Elfriede Jelinek: Charges (The Supplicants)

in der Übersetzung von Gitta Honegger

Die zahlreichen Krisen der vergangenen Jahre im Nahen Osten und Afrika habe Tausende verzweifelter Menschen dazu gebracht, dass sie versuchen, das Mittelmeer in der Hoffnung zu überqueren, nach Europa zu gelangen und dort in Sicherheit zu sein. Auf diesem Weg sind viele ums Leben gekommen, und diejenigen, die es geschafft haben, sehen sich einer mehr als ungewissen Zukunft gegenüber, da sich die Regierungen europäischer Staaten sehr zurückhaltend zeigen, wenn es um die Anerkennung von Flüchtlingen geht, oder gar um die Linderung ihrer Not.
 
In Charges (The Supplicants), analysiert die Literatur-Nobel-Preis-Gewinnerin Elfriede Jelinek in überzeugender Weise die Not von Flüchtlingen von der Antike bis zur Gegenwart und reagiert damit auf das unendliche Leid derer, die vor Tod, Zerstörung und politischer Unterdrückung aus ihren Heimatländern fliehen. Sie greift auf Quellen aus unterschiedlichen Epochen und mit unterschiedlichsten Zielsetzungen zurück, auf tagesaktuelle Blog-Beiträge, aber auch auf das Aischylos‘ Drama „Die Schutzflehenden“. Sie untersucht, was Flüchtlinge brauchen, wie unsere Gesellschaft sie sieht und welches politische, moralische und persönliche Engagement sie von uns erwarten. Mit Blick auf die momentane globale Flüchtlingskrise analysiert sie die Herausforderungen für die politischen und gesellschaftlichen Gegebenheiten und die psychologische Verfasstheit in den sicheren, behaglichen Ländern des Westens und erforscht, was Alltagssprache und Medienberichterstattung im Westen über die Wahrnehmung von Flüchtlingen verraten. In einer Welt, in der die Verunsicherung von Tag zu Tag stärker zu werden scheint, beschreibt Charges zum richtigen Zeitpunkt und unbeirrbar, wie wir die behandeln, die in ihrer Not zu uns kommen.
 
Das Original erschien 2013 bei Rowohlt Verlag GmbH, Reinbek, unter dem Titel Die Schutzbefohlenen.