Ingeborg Bachmann: The Radio Family

in der Übersetzung von Mike Mitchell, mit einem Nachwort von Joseph McVeigh

Die Radiofamilie war der Titel einer Radio-Seifenoper, die in den 1950er Jahren im amerikanischen Sektor des besetzten Wien ausgestrahlt wurde. Vermutlich konzipiert als Beitrag zur Umerziehung der Bevölkerung nach der Niederlage des Nazis, kreisten die Sendungen um die Florianis, eine ganz normale Wiener Mittelschichtsfamilie, und „belauschten“ sie in ihrem täglichen Leben. Ingeborg Bachmann stand am Anfang ihrer Karriere als Schriftstellerin, als sie ab 1951 zusammen mit zwei Kollegen Texte für die Radiofamilie verfasste. Die fünfzehn Folgen, die sie beisteuerte, galten als verschollen, bis sie in den 1990er Jahren im literarischen Nachlass eines ihrer Ko-Autoren, Jörg Mauthe, auftauchten. Sie zeichnen ein faszinierendes und häufig sehr amüsantes Bild davon, wie sich Österreich sich selbst sah, oder – vielleicht – sich in den frühen 50ern selbst sehen wollte. Zu dieser Zeit begründete Ingeborg Bachmann ihren Ruf als eine der bedeutendsten deutschen Dichterinnen und gleichzeitig schrieb sie Hörspiele. Ihre Folgen für Die Radiofamilie und ganz besonders ihr Portrait einer durchschnittlichen Familie, erweitern das Wissen über ihre literarische Entwicklung in einer wichtigen, prägenden Phase ihres Schaffens.
 
Das deutsche Original erschien 2011 beim Suhrkamp Verlag, Berlin, unter dem Titel Die Radiofamilie.