Jochen Markett und Zsolt Bogár
Journalismus

Wechselwirkungen_Journalimus
Réka Elekes © Goethe-Institut

Journalismus als Showformat? Wer weiß mehr und hat lustigere Geschichten als Journalisten!
In unserer Reihe “Wechselwirkungen” sprechen diesmal zwei Journalisten, Jochen Markett und Zsolt Bogár, über die Bedeutung des Live-Journalismus.

Alles angefangen hat für den Journalisten und Rheinländer Jochen Markett, als dieser 2016 einen Science Slam in Berlin besucht und sich gefragt hat, warum es dieses Format nicht für die Medien gibt? 
Wenn Wissenschaft unterhalten kann, warum dann nicht auch Journalismus? 

2016 veranstaltet Markett den ersten Reporter Slam in Berlin-Neukölln. Das Konzept ist ein Wettbewerb, wer am unterhaltsamsten von einer eigenen Recherche erzählen kann. Eine Präsentation darf dabei gerne genutzt werden. Das skurrile Event ist direkt ausverkauft. 
„Dann ist eine Reihe daraus entstanden und wir haben andere Städte ausprobiert“, sagt Markett. Auch Events in Köln und Hamburg sind sofort sehr gut besucht. Seitdem finden pro Jahr sechs bis sieben Slams statt. Anfang 2018 wird dann erstmals auch ein Jahressieger im Heimathafen Neukölln gekürt – vor mehr als 600 Zuschauern. „Während der Pandemie sind wir dann zu digitalen Shows gewechselt“, sagt Markett.

Er sieht im Live-Journalismus eine große Chance für die Zukunft der Medien: Dieser könne wieder eine starke Bindung zwischen Publikum und Journalisten herstellen, der Vertrauenskrise des Journalismus entgegenwirken und auch Diversität fördern. 

Für Medienschaffende besteht der Mehrwert in den Netzwerken und die unmittelbare Reaktion auf der Bühne. Eine Journalistin sagte: „Ich weiß nun wieder, warum ich den Beruf ergriffen habe.“ 
„Menschen lachen gerne überall. Alle menschlichen Emotionen sind in eine Show gepackt. Dies ist auch völkerverbindend“, so Markett. 

Inzwischen ist das Format in weitere Länder expandiert. Die Konrad-Adenauer-Stiftung als Partner hat es nach Nordmazedonien, Rumänien und Albanien geholt. Ein anderer Reporter Slam fand sogar in Kanada statt. Und über das Goethe-Institut kam die Show als Lizenz-Programm auf Ungarisch nach Budapest.
 

Zsolt Bogár,

der als Journalist und Kulturvermittler arbeitet, ist der nationale Organisator des Reporter Slams in Ungarn. Er sagt, dass das Genre definitiv dazu beiträgt, zu verstehen, wie Journalisten arbeiten.

Das Motto der Reporter Slams: Immer mitten in die Presse rein! Was hat sie dazu bewogen dieses Format zu moderieren?
“Ich suche als Kulturvermittler zwischen Deutschland und Ungarn immer danach, Formate zu finden, die entweder in Ungarn entstanden sind oder umgekehrt”, sagt Bogár.

Die Idee des Reporter Slam kennt Bogár seit der Gründung und sagte sich, dass es schön wäre, sowas in Ungarn zu machen. Jochen Markett hat super reagiert und so fand die erste von bisher drei Reporter Slams im Dumaszínház statt, weil immer ein Comedian den Abend moderiert. Ganz unterschiedliche Journalisten, werden zum gleichen Thema eingeladen. Ob politische, Kultur oder Regenbogenpresse. Die Reporter erzählen dann eine Viertelstunde über die interessanteste Recherche, aber auch wie es ist in Ungarn Journalist zu sein.

“Der Ruf der Branche ist nicht gut in Ungarn. Dies ist meiner Meinung nach, ein sehr gutes Format dafür zu zeigen, wie Journalisten professionell arbeiten. Das ist nicht immer unbedingt lustig, aber authentisch. Journalismus steht unter großem Druck, weil unabhängige Journalisten nicht mehr einfach Verantwortliche fragen können und Antworten kommen würden. Die journalistische Freiheit ist stark eingeschränkt worden. Außerdem sind Medien ein schwieriges Geschäftsmodell. Besonders weil, große Plattformen und Influencer sich mittlerweile so verhalten, als ob sie Medien produzieren würden. Der Medienverbrauch hat sich sehr verändert”, meint Bogár.

“Ich denke immer noch, am wichtigsten ist es, dass Journalismus informativ ist und der Leser sich seine Meinung selber bilden kann auf Grundlage der Informationen. Gute Artikel sollten lieber zum Nachdenken bringen”, beendet Bogár die Gedanken.

Geplant ist schon der nächste Reporter Slam, diesmal mit Fotoreportern am 19. April. “Es gibt sehr viele sehr gute Fotoreporter in Ungarn, aber sie bekommen nicht die Anerkennung, die sie verdienen. - Bogár schmunzelt, - es ist schwierig Journalisten zu überzeugen auf der Bühne zu sprechen, aber bei Fotoreportern ist es noch schwieriger!“

Die nächste Veranstaltung finden Sie hier:
https://www.goethe.de/ins/hu/de/ver.cfm?event_id=25488682

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