Im Rahmen der Veranstaltungs- und Ausstellungsreihe The Glenkeen Variations
Ausstellungseröffnung: 07.03.2024 um 18 Uhr
mit Konzert von Marcus Maeder um 19 Uhr
Der Künstler, Forscher und Komponist Moritz Fehr präsentiert seine Videoarbeit "Plant Stress (SPF 50)". Es befasst sich mit dem Konzept des Pflanzenstresses - ein Begriff aus dem wissenschaftlichen Diskurs, der ungünstige Bedingungen oder den Einfluss von Substanzen bezeichnet, die den Stoffwechsel und das Wachstum von Pflanzen stören. Der Übeltäter ist in diesem Fall übermäßige UV-Strahlung, ein weit verbreiteter Faktor der Umweltverschmutzung. Ausschließlich im ultravioletten Lichtspektrum gefilmt, zeigt Fehrs Arbeit den Akt des Auftragens von Sonnenschutzmitteln mit LSF 50 auf verschiedene Pflanzen, wodurch ein eigentümlicher Schutzschild gegen die unerbittliche Wirkung der UV-Strahlen auf die Flora geschaffen wird. Diese Begegnung erzählt nuanciert von den Auswirkungen des menschlichen Einflusses auf die natürliche Welt. Im Working Artist Studios in Ballydehob präsentiert Fehr eine stereoskopische Videoinstallation mit dem Titel "Foreshore Act (Landscape Study)". Sie befasst sich mit der Nutzung und Privatisierung der irischen Gezeitenküste und setzt sich aus Infrarotbildern und räumlichen Tonaufnahmen zusammen, die er während seines Aufenthaltes in Irland gemacht hat.
Marcus Maeder- Künstler, Forscher und Komponist elektronischer Musik - präsentiert in Dublin einen Einblick in sein umfangreiches Projekt "Imeall an Chosta", "Küstenlinie" auf Irisch, das er in den letzten zwei Jahren in Glenkeen entwickelt hat. Das Projekt ist eine doppelte wissenschaftliche und künstlerische Erkundung der klimatischen Veränderungen entlang der Bucht Roaringwater Bay.Die Studie konzentriert sich auf die Auswirkungen des sich wandelnden Klimas auf die Wasser- und Landfauna, mit besonderem Augenmerk auf die biologische Vielfalt, und lauscht den komplizierten Beziehungen, die durch mikroklimatische Bedingungen und die Exposition lokaler Gemeinschaften im Kontext der Küstenökologie entstehen. Mit Hilfe akustischer Methoden erfassen automatische Audiorekorder und Sensoren, die strategisch in den Übergangszonen zwischen Wasser und Land platziert sind, in regelmäßigen Abständen die lokale Geräuschkulisse und geben so Aufschluss über die zeitliche und räumliche Dynamik der Artenvielfalt und die Abschwächung des Golfstroms (Atlantic Meridional Overturning Circulation). Diese ökoakustische Untersuchung eröffnet neue Wege zum Verständnis der Veränderungen, die überall um uns herum stattfinden. Alle Aufnahmen und gesammelten Daten sind online zugänglich. Am 07.03.2024 spielt Marcus Maeder zur Ausstellungseröffnung um 19 Uhr ein Konzert in der Bibliothek des Goethe-Instituts.
In seinem Konzert verwebt Marcus Maeder Feldaufnahmen der Roaringwater Bay aus seinem Forschungsprojekt "Imeall an chosta" mit Klangfragmenten und Passagen aus seiner letzten Veröffentlichung "Drifts". Das Ergebnis ist ein vielschichtiger, klanglicher Bau, der natürliche Klänge aus dem Meer und vom Land mit synthetischen Klängen zu einer harmonischen Polyphonie verbindet.
Sowohl Fehr als auch Maeder betreten Glenkeen Garden auf unsichtbaren Wegen. Indem sie ihren Fokus auf Wellenlängen richten, die mit dem bloßen Auge nicht wahrnehmbar sind, erweitern die Künstler unser Wahrnehmungsspektrum und legen unterschwellige Strömungen offen, die durch unsere Umgebung fließen.
Moritz Fehr
Moritz Fehr (*1981) ist ein in Berlin lebender Künstler, Forscher und Komponist, der die Überschneidungen von Objektivität und Emotion, Technologie und Natur sowie psychologische Aspekte des Hörens und Sehens erforscht. Seine Arbeiten, die Klang und bewegte Bilder umfassen, sind oft ortsspezifische Installationen. Fehr studierte an der Bauhaus-Universität Weimar und an der Tokyo National University of the Arts. Ebenfalls in Weimar promovierte er in Bildender Kunst. Seine Projekte wurden weltweit ausgestellt, unter anderem im Isabella Stewart Gardner Museum (Boston) und im Kunstverein Hildesheim.
Marcus Maeder
Marcus Maeder (geb. 1971) ist ein in Berlin lebender Künstler, Forscher und Komponist mit Schwerpunkt auf elektronischer Musik. Er hat Abschlüsse in Bildender Kunst, Philosophie und promoviert in Umweltsystemwissenschaften an der ETH Zürich. Seit 2005 ist er wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Computermusik und Tontechnik (ICST) der Zürcher Hochschule der Künste ZHdK. In seiner Forschung beschäftigt sich Maeder mit ökoakustischen Untersuchungen von Gebieten, Lebensgemeinschaften und Organismen unter dem Einfluss des Klimawandels und anderer Umweltprobleme.
Die Ausstellungs- und Veranstaltungsreihe ist kuratiert von Ben Livne Weitzman.