Über das Projekt
Schaufenster Enkelgeneration

Wie ist im 2. Jahrzehnt des 21. Jahrhunderts das Verhältnis der Jungen, der „Enkelgeneration“ zur schwäbischen Mundart, zur deutschen Standardsprache, zu ungarndeutschen Traditionen und somit zu Kernfragen der eigenen Identität?

Im Projekt Enkelgeneration werden drei junge Ungarndeutsche vorgestellt, die exemplarisch für ihre Generation stehen. Martin Kerner, Zsanett Melcher und Monika Takács geben Auskunft, welchen Raum die schwäbische Mundart und die deutsche Hochsprache in ihrem heutigen Alltag einnehmen. Wie sehen sie die Rolle der Traditionen und wie sehen sie die Zukunft der Ungarndeutschen?

Die im Frühjahr 2013 gefilmten Kurzporträts dokumentieren die ganze Bandbreite dessen, was das sprachliche Selbstverständnis junger Minderheiten-Angehöriger in Ungarn ausmacht. Vom selbstbewussten Bekenntnis zum Gebrauch des „Schwäbischen“ als Familiensprache und als grundlegender Baustein der eigenen ungarndeutschen Identität über die starke Bindung an Traditionen bis hin zu dem Befund, dass die eigenen sprachlichen Wurzeln nur rudimentär erinnert werden, vertreten die Porträtierten ein breites Spektrum an individuellen Befindlichkeiten und unterschiedlichen Positionen. Eines ist ihnen aber gemeinsam: Sie verstehen sich selbst als Ungarndeutsche.

Die Vorbereitung und Durchführung des Projektes

Prof. Dr. Elisabeth Knipf-Komlósi
Prof. Dr. Elisabeth Knipf-Komlósi


Als wissenschaftliche Kuratorin des Projektes entwickelte die Leiterin des Germanistischen Instituts der Budapester Eötvös Loránd Universität und hervorragende Kennerin der ungarndeutschen Materie, Frau Prof. Dr. Elisabeth Knipf-Komlósi einen Interviewleitfaden, der den Gesprächen mit den drei Porträtierten zugrunde liegt. Die Interviews wurden von der ungarndeutschen Journalistin Christina Arnold auf der Grundlage dieses Interviewleitfadens durchgeführt. Die filmische Umsetzung lag in den Händen der Filmproduktionsfirma Paulvision GmbH.

Die Ungarndeutschen statistisch gesehen

Nach der Volksgruppe der Sinti und Roma ist die deutsche Minderheit die größte in Ungarn. Aufgrund der vom Zentralen Statistischen Amt (KSH) veröffentlichten Zahlen der Volkszählungen bekannten sich 1990 30.824 Personen zur deutschen Minderheit, ihre Zahl stieg im Jahr 2001 auf 62.105 und erreichte bei der Volkszählung 2011 mehr als das Doppelte, nämlich 131.951 Personen. Die Zahlen weisen eindeutig darauf hin, dass im Laufe von 20 Jahren das Bewusstsein, zur deutschen Minorität zu gehören und auch die Bereitschaft zugenommen haben, diese Identität auch bei Volkszählungen zu dokumentieren.
Die politische Repräsentanz der Ungarndeutschen ist durch das Gesetz über die Rechte der Nationalitäten Nr. CLXXIX/2011 geregelt. Neueren Angaben zufolge gibt es 423 Selbstverwaltungsgremien auf Gemeindeebene, etwa 100 ungarndeutsche Bürgermeister, 12 Selbstverwaltungsgremien auf regionaler Ebene und die Landesselbstverwaltung der Ungarndeutschen. Das Bildungswesen ist gut ausgebaut, neben 278 Kindergärten gibt es 291 Grundschulen, davon 29 bilingual, und 19 Schulen mit Abiturabschluss, davon 11 bilingual. Die Lehrerausbildung für die deutsche Minderheit ist sowohl als Erstausbildung, als auch über Zusatzstudiengänge möglich. Im Bereich der Forschung existiert ein Forschungszentrum, dessen Schwerpunkt gegenwärtig auf dialektologischen Forschungen liegt.

Deutlich wird aufgrund der Volkszählung aber auch, dass es eine Diskrepanz zwischen den Zahlen zur Zugehörigkeit zur Minderheit und zu den Angaben über die Verwendung des Deutschen gibt. Dass das Deutsche ihre Muttersprache sei, gaben nur 38.248 Personen an, zur Sprachverwendung im Familien- und Freundeskreis bekannten sich aber 95.661 Personen, was ebenfalls eine deutliche Steigerung zum Wert von 2001 darstellt. Damals gaben nur 52.912 Personen an, Deutsch im Familien- und Freundeskreis zu benutzen.


Das regionale Filmprojekt „Schaufenster Enkelgeneration“

Die hier gezeigte ungarndeutsche Bestandsaufnahme ist Teil eines regionalen Projekts, in dem junge Angehörige der deutschen Minderheit in mehreren Ländern zu Fragen der Identität, der Sprache und der Tradition befragt werden. Klicken Sie auf der Landkarte auf die Videos aus anderen Ländern und verschaffen Sie sich einen Überblick!
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