Wer ist so verrückt und versucht, auf einem Besen einen Ball zu fangen? Wer rennt freiwillig einer Plastikscheibe hinterher? Die Antwort: gar nicht so wenige. Sie haben Spaß an einem Sport jenseits der Fußballbundesliga – auf dem Rasen, unter Wasser, in der Luft.
Von Jean Dumler
Die ganze Welt weiß: In Deutschland leben sehr viele Fußball- und Handballfans. Aber nicht nur. Wir präsentieren einige unkonventionelle und vielleicht deshalb sehr beliebte Sportarten – unsere Auswahl aus einer bunten Palette weiterer Disziplinen, die von Vereinen, Freundeskreisen, Volkshochschulen und Uni-Sportclubs angeboten werden und das ganze Jahr über Turnhallen, Rasen- und andere Sportplätze füllen.
Ultimate Frisbee
Ultimate Frisbee kombiniert Elemente verschiedener Sportarten wie Fußball, Basketball und American Football. Als Spielgerät bei diesem kontaktlosen Mannschaftsspiel kommt ein Frisbee zum Einsatz. Ziel ist, die Frisbeescheibe in der gegnerischen Endzone zu fangen. Besonders wichtig: der „Spirit of the Game“. Das heißt, Fairness und Sportsgeist stehen im Vordergrund. In Deutschland hat sich vor allem an den Hochschulen eine lebendige Ultimate-Community entwickelt, die sowohl Freizeit- als auch Wettkampfspiele organisiert.
Bierball (Flunkyball)
Nach dem 16. Geburtstag ist in Deutschland Biertrinken erlaubt. Da verbinden sich gerne neu gewonnene Freiheiten mit jugendlichem Übermut. Es wird Bierball – auch Flunkyball genannt – gespielt. Das Trinkspiel ist einfach: Zwei Mannschaften stehen sich gegenüber, in der Mitte befindet sich eine Flasche. Nun müssen die Mitspielenden die Flasche mit einem Ball umwerfen. Gelingt das einem Team, darf es so lange trinken, bis die Flasche wieder aufgestellt ist. Gefragt sind Wurfkünste, auch Trinkfestigkeit und ein guter Teamgeist. Trotz seiner unkomplizierten Regeln und seines humorvollen Charakters ist Bierball für viele eine ernste Angelegenheit: Allzu zu oft wird geschummelt.
Unterwasser-Rugby
Schon seit den 1960er-Jahren sind deutsche Schwimmbädern Schauplatz einer dynamischen Sportart: Unterwasser-Rugby. Ein dreidimensionales Spiel, von Tauchvereinen weltweit übernommen. Zwei Mannschaften versuchen, einen mit Salzwasser gefüllten Ball im gegnerischen Korb zu versenken. Die Spieler tragen Schnorchel, Flossen und Taucherbrillen – so bleiben sie unter Wasser beweglich. Wer mitmacht, braucht Ausdauer und strategisches Denken. Denn das Spiel findet sowohl über als auch unter der Wasseroberfläche statt.
Segelfliegen
Personen, die sich für diese Luftsportart begeistern, schulen gleichzeitig ihr Wissen über naturwissenschaftliche Phänomene wie Thermik und Wetterkunde und trainieren ihre Konzentration. Segelfliegen heißt, in motorlosen Flugzeugen stundenlang in der Luft zu bleiben und ruhig „segelnd“ weite Strecken zurückzulegen. Deutschland ist ideal für diese Sportart, bietet es doch kilometerweise Flachland und außerdem viele Flugplätze und Ausbildungszentren.
Quidditch
Wer die Harry-Potter-Bücher gelesen oder die Filme gesehen hat, kennt auch Quidditch. Inspiriert von dem Weltbestseller, hat sich der von der Autorin Joanne K. Rowling erdachte Wettbewerb über die Jahre hinweg zu einer realen Sportart entwickelt, die von vielen Enthusiasten auf der ganzen Welt gespielt wird. Auch in Deutschland gibt es mittlerweile eine recht aktive Quidditch-Gemeinde, die regelmäßig Turniere und Trainings organisiert. Das Ganze findet auf einem rechteckigen Feld statt und vereint Elemente aus Rugby, Völkerball, Handball. Da die Spieler, anders als in den Romanen, naturgemäß nicht fliegen können, bewegen sie sich mit einer Art Besen zwischen den Beinen fort, was dem Spiel einen herzlich albernen Charakter verleiht. Die Mitspielenden nehmen verschiedene Positionen wie Jäger, Hüter, Treiber und Sucher ein, da sind jeweils unterschiedliche Fähigkeiten gefragt.