Sibylle Lewitscharoff: Apostoloff

in der Übersetzung von Katy Derbyshire

„Weg und fort und Ende, sage ich. Ein Vater, der ein Ende macht, bevor er die ganze Familie zermürbt, ist eher zu loben als zu verdammen.“

Zwei Schwestern reisen in Luxuslimousinen nach Sofia, um ihren wenig geliebten Vater zu beerdigen. Wie Touristinnen werden sie vom charmanten Ruben Apostoloff herumchauffiert. Die eine Schwester sitzt auf der Rückbank, die andere auf dem Beifahrersitz, die eine hat eine scharfe Zunge und ist streitlustig, die andere höflich und rücksichtsvoll. In sarkastischem Ton zeigt ihnen Apostoloff die Schätze seines geliebten Landes: die Pfauenaugen-Töpferei, die giftige Farbstoffe benutzt; die Küste des Schwarzen Meeres, die gänzlich zerstört ist, und die Architektur, die ein Verbrechen des 20. Jahrhundert darstellt. Seine Bemühungen sie zu begeistern, sind zum Scheitern verurteilt, auch weil die schwere Last des bulgarischen Erbes den Schwestern anhängt: Ihr Vater, ein erfolgreicher Arzt und trübsinniger Emigrant, erscheint in ihren Träumen immer noch mit dem Strick um den Hals, mit dem er sich erhängte.

Dieses Buch ist eine bittere und gleichzeitig lustige Abrechnung zweier Töchter mit ihrem Vater und dessen Land. Mit Apostoloff wird Sibylle Lewitscharoffs einzigartige Stimme, geladen mit sprachlicher Scharfsinnigkeit und schwarzem Humor‚ einem neuen und interessierten Publikum vorgestellt.



2009 erschien das deutsche Original im Suhrkamp Verlag, Frankfurt, unter dem Titel Apostoloff.