hier am ehesten weiterentwickeln? Warum ist es dir wichtig, Teil des Teams sein zu können?

Die Aspekte, die mir gleich zu Beginn maßgeblich erschienen – Professionalität, politisches Betätigungsfeld und Freundschaft –, sind für mich bis heute entscheidend: Das ist die Antwort auf sämtliche Fragen. OFF ist keine Gegebenheit, sondern eine sich ständig verändernde Möglichkeit, die einerseits verdammt verletzlich, andererseits sehr frei und dadurch auch stark ist. Um uns herum gibt es kein institutionelles Sicherheitsnetz, wir sind den Konsequenzen aller unserer Entscheidungen direkt ausgesetzt, und da das Team klein ist, weiß jede*r über alles in etwa Bescheid, wenn auch in unterschiedlichem Maße. Das Entscheidende in einer kleinen zivilgesellschaftlichen Organisation ist der Imperativ, sich den Konsequenzen zu stellen – hier kann man sich nicht wegducken. Das birgt eine sehr ernstzunehmende Chance und auch die Anforderung, sich weiterzuentwickeln.

Womit beschäftigst du dich außer der OFF-Biennale (momentan) noch?

Ich leite die „Budapest Galéria“, die dem Historischen Museum Budapest angegliedert ist. Eine klassische Institution mit jahrzehntelanger Geschichte, die meine Kolleg*innen und ich in den letzten Jahren neu erdacht haben, damit sie flexibler, zeitgemäßer wird, und damit diese Institution neben ihrer hauptsächlichen Aufgabe, also Ausstellungen auszurichten, auch Kunst im öffentlichen Raum mit in ihren Zuständigkeitsbereich einbeziehen kann.

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